Im Rahmen der 33. Tage der Jüdisch-Israelischen Kultur haben wir neben Konzerten, Ausstellungen, Filmvorführungen und Buchvorstellungen auch Vorträge ins Programm genommen. Insbesondere nach dem 7. Oktober 2023 ist das Informationsbedürfnis zu Israel und zu geschichtlichen Hintergründen deutlich gestiegen. Hinzu kommt leider der wieder zunehmende Antisemitismus, der nie weg war, aber nun vermehrt öffentlich zu Tage tritt.
Die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ist seit vielen Jahren Kooperationspartner der Kulturtage und zudem haben wir bei der LZT zahlreiche Publikationen zu Israel im Angebot. Da ich in der LZT für das Themengebiet Israel und jüdisches Leben zuständig bin, hat es sich angeboten damit ein inhaltliches Vortragsangebot zu den Kulturtagen zu bieten. Im vergangenen Jahr habe ich dazu drei Vorträge zum Thema “Bleibt der Friede im Nahen Osten ein frommer Wunsch – Israel nach dem 7. Oktober 2023” und zum Thema “Wem gehört der Nahe Osten eigentlich?” gehalten. Dabei habe ich insbesondere die Jahre seit der Staatsgründung 1948 in den Blick genommen und die historischen Linien 3000 zurück gezogen. In diesem Jahr habe ich aus aktuellem Anlass das Thema “Judenhass und Antisemitismus” in den Mittelpunkt gerückt.
Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 verschärfte die Lage im Nahen Osten und befeuerte globalen Antisemitismus. Anschläge in Europa, Gewalt gegen jüdische Einrichtungen und antisemitische Ausschreitungen in vielen Ländern sind deutliche Zeichen. Judenhass hat tiefe Wurzeln, reicht 2.500 Jahre zurück und fand Ausdruck im christlichen Antijudaismus, der Ausgrenzung im Mittelalter und dem politischen Antisemitismus. Er gipfelte in der Wannsee-Konferenz und mündete in den Verbrechen von Auschwitz, besteht aber bis heute in den Ideologien der Neuen Rechten und anderer Vereinigungen fort.
In meinem Vortrag habe ich die zunehmende Feindseligkeit gegenüber jüdischen Menschen historisch und politisch eingeordnet und sowohl deren Bezüge zur Geschichte der Juden im Nahen Osten als auch Perspektiven für die heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen in Israel und die geopolitische Landschaft der Region beleuchtet.
In die Regionalbibliothek Gera waren 35 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Gera und Umgebung gekommen. Im anschließenden Gespräch gab es etliche Nachfragen und viel Zustimmung dazu häufiger inhaltliche Veranstaltungen zu Israel durchzuführen. Mir sind drei Dinge bei der Bekämpfung des Antisemitismus besonders wichtig. Es muss viel mehr Informationen über jüdisches Leben, Israel und die geschichtlichen Hintergründe geben. Jugendbegegnungen, Schul- und Städtepartnerschaften sowie der Kultur- und Sportaustausch sind wunderbare Gelegenheiten Menschen zusammen zu bringen und Vorurteile abzubauen. Zum Dritten geht es darum, Position zu beziehen. Solidarität mit Menschen, die von Antisemitismus betroffen sind ist ebenso wichtig, wie Widerspruch (insbesondere im persönlichen Umfeld). Dies gelingt am Besten mit guten Argumenten. Ich hoffen, dass mein heutiger Vortrag einen kleinen Beitrag dazu leisten kann. Mittwoch, 18 Uhr, werde ich das nächste Mal mit dem Thema in der Volkshochschule Meiningen zu Gast sein.
Vielen Dank den Organisatoren des heutigen Abends – insbesondere Cat Hentschelmann engagiert sich in Gera schon seit vielen Jahren für die Kulturtage. Auch die beigefügten Bilder des gestrigen Abends stammen von Cat.