Um dem zunehmenden Antisemitismus zu begegnen bedarf es nach meiner festen Überzeugung zwei Dinge. Dies ist zum einen deutlich mehr Bildung in diesem Bereich, insbesondere zur Entstehungsgeschichte des Staates Israel und über die historischen Ursachen und Auswirkungen des Antisemitismus. Zum anderen ist es jüdisches Leben sichtbar zu machen und die Gelegenheit zu Begegnungen mit Jüdinnen und Juden zu organisieren. Letzteres ist gar nicht so einfach.
In Thüringen gibt es derzeit 700 Jüdinnen und Juden und die meisten von ihnen leben in Erfurt und gehören der dortigen Gemeinde an. In Jena und Nordhausen gibt es noch “Außenstellen der Jüdischen Gemeinde”, aber in vielen Regionen Thüringens leben keine Juden mehr und sind dort auch nicht sichtbar.
Zu diesen beiden Themengebieten fanden gestern gleich drei Veranstaltungen statt, bei denen ich jeweils in Grußworten auch auf den zunehmenden Antisemitismus hingewiesen habe. Am Vormittag fand im Rahmen der ACHAVA Festspiele das Schülerforum im Plenarsaal des Thüringer Landtages statt. 300 Schülerinnen und Schüler waren bei dem Forum dabeim, um etwas über jüdisches Leben, Kultur und Geschichte zu erfahren. In zahlreichen Workshops wurde viel Wissen vermittelt. Danke Martin Kranz und seinem Team für diesen wichtigen Beitrag, den ACHAVA seit vielen Jahren fest im Programm hat. Sehr gerne habe ich bei der Gelegenheit auch einmal wieder am Rednerpult im Thüringer Landtag gestanden und zu dem vollbesetzten Haus gesprochen. Mein “letztes Mal” dort ist schon 15 Jahre her 😉
Um die Mittagszeit fand im Thüringer Landtag die Eröffnung der Ausstellung der Fotografin Halina Hildenbrand “Sei a Mensch.” gemeinsam mit dem Landtagspräsidenten statt. Bereits zum dritten Mal konnte ich die Ausstellung mit eröffnen und habe gerne für die LZT organisiert, dass die Wanderausstellung nach dem Stadtmuseum und der VHS Meiningen nun im Thüringer Landtag gezeigt wir. Halina Hildebrand hat mit ihren Fotos in beeindruckender Form Porträts und zerstörte Gebäude in Israel nach dem 7. Oktober 2023 festgehalten.
Wir planen die Ausstellung noch in Mühlhausen und Gera zu zeigen. Bis 9. Oktober ist sie aber zunächst im Thüringer Landtag zu sehen. Über 100 interessierte Schülerinnen und Schüler waren allein bei der Eröffnung dabei. Ich wünsche mir viele interessierte Besucher.
“Tacheles mit Simson” ist ein ausgesprochen erfolgreiches Format der Jüdischen Landesgemeinde und des Fördervereins für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen. Johannes Gräßer und sein Team sind seit vier Jahren mit einem Bauwagen an Schulen unterwegs und vermitteln Wissen über jüdisches Leben.
Gestern wurde die nächste “Runde” eröffnet und sehr gerne war ich mit der Thüringer Sozialministerin Katharina Schenk und dem Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Reinhard Schramm dabei.
Vielen Dank der Schulleiterin Frau Kirchner der BBS St. Elisabeth in der Mittelhäuser Straße Erfurt für die Gastfreundschaft. Die Vermittlung solcher Informationsveranstaltungen lebt davon, dass Schulen mitmachen. Vielen Dank auch für die Fotos an Alice End.