Armut, die Betroffenheit auslöst
“Armut ist die schlimmste Menschenrechtsverletzung in Mali” so sagte es uns der deutsche Botschafter am ersten Tag unserer Reise. Wir wussten alle in der Delegationsgruppe vor Reiseantritt, das Mali zu den drei ärmsten Ländern der Welt gehört.
Aber es ist ein gewaltiger Unterschied, wenn man von Armut in den Medien liest und die Bilder im Fernsehen sieht, oder Armut an jeder Straßenecke erlebt und in die Gesichter der Kinder blickt.
Beim Gang durch unsere Partnerstadt sahen wir vor allem abseits der beiden einzigen Teerstraßen, die die Stadt kreuzen, bittere Armut und Kinder, die auf Müllhalden spielten, waren leider keine Seltenheit.
Auf dem Markt der Stadt pulsierte das Leben auch am Sonntag. Für europäische Verhältnisse allerdings mit katastrophalen hygienischen Bedingungen. Fisch, Fleisch und viele Dinge, die wir gar nicht einordnen konnten, unmittelbar neben einer provisorischen Kanalisation. Wenige hundert Meter weiter mitten in der Stadt ein Anbaugebiet für Gemüse, welches von einer Art Genossenschaft betrieben wird. Für alle in der Gruppe waren dies prägende Einblicke hinter die Fassaden unsere Partnerstadt.
Gleichzeitig sahen wir aber auch die ausgelassene Freude der Menschen in Mali. In tollen Kleidern und Trachten wurden mehrere Hochzeiten neben dem Rathaus gefeiert. Sonntag ist Hochzeitstag und da versammeln sich alle Freunde, so dass das Standesamt bei jeder Trauung überfüllt ist. Zum Hochzeitskorso durch die Stadt brechen danach dutzende Mopeds auf. Auch darauf selbstbewußt und in Festtagskleidung junge Frauen und Männer.
Am Nachmittag besuchten wir das Nationalmuseum in Bamako. Ein eigentümlicher Kontrast für uns zu den gerade gesehenen Bildern in Kati. Der Nationalpark ist ein wunderschön angelegter Park und ein Museum, welches die Stoffproduktion, Masken und Rituelle Gegenstände der Geschichte Malis präsentiert.
Zur anschließenden Bootsfahrt auf dem Niger hielten wir einige hundert Meter vor dem Fluß und gingen durch eines der zahlreichen Armutsviertel der Stadt. Unbeschreibliche Zustände, vor allem aber die fehlende Kanalisation, ganz zu schweigen von der nicht vorhandenen Müllentsorgung erschreckten uns.
Während einer Kahnfahrt auf dem Niger, der Lebensader des Landes sahen wir am Uferrand wieder die krassen Gegensätze. Aufwändig gebaute Villen am Ufersrand und direkt daneben Blechhütten, in denen die Angestellten wohnen. Wäsche waschen und Köperpflege findet alles im Fluß statt, während nur wenige Meter daneben die Abwässer in den Fluß sickern. Es ist nur schwer zu ertragen, wenn man Kinder sieht, die im Müll spielen, während daneben notdürftig Müll verbrannt wird.
Das Durschnittseinkommen in Mali liegt umgerechnet bei einem Euro pro Tag und die Lebenserwartung bei 55 – 60 Jahren. An beiden Zahlen wird sich sobald auch leider noch nicht viel ändern. Auch wenn wir nur einen Mosaikstein legen können, ist unsere Hilfe in unserer Partnerstadt Kati (über)lebensnotwendig.
Die Bilder vom Tag:
Als großer Afrika-Fan wünsche ich Dir weiterhin so spannende Eindrücke. Und danke, dass Du uns daran teilhaben lässt. 🙂