Integration ist mehr als nur ein Wort
Auf der nach oben offenen linken Empörungsskala gab es gestern wieder einmal einen heftigen Ausschlag. Die Forderung unseres CDU-Stadtratskollegen Michael Hose nach einer Höchstquote von einem Drittel Kindern mit Migrationshintergrund in Erfurter Grundschulen löste bei der inklusionspolitischen Sprecherin der Fraktion der Linken einen heftigen Beißreflex aus. Dies kann man zumindest annehmen, falls sie die dazu gehörige Pressemitteilung selbst geschrieben hat.
Sie meinte, Michael Hose würde falsche Vorurteile verbreiten, er wäre diskriminierend und ein Fall für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Für das Abschneiden in der Schule meinte sie den Berufsstatus und Bildungsstand der Eltern für maßgeblich zu erkennen. Diese Feststellung ist allerdings unvollständig und falsch – nicht der Bildungsstand oder Schulabschluss der Eltern ist entscheidend, sondern die Bildungsorientierung, also welchen Stellenwert die Eltern der Bildung ihrer Kinder beimessen. Dies gilt auch für Eltern mit Migrationshintergrund. Die Kollegin der Linken verkennt dabei zudem, dass die derzeit bestehenden Probleme in den betroffenen Grundschulen vor allem etwas mit den mangelnden Deutschkenntnissen und der noch nicht erfolgten Integration der Kinder zu tun haben. Einige Erfurter Grundschulen haben derzeit mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund eine besondere Integrationsleistung zu erbringen und kommen personell an ihre Grenzen.
Die derzeitige Konzentration auf einzelne Schulen in Erfurt hat etwas mit der Mietsituation in einzelnen Stadtteilen zu tun – dies korrespondiert auch mit der sozialen Situation vieler deutscher Familien. Für eine gelingende Integration gibt es drei Möglichkeiten:
1. Zu früh wie möglich beginnen. Dies würde bedeuten frühestmöglich in eine Kita. Fakt ist aber, dass nur ein Viertel der rund 450 Kinder mit Migrationshintergrund im Kita-Alter tatsächlich einen Kita besuchen. Mangels Kita-Plätzen agiert die Stadt auch nicht wirklich intensiv und so kommen viel Kinder in die Grundschule ohne eine Kita besucht und Deutsch gelernt zu haben. Dies führt schon zu verschlechterten Startbedingungen.
2. Die Kinder müssten intensiv in der Schule mit Ganztagsangeboten unterstützt und fachlich besser begleitet werde, bis hin zu Schulsozialarbeit an den betroffenen Grundschulen. Für diese Integrationshilfestellungen wäre die Stadt zuständig – respektive die linke Beigeordnete für Soziales und Bildung.
3. Die personelle Situation bezüglich qualifizierter Lehrer müsste verbessert werden. Dafür wäre dann die linke Kultusministerin zuständig.
An die jeweiligen Verantwortlichen trauen sich die linken Kommunalgenossen nicht heran, sonst müssten sich ihre Kritik und ihre Forderungen konsequenterweise an die Verantwortlichen richten. Ich habe heute für unsere Fraktion erklärt, dass wir eine gelingende Integration von Kindern und Jugendlichen wollen. Wenn die derzeitige personelle Situation dies in den betroffenen Grundschulen nur zum Teil ermöglicht ist eine ausgewogenere Verteilung auf verschiedene Grundschulen sinnvoll. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass zu dem Thema eine sachbezogene Diskussion im zuständigen Fachausschuss geführt wird – subtanzlose Unterstellungen und Diskriminierungsvorwürfe sind dafür wenig hilfreich!