Das Massaker der Hamas vor eineinhalb Jahren hat die Situation im Nehen Osten dramatisch verschärft, auf Jahre oder vielleicht sogar auf Jahrzehnte unlösbar gemacht und den weltweiten Judenhass – auch in Deutschland verstärkt. Der letzte Thüringen-Monitor 2023 verzeichnet einen starken Anstieg des israelbezogenen Antisemitismus auf 19 Prozent Zustimmung. Die Daten dafür wurden allerdings 2023 erhoben und es ist anzunehmen, dass die Zahlen in diesem Jahr noch einmal dramatisch steigen.
Bei den öffentlichen Diskussionen stelle ich immer wieder fest, wie wenig die Menschen über die Geschichte Israel, die Geschichte der Juden und über die Entstehung von Antisemitismus wissen. Gerne habe ich deshalb die Anfrage der Thüringer Sportjugend angenommen und bin heute in das SEZ Kloster an die Bleilochtalsperre gefahren. Dort fand ein mehrtägiges Seminar der Freiwilligendienstleistenden der ThSJ statt und ich durfte im Rahmen des Seminars einen Vortrag über die Geschichte Israels und den Antisemitismus halten vor den 40 jungen Teilnehmenden sprechen.
Ausgehend vom AGG, welches sich klar gegen religionsbezogenen Diskriminierung wenden, habe ich erklärt, wo der Antisemitismus herkommt und was ihn verstärkt. Neben den antisemitischen Stereotypen hat in den letzten Jahren der israelbezogenen Antisemitismus zugenommen. Die Grenze zwischen Kritik an der Politik Israels und dem Antisemitismus wird dabei häufig überschritten. Anhand der sogenannten 3D-Regel (Doppelstandards, Delegitimierung und Dämonisierung) kann man dies klar angrenzen. Daran knüpft auch die IHRA-Definition mit Beispielen wie der Aberkennung des Existenz- und Selbstbestimmungsrechts Israels, dem Vergleich bzw. der Gleichsetzung Israels mit dem Nationalsozialismus, dem Anlegen anderer Maßstäbe an Israel als an andere Länder, das Verantwortlichmachen von Juden aus aller Welt für das Regierungshandeln Israels und die Bezugnahme auf Israel oder Israelis mit antisemitischen Bildern, Symbolen oder Floskeln.
Wie geht man mit antisemitischen Äußerungen in der Jugendarbeit oder in der Schule um? Für mich sind dazu drei Dinge wichtig:
1. Wissen um die Situation und Historie in Israel.
2. Neben dem Holocaust der im Schulplan festverankert ist, muss auch gelehrt werden wo Antisemitismus her kommt und zu welchen Folgen Ausgrenzung und Hass führen.
3. Es müssen Gelegenheiten geschaffen werden, junge Jüdinnen und Juden kennenzulernen.
4. Es braucht einen klaren Wertekompass, um grundsätzlich allen antisemitischen Aussagen entgegen zu treten.
In den nächsten Wochen werde ich noch mehrmals Vorträge zu diesem Thema in Gera und Meiningen im Rahmen der Jüdisch-Israelischen Kulturtage halten. Ich hoffe dann auf ein ähnlich interessiertes Publikum, wie heute im SEZ Kloster zu stoßen.