Seit 33. Jahren findet die Jüdisch-Israelischen Kulturtage in Thüringen statt. Seit rund 20 Jahren bin ich im Vorstand des Fördervereins und ich kann mich daran erinnern, dass wir oft darüber gesprochen haben, was wir zu den Kulturtagen präsentieren. Israelische Kultur ist viel mehr als Klezmer und wir stellen jedes Jahr die ganze Bandbreite vor. Aber Klezmer gehört natürlich auch immer dazu und der gestrige Abend hat auch wieder einen Beleg geliefert, warum dies so sein muss. Rund 80 Gäste waren begeistert und klatschten und sangen mit.
Das London Klezmer Quartett war dafür verantwortlich und hat gestern Abend live im COMMA Gera im Rahmen der Jüdisch-Israelischen Kulturtage gespielt. In der klassischen Klezmer-Besetzung mit Geige, Klarinette und Akkordeon sowie der unverwechselbaren Altstimme der Kontrabassistin Indra Buraczewska – die sagt, sie könne problemlos mit Frank Sinatra mithalten – begeisterte das London Klezmer Quartet sein Publikum.
Sie spielten festliche osteuropäisch-jüdische Tänze wie Bulgars, Freylekhs, Horas und Khosdils, die von der jüdischen Welt Osteuropas im 19. Jahrhundert über Lettland, die Ukraine und Ungarn bis ins New York der 1950er Jahre führen, mitten in den Glamour der amerikanisch-jiddischen Swing-Szene. Indra sang über Bulbes (Kartoffeln) und Borsht, ein rumänisches Liebeslied und das jiddische A Glezele Jaš (Schnaps), nach dem alles funkelt und die Füße beginnen, sich in Kreisen zu drehen! Goodbye New York erzählte von unerfüllten Träumen in Amerika und der Sehnsucht nach Europa. Go Down Moses, bekannt durch Louis Armstrong, thematisierte die Befreiung der Gefangenen in Ägypten – passend zum nahenden Pessach-Fest.
Gerne habe ich den Abend für unseren Förderverein eröffnet und den Organisatoren in Gera gedankt. Cat Hentschelmann und sein Team leisten eine tolle Arbeit. Dank gebührt auch der Stadt Gera, die die Kulturtage unterstützt. Dem Kulturamtsleiter Felix Eckerle konnte ich unseren Dank direkt mit auf den Weg geben. Montag Abend werde ich wieder in Gera sein. Dann halte ich in der Stadtbibliothek einen Vortrag über Israel und Antisemitismus.