Erinnern und Gedenken

Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof
Gedenken auf dem Jüdischen Friedhof
Im Gedenken an die Opfer der Pogromnacht vom 9. November 1938 versammelten sich heute Vormittag zahlreiche Erfurterinnen und Erfurter auf dem Jüdischen Friedhof. Zahlreiche Vertreter der Politik unter anderem die Landtagspräsidentin Birgit Diezel, Justizminister Holger Poppenhäger und Oberbürgermeister Andreas Bausewein sowie mehrere Landtagsabgeordnete, Vertreter der Stadtratsfraktionen von CDU, SPD, Linken und FDP signalisierten ihren parteiübergreifenden Willen sich gemeinsam mit der Jüdischen Landesgemeinde zu erinnern und zu mahnen. Mahnende Worte gab der Voritzende der Jüdischen Gemeinde Wolfgang Nossen den Teilnehmern mit auf den Weg. Der neue Rabbiner Konstantin Pal sprach das erste Mal öffentlich zu den Erfurtern. Am Freitag wird er feierlich in sein Rabbineramt eingeführt. Beeindruckt war ich auch in diesem Jahr von den Schülerinnen des Evangelischen Ratsgymnasiums, die sich intensiv mit dem Schicksal einer jüdischen Schülerin auseinandersetzten.
Die fünfte DenkNadel
Die fünfte DenkNadel
Am Abend wurde anknüpfend an das Erinnern am heutigen Tag die fünfte DenkNadel aufgestellt. Der Arbeitskreis Erfurter GeDenken 1933 – 1945, in dem ich die CDU Stadtratsfraktion vertrete, hatte bereits am 9. November letzten Jahres die ersten vier Nadeln initiiert, die in der Straße des Friedens, der Puschkinstraße und auf dem Domplatz in Erinnerung an ehemalige jüdische Mitbürger aufgestellt wurden. Das Gedenken mit dem Erinnern verknüpfen – dies bewegte heute mehr als 100 Erfurterinnen und Erfurter in der Bahnhofstraße 40. Neben dem Haus wurde eine DenkNadel für den jüdischen Arzt Dr. Ernst Ehrlich aufgestellt. Bis zum 9. November 1938 praktizierte er in seiner Artzpraxis in der Bahnhoftsraße 40. In der Pogromnacht wurde auch er von der Gestapo verhaftet, gequält und in das KZ  Buchenwald verschleppt. 1942 starb er im KZ Theresienstadt. Die Kosten für die Denknadel in Höhe von 2.000 Euro brachten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bank privat durch Spenden auf. Ein herzliches Dankeschön hierfür. Künftig möchte der Arbeitskreis regelmäßig am 9. November weitere Nadeln aufstellen und damit die Erinnerungen an unsere ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger wach halten.

Gedenken an die Opfer der Pogromnacht

9 November
Gedenken auf dem jüdischen Friedhof
Kein Tag steht so sehr wie der 9. November für die Widersprüchlichkeit der deutschen Geschichte. Neben dem Fall der Berliner Mauer, der heute überall gefeiert wurde, ist dieser Tag mit seinem Gedenken an die Pogromnacht von 1938 und an deren Opfer sowie den folgenden Holocaust fortwährende Mahnung. Wie in den vergangenen Jahren auch war ich deshalb am Vormittag beim Gedenken auf dem jüdischen Friedhof dabei. Schüler des Erfurter Ratsgymnasiums erinnerten auch an die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen.  
9 November (14)
Wiedersehen mit Marianne Spier-Donati an der Denknadel
Dieser Verantwortung will der Arbeitskreis “Erfurter Gedenken” auch mit seiner Aktion und dem Aufstellen der ersten vier Denknadeln gerecht werden. Diese Denknadeln sollen künftig im Erfurter Stadtbild an verfolgte und ermordete jüdische Mitbürger erinnern. Die erste der Nadeln erinnert an die Eheleute Hilde und Carl Ludwig Spier in der Straße des Friedens 1. Sie bewohnten dieses Haus bis zu ihrer Verteibung mit ihrer Tochter Marianne Spier, die 1930 in Erfurt geboren wurde. Nach fünf jahren flüchtete die Familie nach dem In-Kraft-Treten der Rassengesetze. 60 Jahre später kehrte Marianne Spier-Donati auf Einladung des damaligen OB Manfred Ruge erstmals in ihre Geburtsstadt zurück. Marianne  Spier-Donati war heute gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin Olga Tarcali wieder in Erfurt. Olga Tarcali hat ihrer Lebensgeschichte in einem bewegenden Buch “Rückkehr nach Erfurt” aufgeschrieben. Ich habe mich über das Wiedersehen mit beiden Frauen sehr gefreut. Bereits vor einigen Jahren konnte ich im Rahmen des Denktag-Projektes der Konrad-Adenauer-Stiftung mit ihnen gemeinsam das Buch bei einer Buchlesung bei Peterknecht vorstellen. Weitere Denknadeln werden in Erfurt folgen. Für eine der Nadeln haben die Stadträte aller Stadtratsfraktionen Geld gegeben. Ein gutes, ein hoffnungsvolles Zeichen!  
9 November (15)
Wer die Rose ehrt...
Dieses Signal fand auch Würdigung bei der Abendveranstaltung im Erfurter Rathaus. Dort trugen sich 15 Erfurterinnen und Erfurterin das Goldene Buch der Stadt ein.  Das Rahmenprogramm mit einer Festrede von Probst Falke reflektierte die Zeit der Wende und der ersten Demonstrationen in Erfurt. Das Lied von Renft “Wer die Rose ehrt, der ehrt heutzutage auch den Menschen” passte wunderbar dazu. Ein Tag der viel Anlass zum Nachdenken gibt!