Gegensätze in Thüringen

In Jena fehlen die Gebäude – in Triptis stehen sie leer
Gegensätzlicher konnten die Eindrücke innerhalb einer Woche nicht sein. Ausdrücklich bezieht sich das nicht nur auf das Wetter – letztes Wochenende noch Oktober-Höchsttemperaturen von über 20 Grad und heute auf der Heimfahrt aus Jena Schneetreiben. Montag war ich als Generationenbeauftragter bei einem Termin in Triptis. Ein Projekt für alle Generationen in der Kleinstadt soll dort entwickelt werden. Heute Abend war ich dann zum Wochenabschluss bei einem Vortrag beim Verein Reich-Weite Generationenprojekt Jena e.V. Neben dem Engagement, was sowohl in Triptis als auch in Jena beachtlich ist, könnten die Gegensätze kaum größer sein. In Triptis gab es einmal 5.000 Einwohner, heute sind es 4.000 Einwohner und in einigen Jahren werden es nur noch 3.000 sein. Viele Gebäude stehen leer und die Kommunalpolitiker suchen nach Perspektiven und Nachnutzungsmöglichkeiten. Das ehemalige Kulturhaus steht, leer ist noch in einem relativ guten Zustand und würde Raum für Gastronomie- und Generationenprojekte bieten. Allerdings setzt selbst das beste Nutzungskonzept voraus, dass es von den Menschen in Triptis angenommen wird. Die Angebots- und Nutzungsanalyse steht noch aus, ich werde das Projekt gerne unterstützen, aber auch ehrlich signalisieren, wenn ich keine Perspektive sehe. In Jena ist die Situation genau anders herum. Die Stadt wächst, es ziehen immer mehr Menschen aus dem Umland nach Jena, Wohnraum wird knapp und leerstehende Gebäude selbst für die besten Projekte gibt es nicht mehr. Der Verein Reich-Weite e.V. will ein Mehrgenerationenwohnprojekt realisieren. Ich habe heute bei meinem Vortrag die bestehenden Mehrgenerationenprojekte (von den Mehrgenerationenhäusern bis zu Wohnprojekten) vorgestellt. Studien des Thüringer Bauministeriums belegen, dass zwar der Bedarf an Wohnraum in Thüringen zurückgeht, aber dies regional unterschiedlich ist. Steigend ist hingegen der Bedarf an seniorengerechten bzw. barrierearmen Wohnraum, nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung, aber auch, weil in der Vergangenheit zu wenig auf Barrierefreiheit geachtet wurde. Die Wohnungsgesellschaften in den großen Städten kommen nicht nach und im ländlichen Raum geht es sowieso meist um Rückbau. Gut wenn sich Menschen in Eigeninitiative zusammen tun, aber in Jena fehlt schlicht das geeignete Bauobjekt. Seit über zwei Jahren geht die Suche nach einem geeigneten Haus. Wenngleich ich bei der Suche nach Räumlichkeiten nicht helfen kann (die Verlagerung der Projektidee nach Triptis geht leider nicht), werde fachlich gerne das Projekt weiter begleiten.

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