Derby-Time in Erfurt I

Kostet wieder viel Geld
Kostet wieder viel Geld
Gleich zwei Thüringen-Derbys gab es am Wochenende in Erfurt. Bei beiden ging es um Sport – aber nur bei einem der Derbys brauchte es rund 600 Polizisten um für Ordnung zu sorgen. Mit meinen Söhnen war ich am Samstag bei Derby im Steigerwaldstadion dabei. Das letzte Aufeinandertreffen in der Liga liegt schon etliche Jahre zurück weil Erfurt in der 3. und Jena nur in der Regionalliga spielte. Mit dem Aufstieg von Jena geht es aber nun wieder um die banale Frage nach der der Nummer 1 in Thüringen – nicht mehr und nicht weniger. Bedingt durch das Drama um die Westtribüne waren nur 12.499 Zuschauer da – möglicherweise hätten es mit geöffneter Tribüne auch 18.000 sein können. Allerdings bewährte sich die Polizeitaktik die beiden Fangruppe weit auseinander zu halten. Vom Bahnhof ins Stadion wurden die Jena gut begleitet, dort in ihren Block geleitet und wieder zurück gebracht. Bis auf kleiner Rangeleien und einige Flaschenwürfe blieb es friedlich. Im Stadion sorgten vor allem die Erfurter Ultras für „Stimmung“. Zahlreiche Pyros und das Verbrennen eine Jena-Fahne werden sicher noch ein mal den DFB auf den Plan rufen und könnten den Verein eine Geldstrafe oder einen Teilausschluss der Fans einbringen. Ich habe für so etwas absolut kein Verständnis! Ach ja, Fußball wurde auch gespielt. RWE gewann durch ein Tor vom gerade eingewechselten Bieber glücklich mit 1:0. Ein tolles Spiel war es leider nicht, aber meine beiden Söhne waren trotzdem begeistert und haben Schal und Fahne geschwenkt. Die Nummer 1 in Thüringen ist wieder RWE. Allerdings könnte sich das zum Pokalachtelfinale schon wieder drehen. Gunda Niemann loste in der Halbzeitpause die Pokalspiele des TFV aus. Erfurt muss Anfang Oktober nach Jena 😉 Bilder aus dem Steigerwaldstadion  

Mit 100 hat man noch Träume…

Ausstellungsplakat
Altersbilder und Vorstellungen zu ihrem Leben, die die älteren Menschen haben sind nicht immer gleich. Als Beauftragter der Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen habe ich eine Ausstellung „Mit 100 hat man noch Träume“ in der Stadtkirche St. Michael in Jena finanziell gerne unterstützt und war heute auch im Rahmenprogramm der sechswöchigen Ausstellung zu einem Vortrag im Gemeindezentrum, dem Lutherhaus. Mit der Ausstellung soll dem Alter eine Stimme gegeben werden – Achtung und Respekt vorm Alter. Fotos von 100jährigen geben Anlass zum Gespräch und lassen staunen. Sie machen neugierig auf die Geschichten, die sich in den Gesichtern spiegeln. Der Gemeindesaal war bei meinem Vortrag mit über 100 engagierte Seniorinnen und Senioren rappelvoll (obwohl die Vortragszeit 9.30 Uhr war). Nicht minder überrascht, wie über das große Interesse war ich davon, dass nach einem 90minütigen Vortrag noch eine einstündige intensive Fragerunde von den Besuchern gestartet wurde. Respekt! Jena hat hochmotivierte Senioren, die sich nicht mit dem vermeintlichen Ruhestand abfinden. „Will you still need me, will you still feed me,  when I’m sixty-four?“ haben die Beatles in einem ihrer Lieder geschrieben. Später hat Udo Jürgens behauptet mit 66 Jahren fänge das Leben erst an. Heute haben selbst 80jährige noch viel vor mit ihrem Leben. Die Ausstellung „Mit 100 hat man noch Träume“ ist vom 20.9. bis 19.11. in der Stadtkirche St. Michael zu sehen Die Rede zum Thema  Alte, die immer aktiver werden und Junge, die es wegzieht – Generationen im Wandel! Stirbt Thüringen aus oder welche Projekte brauchen wir?“

Mit einem Fuß im Paradies…

Gesprächsforum beim Kirchentag
… dies war das Motto des 2. Mitteldeutschen Kirchentages der EKM an diesem Wochenende und nicht, wie es durchaus hätte sein können das Motto für den Wahlabend. Der Kirchentag in Jena hatte erstmals ein Zentrum Älterwerden und ich habe mich darüber gefreut, als Generationenbeauftragter des Freistaates zu einer Gesprächsrunde dazu eingeladen zu sein. Unter anderem waren auch Altbischof Dr. Christoph Kähler und der ehemalige Chefredakteur der TLZ Hans Hoffmeister eingeladen, um über die demographische Entwicklung in Thüringen und über die Erwartungen an das Alter zu sprechen.
Altbischof Kähler
Ich fand sowohl die Themenwahl, als auch die inhaltlich vorgebrachten Thesen sehr gelungen. Gut, dass es beim Kirchentag neben dem Jugendkirchentag auch viel Platz für unsere älterwerdende Generation gab. Rückblick auf den Kirchentag Rückblick im MDR      

Wohnungsplanung ist Zukunftsplanung

Podiumsdiskussion beim Wohnungsgipfel
„Zuhause im Freistaat“ war der Titel des 1. Thüringer Wohnungsgipfels, der heute in Regie des Thüringer Bauministeriums im Congress-Center der Erfurter Messe stattfand. Bauminister Christian Carius erläuterte bei der Eröffnung die Wohnungssituation in Thüringen. Derzeit gäbe es mit Ausnahme der Ballungsräume Erfurt und Jena ausreichend Wohnraum in Thüringen und ansonsten wäre auch der Leerstand im erträglichen Rahmen. Ein Viertel der Thüringerinnen und Thüringer wohnt im eigenen Wohnraum. Damit liege Thüringen knapp über dem Bundesdurchschnitt und im Osten an der Spitze. Thüringen sei damit das Land der „Häuslebauer im Osten“. Für eine generelle Mietpreisbremse sieht Carius derzeit keine Notwendigkeit. Wohnungen (rund 5.000 Neubauten wären notwendig) müssen durch Investitionen entstehen. Nur für den Fall das dies nicht gelingen würde, schloss Carius eine Mietpreisbremse nicht völlig aus. Ich sehe als Generationenbeauftragter vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung vor allem die Notwendigkeit, barrierearmen und seniorengerechten Wohnraum zu schaffen.
Im Gespräch mit Albert Weiler
Genau um diese Frage ging es bei meinem heutigen Nachmittagstermin in Jena. Die AWO Jena-Weimar e.V. baut dort den „Wohnpark Lebenszeit“ und heute war Richtfest. Das generationenübergreifende Konzept konnte ich schon vor einiger Zeit kennenlernen. Neben dem Wohnpark, in dem es sowohl ServiceWohnen als auch Pflegeangebote gemacht werden, ist eine Kita in Trägerschaft der AWO. 32 Wohneinheiten (1- und 2-Raum-Wohnungen) werden dort entstehen. Die Warte- und Vormerkeliste an Interessenten ist jetzt schon lang und viele waren heute zum Richtfest gekommen. Am Rande der Veranstaltung konnte ich sowohl mit den Vertretern der AWO, als auch mit Kommunalpolitikern gute Gespräche führen. Bundestagskandidat Albert Weiler bestätigte mir, dass die Nachfrage nach seniorengerechtem Wohnraum auch in Gera groß ist, obwohl es dort Leerstand gäbe. Anfang der Woche hatten wir das gleiche Thema schon beim ASB Erfurt besprochen. Der ASB plant gerade das gleiche Projekt wie die AWO in Jena. Es tut sich also was im Freistaat und dies ist erfreulich. Bilder vom Richtfest  

Zu Besuch im Mehrgenerationenhaus AWO Zentrum Jena-Lobeda

„Die jüngere Generation ist der Pfeil, die ältere der Bogen.“ dieser Satz von John Steinbeck ist das Motto des neuen Mehrgenerationenhauses der AWO Jena-Weimar. In Jena gab es schon im MGH-Programm I ein Mehrgenerationenhaus und im letzten Jahr ist das zweite Haus nun im MGH-Folgeprogramm II neu hinzu gekommen. Das Haus in Jena ist eines von zwei neuen Häusern in Thüringen (das andere ist in Erfurt) und sie sind zu den 23 bestehenden Häuser 2012 hinzu gekommen. Am 1. März letzten Jahres begann in Jena-Lobeda die Arbeit und heute konnte ich mich vor Ort davon überzeugen, dass die Arbeit gut läuft. Die stellvertretende AWO-Vorsitzende Katja Glybowskaja und die Leiterin des MGH Sabine Dinter erläuterten mir die Angebotsvielfalt des Hauses. Dabei kann die AWO auf breite Erfahrungen zurückgreifen und mit der MGH-Arbeit vernetzen. Der Fachdienst für Migartion und Integration ist im gleichen Gebäude, ebenso untergebracht wie eine Kita, ein Pflegedienst und ein Weiterbildungsinstitut. Die vier Themenschwerpunkte des MGH II Programm lassen sich damit bereits gut abarbeiten. Den Schwerpunkt setzt die AWO aber auf Integration und Bildung. Vom interkulturellem Kochen, über das Sprachkaffee bis hin zu Bildungskursen reicht das Angebot. Neben dem Besuch de derzeitigen Mehrgenerationenhaus-Standorts waren wir auch auf der Baustelle für das neue Mehrgenerationenhaus und besuchten die dort sich anschließende Kita. Der Wohnpark Lebenszeit wird 2014 in Betrieb genommen. Ich bin mir sehr sicher, dass das MGH auch über den Förderzeitraum des MGH Folgeprogramms II hinaus seinen festen Platz in diesem Konzept haben wird. Die engagierte Arbeit der Mitarbeiter und die gute Vernetzung in die Kommune sorgen schon jetzt für viel Anerkennung. Ich werde spätestens am Tag der Generationen am 19. Juni 2013 wieder in Jena die beiden dortigen MGH-Projekte gerne vor Ort unterstützen. Bericht über den Termin in Jena TV Bilder aus Jena    

Dreistadt-Diskussion oder wie man das mediale Osterloch füllt

Das ist (hoffentlich nicht) Thüringen!
(mit freundlicher Genehmigung von Hartmut Holzhey, Landrat Saalfeld-Rudolstadt)
Zur Zeit ist politisch nicht soviel los, es sind noch Osterferien, der Landtag hat Pause und der Haushalt ist beschlossen. Die Ministerpräsidentin ist in Frankreich unterwegs und einige Minister sind im wohlverdienten Osterurlaub. Auch lokalpolitisch ist es eher ruhig, der Haushaltsentwurf 2013 für die Landeshauptstadt ist weit und breit nicht in Sicht und das Stadionthema gerade erst wieder medial abgearbeitet. Hohe Zeit also, dass sich in den Redaktionsstuben Gedanken gemacht wird, wie die Zeitung gefüllt wird. Dies ist die Stunde der Pressesprecher in den Parteien, Fraktionen und Ministerien! Getreu dem Motto „da muss doch jetzt was unterzubringen sein“. Ich habe keine Ahnung ob dies auch im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie das Motto ist. Aber der verdacht liegt nahe. Die Presseeinladung zur Präsentation des TMWAT-Werkes „Zukunft 2020“ ging mit der Vorankündigung zum Thema schon letzte Woche raus und somit auch vor dem 1. April. Bei der Lektüre der TA und der TLZ am Dienstag habe ich aber spontan nachgesehen, ob es nicht doch die Zeitung vom Vortag war. Der Wirtschaftsminister Matthias Machnig schlägt in seinem 39-seitigen Strategiepapier vor, dass Erfurt, Weimar und Jena zusammenwachsen könnten. Die Dreistadt von Herrn Machnig soll mit einem S-Bahn-Verkehr eng verzahnt werden. es sollen entlang der S-Bahn-Strecke Wohngebiete neu entstehen und irgendwann einmal 500.000 Menschen dort leben (derzeit in Erfurt 203.000, Weimar 65.000 und in Jena 105.000 zusammen rund 373.000 EW). Letzteres wird dann wohl nur gelingen, indem der Rest Thüringens entvölkert wird, denn das geforderte  Willkommensprogramm für Migranten wird in diesem Umfang nur begrenzt funktionieren. Das mediale Echo auf die Pressekonferenz, die dann kurzfristig von der Staatskanzlei in das Ministerium verlegt wurde, weil es sich ausdrücklich dabei nicht um die Meinung der Landesregierung handelt, war gewaltig. Aber anders als vom Minister erwartet waren die Reaktionen vernichtend. Hohn und Spott erhielt der Minister nicht nur von Kommunalpolitikern sondern auch seine Ministerkollegen hatten Eile sich von dieses Ideen zu distanzieren. Das sogenannte Zukunftsprogramm 2020 enthält zwar diskussionswürdige Ansätze, aber auch die wurden innerhalb der Landesregierung mit niemanden abgestimmt. Das von Wissenschaftlern (dem sogenannten Zukunftssekretariat) geschriebene Papier bündelt alles was es schon gibt (Finanzdiskussion, Energiethema, Industriepolitik, Demografie, Soziales und selbst für Kultur und Bildung fühlt sich das TMWAT zuständig). Allerdings ist dies auch die Schwäche des Papiers, es wurde offensichtlich von Theoretikern geschrieben, die sich nur wenig darum gekümmert haben was in den bereichen schon läuft. Wenig gekümmert haben sie sich wie der Minister auch um die Thüringer Situation. Thüringen ist ländlich geprägt. Die drei großen Städte Erfurt, Jena und Weimar sind die einzigen die einen leichten Bevölkerungszuwachs haben. Die drei Städte haben aber auch eine eigene Identität, die sie prägt. Erfurt als Landeshauptstadt und Verwaltungssitz, Weimar als Kulturstadt und Jena als Technologiestandort. Natürlich überschneiden sich auch die Funktionen und alle drei Städte haben ihre Universitäten, aber sie sind eben doch sehr verschieden. Das Zusammenwachsen des Agglomerationsraumes stellt sich Herr Machnig am Reißbrett ganz gut vor, allerdings unter völliger Ausblendung dessen über welchen räumliche Entfernung wir reden. Das mag vielleicht im Ruhrgebiet etwas anders aussehen. Aber vielleicht denkt der Wirtschaftsminister ja auch in andern Dimensionen. Los Angeles ist ja schließlich auch eine Stadt mit einer Ausdehung von 71 km Nord-Süd und 47 km Ost-West und da gibt es in Asien noch ganz andere Beispiele. Für James Bond in Thüringen könnte damit auch die Aussage passen „die Welt ist nicht genug“ und jeder der daran herrum kritisiert ist ein Kleingeist. Die CDU-Fraktion im Erfurter Stadtrat wird sich nicht ernsthaft mit der Fusionsfrage von Erfurt, Jena und Weimar befassen, dies bleibt für uns ein Aprilscherz. Wir werden aber weiter die Zusammenarbeit suchen, die seit 2005 gegründete Impulsregion stärken (dazu gehört noch das Weimarer Land) und uns unter den Fraktionen der Region regelmäßig weiter treffen und uns austauschen.

Aprilscherz oder auch nicht?

Machnig will Städte Erfurt, Weimar und Jena zusammenlegen Beim Lesen der heutigen Tagespresse (02.04.2013) stellte sich dem Fraktionsvorsitzenden Michael Panse die Frage, welche der beiden Varianten zutreffend sein könnte: Aprilscherz oder ernst gemeinter Vorschlag. Die Anregung von Thüringens Wirtschaftsminister Machnig, die Städte Erfurt, Weimar und Jena sollen eine Stadt werden, lassen beide Interpretationen zu. Sollte es sich um einen Aprilscherz handeln, hat zumindest die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums knapp daneben gegriffen. Sollte es sich hingegen um einen ernst gemeinten Vorschlag handeln, wäre zunächst eine engere Kooperation in verschiedenen Bereichen zwischen den drei Städten als eine Region denkbar. Die CDU-Fraktionen der drei Städte treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Gedankenaustausch und um gemeinsame Probleme zu diskutieren. Als eine Form der Kooperation besteht bereits die sogenannte „Impulsregion“, zu der neben den drei Städten auch das Weimarer Land gehört. Allerdings wäre in Bezug auf die Vorschläge des Wirtschaftsministers der Hinweis angebracht, dass dieser wenig von regionalen Befindlichkeiten und gewachsener Thüringer Identität weiß. Der Vergleich mit den Ballungszentren in Nordrhein-Westfalen ist sehr weit hergeholt, weil Thüringen insgesamt ländlich geprägt ist und die Städte Erfurt, Weimar und Jena jeweils ihre eigene Identität haben. Zudem liegt die SPD bereits bei der Gebietsreform kräftig neben der Stimmung der Thüringerinnen und Thüringer. Denjenigen, die bereits länger kommunalpolitisch aktiv sind, ist noch in Erinnerung, wie schwierig sich die Kooperationsvereinbarung hinsichtlich der beiden Theater in Erfurt und Weimar gestaltet hatte, ganz zu schweigen von der Diskussion nach der Wende zum Sitz der Landeshauptstadt. Außerdem dürfte den Strategen um Herrn Machnig nicht entgangen sein, welche Diskussion der Gedanke an ein gemeinsames Stadion für Erfurt und Jena ausgelöst hatte. Die CDU-Fraktion im Erfurter Stadtrat ist gespannt, ob Machnigs Konzeptpapier von 33 Seiten tatsächlich das bedruckte Papier wert ist und ernsthaft kommunalpolitisch diskutiert werden soll oder ob es sich doch in die Rubrik Aprilscherz bzw. „des Kaisers neue Kleider“ einordnen lässt.   Beitrag Thüringer Allgemeine vom 02. April 2013: http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/startseite/detail/-/specific/Der-Machnig-Plan-Erfurt-Jena-Weimar-sollen-eine-Stadt-werden-399055995 Leitartikel – Dirk Lübke zum Konzept aus dem Machnig-Ministerium (TA 02.04.2013): http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/startseite/detail/-/specific/Leitartikel-Dirk-Luebke-zum-Konzept-aus-dem-Machnig-Ministerium-1293837002 Machnigs „Dreistadt“ führt zum Eklat: http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/startseite/detail/-/specific/Machnigs-Idee-einer-Dreistadt-Erfurt-Weimar-Jena-fuehrt-zum-Eklat-139339552

Gegensätze in Thüringen

In Jena fehlen die Gebäude – in Triptis stehen sie leer
Gegensätzlicher konnten die Eindrücke innerhalb einer Woche nicht sein. Ausdrücklich bezieht sich das nicht nur auf das Wetter – letztes Wochenende noch Oktober-Höchsttemperaturen von über 20 Grad und heute auf der Heimfahrt aus Jena Schneetreiben. Montag war ich als Generationenbeauftragter bei einem Termin in Triptis. Ein Projekt für alle Generationen in der Kleinstadt soll dort entwickelt werden. Heute Abend war ich dann zum Wochenabschluss bei einem Vortrag beim Verein Reich-Weite Generationenprojekt Jena e.V. Neben dem Engagement, was sowohl in Triptis als auch in Jena beachtlich ist, könnten die Gegensätze kaum größer sein. In Triptis gab es einmal 5.000 Einwohner, heute sind es 4.000 Einwohner und in einigen Jahren werden es nur noch 3.000 sein. Viele Gebäude stehen leer und die Kommunalpolitiker suchen nach Perspektiven und Nachnutzungsmöglichkeiten. Das ehemalige Kulturhaus steht, leer ist noch in einem relativ guten Zustand und würde Raum für Gastronomie- und Generationenprojekte bieten. Allerdings setzt selbst das beste Nutzungskonzept voraus, dass es von den Menschen in Triptis angenommen wird. Die Angebots- und Nutzungsanalyse steht noch aus, ich werde das Projekt gerne unterstützen, aber auch ehrlich signalisieren, wenn ich keine Perspektive sehe. In Jena ist die Situation genau anders herum. Die Stadt wächst, es ziehen immer mehr Menschen aus dem Umland nach Jena, Wohnraum wird knapp und leerstehende Gebäude selbst für die besten Projekte gibt es nicht mehr. Der Verein Reich-Weite e.V. will ein Mehrgenerationenwohnprojekt realisieren. Ich habe heute bei meinem Vortrag die bestehenden Mehrgenerationenprojekte (von den Mehrgenerationenhäusern bis zu Wohnprojekten) vorgestellt. Studien des Thüringer Bauministeriums belegen, dass zwar der Bedarf an Wohnraum in Thüringen zurückgeht, aber dies regional unterschiedlich ist. Steigend ist hingegen der Bedarf an seniorengerechten bzw. barrierearmen Wohnraum, nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung, aber auch, weil in der Vergangenheit zu wenig auf Barrierefreiheit geachtet wurde. Die Wohnungsgesellschaften in den großen Städten kommen nicht nach und im ländlichen Raum geht es sowieso meist um Rückbau. Gut wenn sich Menschen in Eigeninitiative zusammen tun, aber in Jena fehlt schlicht das geeignete Bauobjekt. Seit über zwei Jahren geht die Suche nach einem geeigneten Haus. Wenngleich ich bei der Suche nach Räumlichkeiten nicht helfen kann (die Verlagerung der Projektidee nach Triptis geht leider nicht), werde fachlich gerne das Projekt weiter begleiten.

„Tele.TAnDem – Telefonische Therapie für Angehörige von Demenzerkrankten“

Das Jahr 2012 ist das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen. Ziel dieser Europa weiten Initiative ist es, eine Kultur des aktiven Alterns zu schaffen aber auch die Potentiale älterer Menschen angemessen wahrzunehmen. Ältere Menschen sind heute aber nicht nur aktiver und gesünder sondern die Zahl derer die an Demenz erkranken steigt kontinuierlich. Demenz bedeutet eine Herausforderung für uns alle und geht alle an. Menschen, die an einer Demenzerkrankung leiden müssen über viele Jahre mit dieser Krankheit leben. Hier ist nicht immer nur professionelle Hilfe gefragt. Über 70% werden dabei zu Hause von einem Familienmitglied betreut und gepflegt. Oft müssen die Angehörigen 24 Stunden am Tag für den Erkrankten da sein, wobei es nicht leicht fällt, auch die eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die Folge kann eine seelische und körperliche Überforderung sein. Seit Mai 2012 wird an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter der Leitung von Frau Professor Wilz nun das Projekt „Tele.TAnDem – Telefonische Therapie für Angehörige von Demenzerkrankten“ in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. und der Alzheimer Gesellschaft München e.V. durchgeführt. Zu einem Gespräch mit einer der Projektverantwortlichen, Frau Dipl.-Psych. Kathi Albrecht habe ich mich am Mittwoch getroffen, um mich über das Projekt zu informieren. In dem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt wird eine telefonische psychologische Unterstützung angeboten. Ziel ist es, die Wichtigkeit eines solchen Angebots aufzuzeigen, und zu erreichen, dass es zukünftig allen pflegenden Angehörigen zur Verfügung steht und somit die Versorgungssituation pflegender Angehöriger und Demenzerkrankter weiter zu verbessern und dieses psychologische Unterstützungsangebot im Gesundheitssystem zu implementieren. Die Zielstellung dieses Projektes wird von mir ausdrücklich unterstützt. Bei der Vermittlung von Teilnehmern werde ich gerne, auch über die Struktur der Thüringer Mehrgenerationenhäuser helfen. Jede Unterstützung kann dazu beitragen, dass sich die Versorgungssituation pflegender Angehöriger und Demenzerkrankter weiter verbessert werden kann.

Demenztagung 2012

Fachtagung (1)Vor über einem halben Jahr habe ich mit Prof. Michael Opielka von der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena über das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen diskutiert und wir haben dabei das Konzept einer Demenzfachtagung 2012 besprochen. Gestern fand diese Tagung statt – und sie war überaus erfolgreich. Gefördert wurde die Tagung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und in meiner Funktion als Beuaftragter für das Zusammenleben der Generationen habe ich die Demenztagung unterstützt. Die Referentenliste war gestern ähnlich beeindruckend lang wie die Anzahl der mit Vorbereitung und Durchführung betrauten Studenten. Über 300 Teilnehmer verfolgten die Tagung, darunter viele Fachexperten aus Thüringen und sehr viele Studenten der FH. Fachtagung (16)MinDir Dieter Hackler vom BMFSFJ betonte in seinem Grußwort den Nationalen Aktionsplan Demenz und dessen Kernanliegen, die Würde und Achtung des Erkrankten zu bewahren – dies gilt um so mehr in der abhängigen Lebensphase am Ende des Lebensweges. Jede 2. Frau und jeder 3. Mann sei im Laufe seines Lebens davon bedroht an Demenz zu erkranken (Barmer Gesundheitsreport). Der Bund will eine Allianz für Demenz mit regionalen Netzwerken. Prof. Dr. Wilfried Schnepp von der Universität Witten-Herdecke konstatierte einen bereits bestehenden Pflegenotstand und beklagte, dass es bei Hausärzten kein geriatrisches Assesment gäbe. Besondere Probleme sieht er bei der Betreuung von Demenzkranken in Kraknenhäusern. Frau Verena Rothe von der Aktion Demenz e.V. sagte zur „Epedemie an Demenzkranken“, dass dies möglicherweise eine normale Form des Alterns sei und sie warb für die Plattform www.demenzfreundliche-kommunen.de Fachtagung (67)Dieter Schnellbach vom TMSFG wies darauf hin, dass von den derzeit 1,2 bis 1,3 Millionen bundesweit erkrankten Demenzkranken rund 37.000 in Thüringen leben. Diese Zahl wird deutlich steigen, bei den über 90Jährigen liegt die Demenzquote bei 35 Prozent. Ausgesprochen erfolgreich war die Arebit in den 14 (Semi)Open-Space-Workshops. Dort wurden zahlreiche Forderungen an das anschließende Politische Podium mit unserer Sozialministerin Heike Taubert, Dieter Hackler vom BMFSFJ, Ute Lieske (Bürgermeisterin und Dezernentin Soziales Eisenach), Prof. Michael Opielka und mir als Generationenbeauftragten formuliert. Zu den Forderungen und zur Tagung insgesamt wird es eine umfängliche Tagungsdokumentation geben, aber dies dauert noch eine Zeit. Mich hat besonders gefreut, dass sich so viele junge Menschen mit diesem Thema so intensiv auseinander gesetzt haben. Bilder der Tagung