Das war dann gestern nichts für schwache Nerven und die Mannschaft sowie die mitgereisten Fans mussten im Tiebreak alles geben, um das Wochenende mit zwei Siegen erfolgreich abschließen zu können.
Aber sehen wir es positiv: in der letzten Saison hätten wir im Tiebreak sicher verloren, in dieser Saison hat sich unser Team zurück ins Spiel gekämpft. Nachfolgend der zusammengefasste Bericht vom Wochenende:
Mit zwei Siegen und einem blauen Auge kehrt Schwarz-Weiß Erfurt als neuer Tabellenführer von der Sachsentour zurück. Einem schwer erkämpften 3:1-Erfolg bei den ESA Grimma Volleys, folgte am Sonntag ein 3:2-Zittersieg beim VC Olympia Dresden.
Zunächst galt es, am Samstagabend in der Muldentalhalle zu bestehen. Dass diese ein schwieriges Pflaster für Auswärtsteams ist, bewahrheitete sich auch dieses Mal. Vor knapp 400 lautstarken Fans, darunter 30 Erfurter Anhänger, kamen die Gäste schlecht ins Spiel, hatten Anpassungsprobleme an die enge Halle und lagen schnell mit 2:8 zurück. Dann fingen sie sich so langsam und wurden ebenbürtig. Mit Kampf wehrte Schwarz-Weiß insgesamt acht Satzbälle ab, musste dann aber beim 30:28 den Gastgebern den Vortritt lassen Im Folgesatz hatte Erfurt die Nase leicht vorn, lag einige Male komfortabel in Führung, doch Grimma ließ sich nicht abschütteln. Mit einem Angriffspunkt von Lara Darowski zitterten sich die Gäste jedoch zum Satzausgleich (25:23).
In den Sätzen zwei und drei war es dann auch der bis dato Tabellenzweite, der sich angetrieben von seinen mitgereisten lautstarken Fans, nach der jeweiligen ersten technischen Auszeit immer etwas absetzte. Lara Darowskis Ass zum 25:19 führte zur 2:1-Satzführung. Im vierten Satz gaben sich die ESA-Volleys noch längst nicht geschlagen und glichen Erfurts Führung (14:9) beim 15:15 aus. Nach dem Gleichschritt bis zum 18:18 ruckten die SWE-Damen, die mit der späteren MVP Sina Stöckmann und Lara Darowski ihre punktbesten Angreiferinnen hatten, entscheidend an. Isabella Nobles verwandelter Dankeball am Netz zum 25:21 besiegelte den 3:1-Auswärtserfolg, was nach Kölns Niederlage in Stralsund gleichzeitig die Eroberung der Tabellenführung bedeutete.
Am Sonntag hieß es dann, bei den jungen VCO-Talenten zu bestehen. Mateusz Zarcynski rotierte in seiner Aufstellung und gab einigen Spielerinnen eine Pause, um Belastungen zu steuern und seinem „zweiten Anzug“ in Bezug auf die noch lange Saison Spielpraxis zu gewähren. Vor 150 Zuschauern in der gut besetzten Sporthalle am Messering erfüllten die Erfurterinnen ihren Auftrag, den zweiten Sieg des Wochenendes einzufahren, zunächst gut. Etwas holprig zu Spielbeginn (5:4 Dresden) und nach eigener 16:10-Führung zum Satzende mit 23:21 erneut knapp, machte Sina Fuchs, am Tag zuvor etwas glücklos ausgewechselt, zum 25:21 den Deckel drauf. Im zweiten Durchgang machten die Thüringerinnen kurzen Prozess. Zwei Aufschlagserien von Sina Fuchs und Ashlyn Blotzer setzten die Gastgeberinnen unter Druck, die sich nicht entfalten konnten. Tina de Groot band mit zwei Angriffen zum 25:13 den Sack zu.
Erfurt wähnte sich wohl schon fast am Ziel, hatte die Rechnung aber ohne die jungen VCO-Damen gemacht. Nachlassender Aufschlagdruck brachte die Dresdnerinnen wieder ins Spiel, die sich am Netz nun nach Lust und Laune austobten. Erfurt bekam gegen die groß gewachsenen Angreiferinnen nur selten eine Hand im Block an den Ball und Hanna Kögler & Co. konnten sich für ihre mutige Spielweise belohnen (25:21). Verwundert waren nicht nur Erfurts rund 20 angereiste Anhänger, sondern auch einige der gastgebenden, dass Erfurts Coach zum vierten Satz nicht seinen Stammsechser aufs Feld stellte, um wieder eigene Dominanz herzustellen. Der VCO ließ sich nicht zweimal bitten und machte da weiter, wo er zuvor aufgehört hatte. Neben Hanna Kögler und Teresa Ziegenbalg versenkte nun auch Anni Tändler über die Mitte jedes Zuspiel. Erfurt dagegen blieb zumeist am gegnerischen Block hängen oder schlug, fast schon verzweifelt, ins Aus. Das 25:18 zum Satzausgleich war die logische Folge und absolut verdient.
Erfurt musste erstmals in dieser Saison in den Tiebreak. Coach Mateusz Zarczynski hatte seine Anfangsstrategie nun doch über den Haufen geworfen und schickte seinen Stammsechser von Beginn an aufs Parkett. Der musste sich aber auch erst finden und bekam den vollen Druck der selbstbewusst aufspielenden VCO-Mannschaft als Gegenwind. 8:4 zum letzten Seitenwechsel führten die Renneberg-Schützlinge und beim 10:5 schien die große Überraschung nahe. Erfurt schaffte es jedoch, die vorhandene individuelle Qualität geschlossen in den Endkampf einzubringen und bog den Satz im Finish noch um. Ashlyn Blotzers Block zum 15:12 für die Gäste bedeutete den fünften Sieg im fünften Spiel.
Der neue Tabellenführer hatte den Kopf gerade noch einmal aus der Schlinge gezogen und durfte mit einem blauen Auge versehen, aber weiterhin ungeschlagen, die Heimreise antreten.
Fazit nach dem Doppelspiel-Wochenende: Erfurt ist trotz des einen Punktverlustes ungeschlagener Tabellenführer. Die Sachsentour bot wichtige Erfahrungen für Mannschaft und Staff für die weitere Saison. Und nicht zu vergessen für alle Außenstehende: Auch wenn Schwarz-Weiß Erfurt ein ehemaliger Erstligist ist, auf dem Spielfeld steht eine fast komplett neu formierte Mannschaft mit meist jungen Spielerinnen, die zuvor wenig Spielpraxis in höheren Ligen hatten bzw. zuvor unterhalb der 2. Bundesliga Pro spielten. (St.S.)