Der Saal im jüdischen Kulturzentrum in Erfurt war mit 100 Gästen voll. Dies ist an einem Sonntagnachmittag durchaus bemerkenswert. Das große Interesse an der Veranstaltung “Israel, Judentum und die deutsche Wahrnehmung – Ein Abend mit Perspektivwechseln” lag zweifellos neben dem Thema auch an den Gesprächspartnern. Philipp Peyman Engel, Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, Sarah Maria Sander, Journalistin und Nahost-Korrespondentin, und Monique Junker, frühere Nahost-Korrespondentin und MDR-Investigativjournalistin, diskutierten moderiert von Blanca Weber.
Seit dem 7. Oktober steht Israel im Fokus der internationalen Berichterstattung – und mit ihm auch die Debatten über Antisemitismus, politische Verantwortung und mediale Narrative. Doch wie wird Israel hierzulande wahrgenommen? Wie prägen Medien und Politik das Bild des Landes? Und welche Folgen hat dies für das Leben jüdischer Menschen in Deutschland?
Viele Diskussionen bleiben einseitig oder verkürzt. Ignoranz gegenüber jüdischem Leben und pauschale Gleichsetzungen von Israel mit der Politik seiner Regierung nehmen zu. Gleichzeitig fehlt es oft an Wissen über Geschichte und Gesellschaft des Landes, seine Vielschichtigkeit und seine Menschen.
Deutlich wurden die Fehlstellen von Sarah Maria Sander und Philipp Peyman Engel benannt. In der Berichterstattung zu Israel, kommt viel häufiger als früher nur eine verkürzte oder negative Sichtweise zum tragen und die Solidarität mit Israel kommt zu kurz. Monique Junker erklärte wie sich die Situation in Israel schon seit 2015 verändert hat. Viele Medien haben ihre Berichterstatter vor Ort abgezogen. Seit dem 7. Oktober wird zwar viel berichtet, aber ohne detaillierte Aufarbeitung und beispielsweise auch sehr wenig aus dem Norden Israels und der permanenten Bedrohungslage.
Nach Einschätzung des Podiums, aber auch des Publikums hat dies viel mit der Struktur in den Redaktionsstuben zu tun und viel mit Wissensdefiziten zu Israel und seiner Geschichte.