Familienförderung in Erfurt – Diskussion an der Fachhochschule

FH (1)
Im Gespräch an der Fachhochschule mit Prof. Rißmann
An der Erfurter Fachhochschule soll auch weiter in möglichst vielen Studiengängen der Bezug zu den handelnden Akteuren außerhalb von Wissenschaft und Lehre in die Seminarprogramme eingebaut werden. Heute war ich nicht zu einer Podiumsdikussion in einem der großen Hörsäle, wie bei den letzten Besuchen, sondern zu einer Gesprächsrunde mit Studierenden einer Seminargruppe. Frau Prof. Michaela Rißmann hatte ihren Studentinnen die Arbeitsaufgabe gestellt zu ergründen, wie Familienförderung in der Landeshauptstadt Erfurt praktisch aussieht. Gerne bin ich in meiner Funktion als Fraktionsvorsitzender im Erfurter Stadtrat der Einladung gefolgt. Um drei größere Themenkomplexe drehte sich die Diskussion. Welche Rolle das Thema Familie in der Arbeit unserer Stadtratsfraktion spielt war eine Fragestellung. Am Beispiel der Betreuungsituation in den Erfurter Kitas, sowie den Aktivitäten zur Stärkung der Arbeit der Tagespflegemütter konnte ich verdeutlichen, wo derzeit der “Schuh drückt”. Zu den möglichen Veränderungs- und Verbesserungsvorschlägen zählen für uns sowohl die Entwicklung der Familienzentren, die Etablierung der Familienhebammen und neidrigschwellige Hilfeangebote für Familien im sozialen Nahraum.
FH
Der Campus der FH Erfurt
Die vom Thüringer Sozialministerium angekündigten Eltern-Kind-Zentren an Kindertageseinrichtungen können im System der Familienhilfen eine wichtige Rolle spielen. Frau Prof. Rißmann wird dieses Projekt fachlich begleiten. Ich werbe nachdrücklich um Unterstützung für dieses Vorhaben. Einige andere Bundesländer haben sich zu dem Thema bereits “auf den Weg gemacht”, Ende des Jahres soll es dazu auch in Thüringen losgehen. Ob Erfurt bei diesem Modellprojekt erfolgreich dabei sein kann ist aber noch offen. In Erfurt sind derzeit alle Kitas randvoll, da fehlt es sowohl an räumlichen, als auch an personellen Kapazitäten.

Kindertageseinrichtung als Eltern-Kind-Zentrum

Eröffnung durch Ministerin Taubert
Eröffnung durch Ministerin Heike Taubert
Bis wir in Thüringen ein funktionierendes System vom Eltern-Kind-Zentren an Kindertageseinrichtungen wird noch einige Zeit vergehen, aber Thüringen macht sich auf den Weg. Dies das Fazit der heutigen 1. Fachtagung des Sozialministeriums zum Thema in der Fachhochschule Erfurt. Vor allem bei Leiterinnen von Kitas, Trägervertretern, aber auch Vertretern von den Thüringer Familienzentren war das Interesse groß – rund 180 Teilnehmer waren zur Tagung gekommen und so musste der große Hörsaal genutzt werden. Sozialministerin Heike Taubert verwies auf die Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD, die den Ausbau der Kitas zu Eltern-Kind-Zentren formuliert hatte. Die Fachhochschule Erfurt als Kooperationspartner und Frau Prof. Michaela Rißmann von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaft als Verantwortliche für die Konzepterarbeitung und modellhafte Umsetzung, nehmen die Aufgabenstellung ernst. Leider fehlt aber beim für Kitas verantwortlichen Kultusministerium noch der rechte Ansprechpartner – zumindest war heute keiner vom TKM da. Insbesondere der niedrigschwellige Zugang zu Eltern und der Umstand, dass nahezu alle Kinder Kitas besuchen, machen die Kindertageseinrichtung zu geeigneten Projektpartnern. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird das Modell umgesetzt. Noch ist allerdings nicht klar an wie vielen Kitas, bis zu 20 erscheinen möglich. fh-erfurtUngeklärt ist auch noch, ob die Jugendämter verantwortlich ins Boot geholt werden. Ich halte dies für zwingend notwendig, schließlich handelt es sich bei den Hilfen zu Erziehung klar um eine kommunale Aufgabe. Oft genug beklagen die Ämter, dass sie zu spät von Problemfällen erfahren. Ich ahne aber auch, hier wird schnell die Kostenkarte gezogen. Mit den im Haushalt des Landes für 2011 vorgesehenen 155.000 Euro jedenfalls wird dieses Projekt auf Dauer nicht zu schultern sein. In NRW ist beispielsweise die Zielstellung, bis 2012  rund ein Drittel der Kitas zu Familienzentren auszubauen. Das wären dann über 3.000 Kitas und diese sollen jeweils 12.000 Euro jährlich erhalten – klagen allerdings auch dies sein zu wenig. In NRW steht thematisch die Bekämpfung von Sprachdefiziten auf dem Programm. Prof. Rißmann erläuterte heute auch am Beispiel von Großbritaniens Early Ecelelence Centres welche Chancen bestehen wenn Eltern Wertschätzung, Entlastung und Unterstützung erfahren. Seit 1998 arbeiten die Einrichtungen nach diesem Prinzip – heute als Children Centres. Wichtig ist aber in jedem Fall die Eltern einzubeziehen. In den letzten Wochen habe ich bei Besuchen in Kitas, Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern festgestellt, dass es auch bei uns in Thüringen gute Ansätze gibt. Ich bin deshalb jetzt sehr neugierig, welche Kitas wie das Modellprojekt jetzt angehen werden. Im September diesen Jahres soll es losgehen. Zuvor findet am 4. Juli 2011 die zweite Fachtagung zu Thema statt – ich merke mir den Termin schon einmal vor.