Gespräch im Kubus mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck
Auf Einladung der Stiftung Ettersberg, des ZDF Landesstudios Thüringen und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen war Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zu Gast in der Gedenkstätte Andreasstraße. Er diskutierte zum Thema “Ich und Wir – Gesellschaften im Wandel” mit den Bürgerinnen. Der erste Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde und bisher einzige ostdeutsche Bundespräsident sprach im 30 Jahr nach der Wende über den Wert der Demokratie und ermutige zu gesellschaftspolitischem Engagement. Er sprach über die Freiheiten und die Verantwortung des Einzelnenn in der Gesellschaft. Von der aktuell diskutierten Ost-Quote hält er gar nichts und auch zu den von der AfD organisierten Bürgerprotesten fand er klare Worte. Der dort postulierte Slogan „Wir sind das Volk“ ist vor dem Hintergrund der friedlichen Revolution anmaßend. Er erinnerte daran, dass die übergroße Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sehr wohl die Demokratie und unsere Staatsform wertschätzt. Wer unsere demokratische Grundordnung in Frage stellt, kann somit nicht beanspruchen für „das Volk“ zu sprechen. Allerdings müsse und werde eine Demokratie auch so etwas aushalten, da die Meinungsfreiheit für alle gälte. Joachim Gauck reflektierte auch die Wendezeit, in der er als Sprecher des Neuen Forums in Rostock und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer seine politische Laufbahn begann. Auch nach der offiziellen Gesprächsrunde mit dem Leiter des ZDF-Landestudios Andreas Postel nahm er sich noch Zeit für Bürgerfragen und konkrete Anliegen. Joachim Gauck war schon als Bundespräsident ein Mann der klaren Worte. Erst Recht nach seiner Amtszeit spricht er direkt aus, was er meint und dies fand breite Zustimmung unter den mit über 150 restlos gefüllten Kubus in der Gedenkstätte Andreasstraße. Bilder des Abends Videobeitrag des ZDF  

Logo-Streit in der Gedenkstätte in der Andreasstraße

Die CDU-Stadtratsfraktion tagt regelmäßig auch außerhalb des Rathauses. Am gestrigen Montag waren wir zu Gast bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Andreasstraße. Maja Eib, die Leiterin der KAS empfing uns im Seminarraum und gab uns einen intensiven Einblick in die Arbeit des Bildungswerkes der Stiftung. Vor zwei Monaten ist die KAS als einer der ersten Mieter in den neugebauten Bürokomplex der ehemaligen Stasiuntersuchungshaftanstalt gezogen. Ende des Jahres wird die Gedenkstätte eröffnet und künftig werden zwei Stiftungen am Erinnerungsort Bildungsarbeit zur Stärkung unserer Demokratie leisten. Die Stiftung Ettersberg als Träger der Gedenk- und Bildungsstätte und die KAS als benachbarter Mieter sind gemeinsam gefordert dort nachhaltig zu wirken. Um so ärgerlicher ist, dass zur Zeit zwischen beiden Stiftungen gestritten wird. Anlass ist das Logo der KAS an der rückwärtigen Betonwand. Der Leiter der Ettersberg-Stiftung sieht darin eine Vereinnahmung der Gedenkstätte durch die KAS. Die KAS weist darauf hin, dass der darüber stehende Spruch einer Broschüre der Stiftung entnommen ist und insofern das Logo sozusagen der Quellenverweis ist. Ich bin einigermaßen befremdet über die Verbissenheit der Diskussion. Wenn der Leiter der Ettersberg-Stiftung deshalb gar die Zusammenarbeit in Frage stellt und damit eine Entfernung des Logos durchsetzen will wirkt dies wenig konstruktiv. Vor knapp 23 Jahren wurde die Stasi-Zentrale in Erfurt besetzt. Erst danach kam ans Licht, welche Verbrechen von den Tätern in der banachbarten Stasizentrale initiiert und an bis zu 6.000 von 1952 bis 1989 dort inhaftierten Menschen verübt wurden. Es war ein langer Weg bis dort eine Gedenkstätte entstand. Weder die Stadt Erfurt noch das Kultusministerium gehörten dabei zu den Triebfedern. Letztlich hat der Verein Freiheit e.V. lange Jahre für die Anerkennung der Opfer und den Mahn- und Gedenkort gekämpft. Von Anbeginn stand die Frage nach einem Nutzungskonzept für die neben der Gedenkstätte auf dem Gelände befindlichen Gebäude. Als Fraktionsvorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion habe ich frühzeitig angeregt, dass die politischen Stiftungen an diesen Ort gehen. Lediglich die Konrad-Adenauer-Stiftung hat es getan. Insofern ist die KAS der wichtigste Partner der Stiftung Ettersberg, wenn es um die Gedenkstättenarbeit in der Andreasstraße geht.