Jeweils einen Punkt gab es bei den beiden Sportveranstaltungen für die Erfurter Heimmannschaft. Aber die Reaktion darauf konnte kaum unterschiedlicher sein. Am Nachmittag war ich beim RWE-Heimspiel gegen Halle und die erste Halbzeit lief richtig gut. Zwar wurde ein Elfer verschossen, aber trotzdem lag Erfurt mit 1:0 verdient vorne. In der 2. Halbzeit dominierte dann aber Halle aber ohne zählbaren Erfolg. Als sich die 6.800 Zuschauer (abzüglich der rund 1.500 aus Halle) schon freuen wollten, krachte es doch noch. In der 96. Minute köpfte der nach vorne geeilte Hallenser Torwart eine Ecke ins Tor und das Spiel wurde mit 1:1 abgepfiffen. Enttäuschung pur!
Ganz anders die Stimmung beim ersten Heimspiel unserer Mädels. Wiesbaden war als großer Favorit gekommen und mit dem Oberbürgermeister Andreas Bausewein diskutierte ich vor Spielbeginn noch darüber, dass schon ein Satzgewinn ein toller Erfolg wäre – dann kann es ganz anders.
Nachfolgend der Spielbericht unseres Pressesprechers Stephan Siegl:
Schwarz-Weiß Erfurt hat sein erstes Heimspiel in der 1. Bundesliga mit 2:3 gegen den VC Wiesbaden verloren, wurde aber dank einer starken kämpferischen Leistung mit einem Punkt belohnt.
Gespannt waren knapp 700 Zuschauer, darunter eine stattliche Anzahl Gästeanhänger, am Samstagabend in die Erfurter Riethsporthalle gekommen, um mitzuverfolgen, wie das Duell des letztjährigen, sportlichen Absteigers gegen den Halbfinalisten ausgehen würde. Die Gäste kamen mit der Empfehlung eines klaren 3:0-Auftaktes gegen den VfB 91 Suhl zum zweiten Duell gegen einen Thüringer Vertreter und der Favoritenrolle im Gepäck in den Erfurter Norden. Die neu formierten Gastgeberinnen hingegen hatten ihr Spiel beim USC Münster deutlich verloren. Dementsprechend waren die Erwartungen unter den Erfurter Volleyballfans nicht sehr hoch gesteckt. Kein Wunder also, dass es nach Spielende viele zufriedene Gesichter auf beiden Seiten gab. Die Wiesbadenerinnen blieben ungeschlagen und die Erfurterinnen hatten einen nicht unbedingt eingeplanten Punkt eingefahren.
Schwarz-Weiß startete furios in den ersten Satz, führte bereits 6:0, ehe die Gäste ihren ersten Punkt erzielten. Mit viel Druck im Aufschlag und Mut im Angriff baute Erfurt seine Führung auf 16:6 aus und Annalena Grätz war es vorbehalten, den dritten Satzball zum 25:18 zu verwandeln. Dass die Gäste das nicht auf sich sitzen lassen würden, war zu erahnen. Gästetrainer Dirk Groß muss in der Satzpause die richtigen Worte gefunden haben, denn nach dem Seitenwechsel wandelte sich das Bild komplett. Wiesbaden erhöhte den Druck im Aufschlag, brachte Erfurts Annahme in Schwierigkeiten, der Block der Gäste stand nun besser und Kapitänin Karolina Bednarova lief so langsam zu großer Form auf. Mit 25:11 ging der zweite Durchgang sehr deutlich an die Damen aus der hessischen Landeshauptstadt.
Sollte das Spiel jetzt seine erwarteten Bahnen einnehmen? Die Frage beantworteten die Gastgeberinnen mit einem Comeback im dritten Satz. Erneut gingen sie voran, führten fast durchgängig, aber die Gäste blieben in Schlagdistanz. 8:5 und 16:13 hießen die Zwischenstände zu den technischen Auszeiten. SWE hatte zwar immer wieder Probleme im Außenangriff und konnte sich nicht so durchsetzen wie es dem Kontrahenten gelang, doch mit viel Kampf in der Feldverteidigung hielten sie sich im Spiel. Und im Angriff hatten sie ja noch Erika Mercado. Die Diagonalspielerin packte einige Male ihren rechten Hammer aus, was für einiges Raunen auf den Rängen sorgte. 22 Punkte wies die Statistik für die Ecuadorianerin am Ende aus. Medaillenverdächtig, wäre da nicht eine 1,58m kleine Japanerin in den Erfurter Reihen. Libera An Saito begeisterte das Erfurter Publikum mit spektakulären Rettungsaktionen, starken Baggerpässen und musste in der Annahme Schwerstarbeit leisten. Vollkommen verdient bekam die 24-Jährige nach Spielschluss die silberne MVP-Medaille. Auch weil Wiesbaden etwas die Souveränität vermissen ließ, holte sich der Underdog den dritten Satz mit 25:21. Der Jubel für den ersten Saisonpunkt auf Erfurter Seite war entsprechend groß.
Im vierten Satz gingen die Thüringerinnen wieder mit 7:4 in Führung und leichte Hoffnung auf einen Sieg keimte auf. Doch die Groß-Schützlinge schwangen sich wieder auf, um der Schmach einer Niederlage zu entgehen. Neben Karolina Bednarova schwang sich die mittlerweile für Dora Grozer ins Spiel gekommene Tanja Großer auf, die nötigen Punkte zu erzielen. Aus dem 7:4 wurde ein 12:19 und letztendlich ein deutliches 16:25 aus Erfurter Sicht. Der Tiebreak musste über den Sieger entscheiden.
Wiesbaden begann auf der Winner-Seite und wechselte mit einer 8:6-Führung letztmals. Auf der „guten“ Netzseite angekommen, glich der Außenseiter zum 9:9 aus, die Spannung war groß unter den Zuschauern und die Stimmung demzufolge prächtig. Mit der Ex-Erfurterinnen Selma Hetmann am Aufschlag stellte der VCW schließlich die Weichen auf Sieg. Zum 9:12 setzten sich die Gäste erneut ab und brachten diesen Vorsprung zum 12:15 ins Ziel. Die Erleichterung bei den Hessen, einer Niederlage gerade nochmal so entgangen zu sein, war spürbar groß. Und bei den Schwarz-Weißen wich die erste Enttäuschung schnell dem erkämpften Punkt, den es für diese Tiebreak-Niederlage gibt. Glückwünsche und anerkennendes Schulterklopfen von den Fans gab es obendrauf.
Bei den Gästen nahm Kapitänin Karolina Bednarova ebenso verdient die goldene MVP-Medaille entgegen, wie die Mannschaft zwei Punkte mit auf die Heimreise nehmen durfte.
Bilder vom Spiel
Auf Grund der Sperrung der Dreifelderhalle am Sportgymnasium bis einschließlich 2. Januar 2011 fällt die Partie der 1. Volleyball-Bundesliga der Damen SWE Volley-Team gegen 1. VC Wiesbaden am 2. Januar um 16:00 Uhr aus. Auf dem Dach liegen 45cm Schnee und durch den Eigentümer, das Kultusministerium Thüringen, wurden aus Sicherheitsgründen Trainings- und Wettspielbetrieb untersagt. Ein neuer Termin wird nach Abstimmung mit der DVL und dem VC Wiesbaden bekannt gegeben. Vereinspräsident Michael Panse erklärt dazu:
“Ich finde die Absage höchst bedauerlich, weil damit der Spielrhythmus des Teams gestört wird und auch der Trainingsbetrieb zwischen den Feiertagen nicht stattfinden kann. Allerdings muss die Sicherheit der Teams und der Zuschauer höchste Priorität haben. Es ist ärgerlich, dass es keinen Krisenplan zu Beräumung der Sporthallendächer gibt und uns eine selbst organisierte Beräumung des Dachs aus Sicherheitsgründen nicht gestattet ist.
Ich erwarte seitens der Verantwortlichen einen Lösungsplan bis zum Beginn der kommenden Woche. Am 3.1. soll schließlich wieder der Schulsport und Trainingsbetrieb starten und die Erfüllung der Hoffung, dass sich der Schnee in den nächsten Tagen in Wasser löst, ist eher unwahrscheinlich. Die Sporthalle befindet sich in Trägerschaft des Landes. Die Erwartung seitens des Landesbauamtes, das der Schulleiter oder die Nutzer der Halle entsprechende Technik organisieren und finanzieren halte ich für fragwürdig. Eine Aufrechnung mit möglichen Schäden am Dach durch die Schneelast macht deutlich, dass hier der Eigentümer, und das ist das Land, in der Pflicht ist zu handeln.”