Podiumsstreitgespräch zur Multifunktionsarena
Die Meinungen zum Umbau des Stadions in eine Multifunktionsarena sind gespalten. Glühende Befürworter auf der einen Seite, absolute Gegner auf der anderen Seite und dazwischen die vermeindlichen Bedenkenträger. Die Thüringer Allgemeine stellte am Donnerstag die Position der Stadtratsfraktionen auf einer Sonderseite dazu dar. Während dabei die Fraktionsvorsitzenden fünf Fragen beantworteten, ging es am Abend dann um ein Streitgespräch zum Thema in kleiner Runde.
Geladen waren der Wirtschaftsminister Matthias Machnig, Oberbürgermeister Andreas Bausewein, ich als Fraktionsvorsitzender und OB-Kandidat der CDU sowie Andreas Trautvetter als stellvertretender CDU-Landesvorsitzender. Im Publikum fanden sich viele politisch Interessierte (zehn Stadträte und diverse Vertreter der Parteien), Fans von RWE, einige Anwohner des Stadions und die Vertreter von Rot-Weiß Erfurt sowie Carl Zeiss Jena. Dem engagierten Plädoyer der beiden Präsidenten Rombach und Zipfel für die grundlegende Sanierung/Neubau ihrer Stadien konnten alle Podiumsvertreter zustimmen.
Allerdings wurden die Unterschiede dann deutlich, nachdem Minister Machnig konsequent das Thema Stadion umschiffte und durch Multifunktionsarena/Kongresszentrum ersetzte. Natürlich aus den bekannten Gründen: Stadien dürfen mit den vorgesehenen GRW-Mitteln nicht gefördert werden. Das in Erfurt und Jena geplante Projekt gibt es so noch in keiner Stadt. Die Situation hinsichtlich Kapazitäten für Kongresse und Veranstaltungen ist aber eben in Jena und Erfurt nicht gleich, wie es Machnig behauptete. In Erfurt gibt es im Gegensatz zu Jena Kongress- und Tagungsmöglichkeiten. Viele der bestehenden Einrichtungen sind derzeit nicht ausgelastet. Bei der Messe sind beispielsweise die Zahlen seit 2009 rückläufig.
Ob ein neues Tagungs- und Kongresszentrum wirtschaftlich arbeiten kann, bleibt zumindest umstritten. Andreas Bausewein warb vor dem Hintergrund um Vertrauen in die vorgelegten Zahlen. Mein zweiter Kritikpunkt ist die lange Laufzeitbindung der Fördermittel. 25 Jahre muss das jetzt geschriebene Konzept umgesetzt werden und der massgeblich touristische Zweck erfüllt werden, sonst stehen Rückforderungen an. Wirtschaftsminister in Thüringen kommen und gehen – das Stadion bleibt stehen! Niemand von uns weiß, was in 25 Jahren ist. Vor 25 hat RWE in der Oberliga gespielt (leider meist im unteren Drittel), die Eintrittspreise waren in Ostmark zu zahlen und das Stadion befand sich auch schon in einem traurigen zustand. Eine Patronatserklärung seitens des Landes für das Projekt lehnte Machnig ab, schließlich könne es keine Vollkasko-Mentalität geben. das Restrisiko bleibt also bei der Stadt.
Das dritte Thema bleibt die Umfeldgestaltung. Für die CDU steht und fällt das Projekt mit der Südeinfahrt in die Stadt. Die muss verbindlich kommen. Nach Aussage des RWE-Präsidenten kommen derzeit 48 Prozent der Zuschauer von weiter als 30km Entfernung zu den Spielen. Wenn dies stimmt und sowohl die Veranstaltungsintensität sich erhöht, als auch die Zuschauerzahlen, muss eine Verkehrslösung da sein. Darüber sind wir uns offensichtlich mit der SPD sogar einig – offen ist noch wie verbindlich das Ganze wird.
Alternativen wurden nur am Rande diskutiert. Sportfördermittel in dieser Dimension gibt es Seitens des Landes nicht, zusätzliche Städtebaufördermittel auch nicht. Selbst finanzieren kann es die Stadt nicht und mögliche Großinvestoren sind nicht in Sicht. Wichtig sind für uns, dass in den nächsten Tagen Lösungsangebote zur Umfeldgestaltung auf den Tisch kommen. Wie die Abstimmung kommende Woche im Stadtrat sein wird ist immer noch offen.
Bei der Podiumsdiskussion haben wir sachlich diskutiert und am Ende glaube ich, alle etwas mitnehmen können. Andreas Trautvetter regte an sich genau in 10 Jahren an der gleichen Stelle zu treffen und das Ergebnis zu diskutieren. Ich gehe davon aus, dass RWE dann in einem neuen Stadion in der 2. Liga spielt, das Betreiberkonzept funktioniert, die Südeinfahrt schon fünf Jahre in Betrieb ist und ich dann auch gerne bereit bin Herrn Machnig zu ihrem Zukunftsoptimismus zu gratulieren.
Erfurt hat schon einige Chancen verpasst. So als Startort der Tour de France Anfang der 90er oder ein Konzert der Rolling Stones mehr als zehn Jahre später.
Wenn die Möglichkeit, ein modernes Stadion zu bauen, auch verpasst oder kaputt diskutiert wird, dann ist den dafür Verantwortlichen nicht mehr zu helfen.
Wenn immer alles schlecht geredet wird, bekommen wir nie ein neues Stadion und Jena lacht uns aus. In Jena gab es nicht solche Diskusionen, da scheint sich auch kein Herr Trautvetter dessen Wahlkreis das mal war dagegen zu sprechen. Ich glaube Herr Trautvetter denkt wenn Erfurt keine Multifunktionsarena bekommt um so besser für Jena. Herr Panse stimmen Sie bitte für unsere Multifunktionsarena nur so können Konzerte und Veranstaltungen in unserer schönen Stadt stattfinden und so kommt mehr Geld in unser schöne Stadt. Mit freundlichen Grüßen
Ein schönes Millionengrab! Aber was interessiert es denn, solange das Wahlvieh schnell vergisst. Zuschauerzahlen von 4000-6000 und dafür nur ein paar Schulden mehr-eine sehr gute Zukunftsinvestition … für wen? Für die Fans oder für den Erfurter?
Man kann nur das Geld ausgeben, welches man hat und Erfurt hat kein Geld, insbesondere nicht für solche Risikoinvestitionen.
Eine Landeshauptstadt wie Erfurt hat in meinen Augen wichtigeres zu tun als einen Fußballverein zu unterstützen und nichts anderes wird diese Arena! Für Kongresse oder andere Veranstaltungen gibt es hier genug Örtlichkeiten die man nur mal finanziell für Veranstalter attraktiv gestalten sollte. Zudem kann ich nicht nachvollziehen warum Laufzeitbedingungen, wie oben genannt, überhaupt in Fragen kommen. Wer kann denn bitte eine 25 Jahres-Prognose über die Wirtschaftlichkeit einer Touristenatraktion geben? Wie kann es sein, dass Fussballfans über kommunale Mittel unterstützt werden, wenn an allen Ecken in der Stadt das Geld fehlt??? Diese Stadt hat einen Schuldenberg von über 160 Mio Euro und außer Zeitarbeitsfirmen wie Sand am Meer gibt es hier keinen reale Wirtschaftsstandort. Das muss mal gesagt werden!