Modellversuche funktionieren meist nur im Kleinen
Eine der „Zwangsbeglückungsparteien“ hat wieder zugeschlagen! „Veggie day“-Forderungen waren im Bundestagswahlkampf. Letzte Woche waren die Erfurter Grünen mit der Idee vom einspurigen Rückbau des Juri-Gagarin-Rings und der Forderung, keine neuen Parkhäuser zu bauen, präsent und heute legten die Linken nach.
Ihre Forderung nach einem ticketfreien Nahverkehr ist zwar schon etwas älter und ist schon im Oberbürgermeisterwahlkampf vor zwei Jahren ausgiebig diskutiert worden, aber schließlich ist ja wieder Wahlkampf und da wird gerne jede alte Kiste wieder aufgemacht. Sowohl die Forderung der Grünen, als auch die der Linken sollen den Nahverkehr stärken und die Menschen zu politisch vermeintlich korrekten Verhalten (also der Nutzung des ÖPNV) erziehen.
Möglicher nächster grün/linker Vorschlag: Verzicht auf den Winterdienst aus Kostengründen?
Die CDU ist ganz klar gegen diese Vorschläge, und dies nicht, weil wir den ÖPNV nicht stärken wollen, sondern weil die Vorschläge völlig unrealistisch sind. Beide Parteien nehmen dafür nämlich billigend im Kauf, dass die anderen Verkehrsteilnehmer bevormundet, gegängelt und in ihrer Mobilität behindert werden.
Der Rückbau von Straßen ist schon seit längerem erklärtes grünes Ziel. Das Ziel der Linken passt nun dazu. Sie wollen jährlich 20 Millionen Euro dem Budget für die Straßenerhaltung entziehen (so heute in der Thüringer Allgemeinen nachzulesen). Der linke Spitzenkandidat erklärt in der TA, er wisse schon, dass die Straßen bereits jetzt unter einem immensen Investitionsstau leiden, aber Erfurt können die Straßen sowieso nicht aus eigener Kraft sanieren.
Rund 170.000 Erfurterinnen und Erfurter (alle ab 18 Jahre) sollen nach Meinung der Linken 20 Euro im Monat als ÖPNV-Zwangsabgabe bezahlen. Dabei ist völlig egal ob und wie oft sie den ÖPNV nutzen. Jeder der jeden Tag mit dem Rad fährt, in den Ortsteilen (also ohne Straßenbahnanbindung und mit langen Taktzeiten bei den Busverbindungen) wohnt, in Altenpflegeinrichtungen lebt und nicht mehr den ÖPNV nutzt oder einfach nur Auto, Motorrad oder Moped fährt, bezahlt diese Zwangsabgabe von 240 Euro/jährlich mit. Zusätzlich wollen die Linken dafür noch die Bettensteuer erhöhen und alle Pendlerparkplätze am Stadtrand kostenpflichtig machen.
Nostalgiestraßenbahn der EVAG
Es gibt nur wenige kleinere Kommunen, wo solch ein ticketfreier Nahverkehr in Deutschland ausprobiert wird. Die EVAG weist zu Recht darauf hin, dass mit der erwarteten Steigerung der Fahrgastzahlen auch die Kosten auf rund 100 Millionen Euro steigen würden. Nicht eingerechnet ist dabei auch die von den Linken geforderte bessere Anbindung der Ortsteile. Die EVAG hält Erfurt daher auch für solche „Feldversuche“ der Linken für ungeeignet.
Erfurt hat einen guten ÖPNV. Insbesondere die Straßenbahnverbindungen und die Bahnen sind mit großem finanziellen Aufwand auf einen modernen Stand gebracht worden. Die CDU hat diese Entwicklung immer getragen und unterstützt. Wir unterstützen auch die Schaffung neuer Linienverbindungen. Dies wird weitere erhebliche Investitionen erfordern, die von Stadt und Land getragen werden müssen.
In unserem Wahlprogramm fordern wir einen ÖPNV, der alle Orts- und Stadtteile bei jeder Jahreszeit und bedarfsgerecht erreichbar macht. Wir wollen zudem eine Halbierung der Fahrpreise im ÖPNV für Kinder von 6-14 Jahren. Aber dies sind Forderungen, die erklärbar und finanzierbar sind. Was die Linken wollen ist unrealistisch.
Erstaunlicherweise hält sich die Erfurter SPD, als Koalitionspartner der Linken, in dieser Frage sehr zurück. Ich denke spätestens nach der Wahl wird der Vorschlag dann auch wieder in der kommunalpolitischen Mottenkiste verschwinden. Das Grundprinzip der linken und grünen Erziehungs- und Lenkungspolitik wird aber bleiben. Es ist also an den Erfurterinnen und Erfurtern zu entscheiden, ob sie am 25. Mai zur Kommunalwahl diese Bevormundungspolitik unterstützen oder sich dagegen wehren.
3 Gedanken zu „Der ÖPNV als Erziehungsmaßnahme?“
Unabhängig davon ob die Ideen der Grünen und der Linken umsetzbar sind, so zeigen sie in eine mögliche, alternative Richtung. Bis jetzt wird in Erfurt vor allem die Mobilität der Radfahrer geopfert. Sie haben auch keine wirkliche Lobby in Erfurt. Erfahrungsgemäß ist der Mensch nunmal faul und Bequemlichkeit siegt. Erfurt ist eine der autofahrerfreundlichsten Städe die ich kenne. 2 paralle verlaufende 4-spurige, ringähnliche Straßen im Innenstadtbereich. Man kann selbst im Berufsverkehr nahezu staufrei quer durch fahren. Das macht sich natürlich bemerkbar in Sachen Lärm und Schadstoffen. Soll das die Zukunft sein? Muss man bis in jeden Winkel der Innenstadt mit dem Auto fahren können? Wollen sie eine Stadt, die anderen Städten einfach nur hinterherennt und versucht aufzuholen, oder wollen sie eine moderne Stadt die mit alternativen Konzepten punktet und eine Vorreiterrolle spielt? Fortschritt lockt Menschen an. So kommt Erfurt vielleicht mal weg vom piefigen Immage der snobistischen Beamtenstadt mit Neureichtum auf einer, und Logistikbilliglöhnern auf der anderen Seite. Nur Mut zu Neuem und Veränderungen bringt voran.
Autofahrer meiden den ÖPNV wegen zu hoher Einzelfahrpreise. Eine Abo-Karte hingegen ist günstiger als das Auto. Den Schritt probieren viele nicht, aus Bequemlichkeit. Fahrscheinloser ÖPNV würde das Problem erschlagen. Und es geht nicht darum Pendler aus der Stadt rauszuhalten, sondern Autofahrer mit perfekter ÖPNV-Anbindung zum ÖPNV zu bringen.
Zu einer modernen Stadt gehört nicht der Zwang zum Erwerb einer Abo-Monatskarte für jeden Erfurter ab dem 18. Lebensjahr zum Preis von 20,00 Euro monatlich. Wo ist das entsprechende Finanzierungskonzept der Linken und der Grünen. An erster Stelle sollte die EVAG familienfreundliche Preise einführen. Außerdem ist ein Kurzzeitticket endlich angebracht.
Wenn nach Schätzungen der EVAG mit verdoppelten Fahrgastzahlen zu rechnen ist, müßte man die Bahnen in Spitzenzeiten wohl mit Überdruck/Vakuum- Schleusen leeren/befüllen – wie soll sonst ein 20-Sekunden Takt beispielsweise am Anger hinzubekommen sein ?
Doppelte Taktfrequenz hieße dann ja auch, die Begegnungszone in “Begegnungzone mit der Straßenbahn” umzubenennen.
Wenn Geld übrig ist, würde ich zuerst das Schienennetz sanieren (in der Johannesstraße 178 klirren bei jeder Vorbeifahrt der Straßenbahn die Gläser im Schrank, Heizkörper scheppern, im Extremfall rieselt auch mal Farbe von der Decke oder fällt ein Handy vom Tisch – je nachdem, welche Geschwindigkeit der Fahrer wählt).
Als nächstes würde ich mir Gedanken machen, wie ich die Straßenbahn aus dem Stadtzentrum herausbekomme. Die gefahrenen Geschwindigkeiten gehören eher auf den Ring, als in eine Fußgänger- oder Tempo-30 Zone.
Übrigens paßt “jeder Bürger 20 €” (aus denen ja nach Berechnungen der EVAG schon 40 geworden sind) auch nicht zu “Steuern senken” auf den Wahlplakaten der LINKEN.
Scheint ja Mode in Erfurt zu sein, lauter Klein-und Ministeuern einzuführen, um damit “Auf die Rentabilität einzelner Strecken käme es dann nicht mehr so sehr an” zu finanzieren … wie krank muß man sein ?
Unabhängig davon ob die Ideen der Grünen und der Linken umsetzbar sind, so zeigen sie in eine mögliche, alternative Richtung. Bis jetzt wird in Erfurt vor allem die Mobilität der Radfahrer geopfert. Sie haben auch keine wirkliche Lobby in Erfurt. Erfahrungsgemäß ist der Mensch nunmal faul und Bequemlichkeit siegt. Erfurt ist eine der autofahrerfreundlichsten Städe die ich kenne. 2 paralle verlaufende 4-spurige, ringähnliche Straßen im Innenstadtbereich. Man kann selbst im Berufsverkehr nahezu staufrei quer durch fahren. Das macht sich natürlich bemerkbar in Sachen Lärm und Schadstoffen. Soll das die Zukunft sein? Muss man bis in jeden Winkel der Innenstadt mit dem Auto fahren können? Wollen sie eine Stadt, die anderen Städten einfach nur hinterherennt und versucht aufzuholen, oder wollen sie eine moderne Stadt die mit alternativen Konzepten punktet und eine Vorreiterrolle spielt? Fortschritt lockt Menschen an. So kommt Erfurt vielleicht mal weg vom piefigen Immage der snobistischen Beamtenstadt mit Neureichtum auf einer, und Logistikbilliglöhnern auf der anderen Seite. Nur Mut zu Neuem und Veränderungen bringt voran.
Autofahrer meiden den ÖPNV wegen zu hoher Einzelfahrpreise. Eine Abo-Karte hingegen ist günstiger als das Auto. Den Schritt probieren viele nicht, aus Bequemlichkeit. Fahrscheinloser ÖPNV würde das Problem erschlagen. Und es geht nicht darum Pendler aus der Stadt rauszuhalten, sondern Autofahrer mit perfekter ÖPNV-Anbindung zum ÖPNV zu bringen.
Zu einer modernen Stadt gehört nicht der Zwang zum Erwerb einer Abo-Monatskarte für jeden Erfurter ab dem 18. Lebensjahr zum Preis von 20,00 Euro monatlich. Wo ist das entsprechende Finanzierungskonzept der Linken und der Grünen. An erster Stelle sollte die EVAG familienfreundliche Preise einführen. Außerdem ist ein Kurzzeitticket endlich angebracht.
Wenn nach Schätzungen der EVAG mit verdoppelten Fahrgastzahlen zu rechnen ist, müßte man die Bahnen in Spitzenzeiten wohl mit Überdruck/Vakuum- Schleusen leeren/befüllen – wie soll sonst ein 20-Sekunden Takt beispielsweise am Anger hinzubekommen sein ?
Doppelte Taktfrequenz hieße dann ja auch, die Begegnungszone in “Begegnungzone mit der Straßenbahn” umzubenennen.
Wenn Geld übrig ist, würde ich zuerst das Schienennetz sanieren (in der Johannesstraße 178 klirren bei jeder Vorbeifahrt der Straßenbahn die Gläser im Schrank, Heizkörper scheppern, im Extremfall rieselt auch mal Farbe von der Decke oder fällt ein Handy vom Tisch – je nachdem, welche Geschwindigkeit der Fahrer wählt).
Als nächstes würde ich mir Gedanken machen, wie ich die Straßenbahn aus dem Stadtzentrum herausbekomme. Die gefahrenen Geschwindigkeiten gehören eher auf den Ring, als in eine Fußgänger- oder Tempo-30 Zone.
Übrigens paßt “jeder Bürger 20 €” (aus denen ja nach Berechnungen der EVAG schon 40 geworden sind) auch nicht zu “Steuern senken” auf den Wahlplakaten der LINKEN.
Scheint ja Mode in Erfurt zu sein, lauter Klein-und Ministeuern einzuführen, um damit “Auf die Rentabilität einzelner Strecken käme es dann nicht mehr so sehr an” zu finanzieren … wie krank muß man sein ?