Die Stadt als Beute…

Hochmut und Überheblichkeit kommen vor dem Fall. Dies gilt auch für unseren amtierenden Oberbürgermeister, der im beginnenden Wahlkampf demonstriert, wie sehr er die Stadt als seine “Beute” sieht. Für breite Kritik sorgte heute, dass er entgegen der klaren kommunalen Regelungen seine Großflächenplakate bereits zwei Wochen vor der erlaubten Frist hat aufstellen lassen. Mit den Vorwürfen des schmutzigen Wahlkampfstarts konfrontiert erklärt die Stadtverwaltung (!), dass wohl der zugehörige Bescheid (der seit Jahrzehnten die gleichen Fristen setzt) nicht richtig gelesen habe. Vielleicht war auch die Werbeagentur schuld (die allerdings als Erfurter Unternehmen auch die Fristen kennen sollte).

Dass Andreas Bausewein mit einer gewissen Selbstherrlichkeit in Erfurt agiert, ist nicht nur im Wahlkampf so. Auch das Amtsblatt der Stadt wird regelmäßig für politische Statements des OB missbraucht.

Mich überrascht das immer wieder, weil dies auch Ausdruck fehlender Souveränität ist. Bausewein könnte und sollte es besser wissen. Im Erfurter Rathausfestsaal hängt ein Bild, welches das “Tolle Jahr von Erfurt 1509” illustriert. Damals erging es einem der Amtsvorgänger schlecht, ob seiner Überheblichkeit.

“Wer ist die Gemeinde? – Dies ist die Gemeinde!” Das schleuderte Obervierherr Heinrich Kellner auf sich selbst zeigend am 9. Juni 1509 den erzürnten Bürgern entgegen, die den Ratssaal stürmten. In diesen Worten lag das Selbstbewusstsein einer patrizischen Führungsschicht von reichen Kaufleuten und Waidhändlern, die über die Geschicke der Stadt bestimmten. Allerdings hatten sie Erfurt in den Jahrzehnten zuvor in den Ruin getrieben, was jetzt den Volkszorn erregte. Dieser ging als “Tolles Jahr” in die Geschichte ein.

Bekanntlich endete dies tragisch für Heinrich Kellner. Ich bin gespannt, wie die Erfurter Stadtverwaltung jetzt mit dem Sachverhalt umgeht. In der Vergangenheit hagelte es Geldstrafen nach Verstößen gegen die Plaktierungsordnung und in einzelnen Fällen wurden Plakate per “Ersatzvornahme” kostenpflichtig entfernt. Die anderen Parteien werden aufmerksam darauf achten, wie die Verwaltung mit ihrem amtierenden Chef umgeht. Einst steht aber schon einmal fest. Erfurt ist bei ihm nicht “in sicheren Händen”. Zeit für einen anderen Andreas!

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