Blogeinträge

Volleyball meets Basketball

Unser Bundesligateam hatte dieses Wochenende spielfrei. In der Riethsporthalle war trotzdem Spielbetrieb – die Basketball Löwen bestritten ihr letztes Heimspiel in der Hauptrunde der Saison. Mit zwei unserer Spielerinnen – Tina und Sina – war ich dazu beim Basketball zu Gast.

Gegen die in der Tabelle auf dem vorletzten Platz liegenden Schwenninger Black Forest Panthers sollte ein Sieg her, um noch von Platz 3 auf Platz 2 in der Tabelle zu kommen und somit bessere Aussichten auf die Playoffs und vor allem das Heimrecht im ersten und ggf. auch im dritten Spiel zu haben.

Zwischenzeitlich lagen die Löwen mit bis zu 10 Punkten vor, aber die Panther ließen nicht locker und kämpften sich immer wieder heran. Kurz vor Spielende dann Gleichstand und die Chance für die Panthers 10 Sekunden vor Schluss abzuschließen – zum Glück erfolglos und es ging in die Verlängerung. In den fünf Minuten war leider dann die Luft bei den Löwen raus und es gab am Ende einen Sieg für die Panthers. Leider sind die Löwen dadurch noch auf Platz 5 in der Tabelle abgerutscht. Aber wird drücken die Daumen, dass sie in den Playoffs zu alter Stärke zurückfinden.

Bilder vom Spiel

Die Stadt als Beute…

Hochmut und Überheblichkeit kommen vor dem Fall. Dies gilt auch für unseren amtierenden Oberbürgermeister, der im beginnenden Wahlkampf demonstriert, wie sehr er die Stadt als seine “Beute” sieht. Für breite Kritik sorgte heute, dass er entgegen der klaren kommunalen Regelungen seine Großflächenplakate bereits zwei Wochen vor der erlaubten Frist hat aufstellen lassen. Mit den Vorwürfen des schmutzigen Wahlkampfstarts konfrontiert erklärt die Stadtverwaltung (!), dass wohl der zugehörige Bescheid (der seit Jahrzehnten die gleichen Fristen setzt) nicht richtig gelesen habe. Vielleicht war auch die Werbeagentur schuld (die allerdings als Erfurter Unternehmen auch die Fristen kennen sollte).

Dass Andreas Bausewein mit einer gewissen Selbstherrlichkeit in Erfurt agiert, ist nicht nur im Wahlkampf so. Auch das Amtsblatt der Stadt wird regelmäßig für politische Statements des OB missbraucht.

Mich überrascht das immer wieder, weil dies auch Ausdruck fehlender Souveränität ist. Bausewein könnte und sollte es besser wissen. Im Erfurter Rathausfestsaal hängt ein Bild, welches das “Tolle Jahr von Erfurt 1509” illustriert. Damals erging es einem der Amtsvorgänger schlecht, ob seiner Überheblichkeit.

“Wer ist die Gemeinde? – Dies ist die Gemeinde!” Das schleuderte Obervierherr Heinrich Kellner auf sich selbst zeigend am 9. Juni 1509 den erzürnten Bürgern entgegen, die den Ratssaal stürmten. In diesen Worten lag das Selbstbewusstsein einer patrizischen Führungsschicht von reichen Kaufleuten und Waidhändlern, die über die Geschicke der Stadt bestimmten. Allerdings hatten sie Erfurt in den Jahrzehnten zuvor in den Ruin getrieben, was jetzt den Volkszorn erregte. Dieser ging als “Tolles Jahr” in die Geschichte ein.

Bekanntlich endete dies tragisch für Heinrich Kellner. Ich bin gespannt, wie die Erfurter Stadtverwaltung jetzt mit dem Sachverhalt umgeht. In der Vergangenheit hagelte es Geldstrafen nach Verstößen gegen die Plaktierungsordnung und in einzelnen Fällen wurden Plakate per “Ersatzvornahme” kostenpflichtig entfernt. Die anderen Parteien werden aufmerksam darauf achten, wie die Verwaltung mit ihrem amtierenden Chef umgeht. Einst steht aber schon einmal fest. Erfurt ist bei ihm nicht “in sicheren Händen”. Zeit für einen anderen Andreas!

Demokratiegestalter Tour

Ich finde, dass das Wort Demokratiegestalter hervorragend beschreibt, was die Aufgabe von Politikerinnen und Politikern ist. Deshalb habe ich auch keinen Moment gezögert, als die KAS angefragt hat, ob ich mich an ihrer Demokratiegestalter Tour aktiv beteilige. Kommenden Dienstag wir der Bus der KAS dazu auf dem Willy-Brandt-Platz in Erfurt Station machen und wir werden hoffentlich mit vielen Menschen ins Gespräch kommen.

In dieser Woche habe ich mir gerade Gedanken um die Gestaltung meines Flyers zur Kommunalwahl Gedanken gemacht. Dabei gingen die Gedanken auch zurück an meinen ersten Kommunalwahlkampf im Frühjahr 1990. Für den Demokratischen Aufbruch habe ich damals kandidiert und bin 1993 in den Stadtrat nachgerückt und seit dem darf ich bis heute aktiv Politik mitgestalten. Ich habe immer noch viel Freude daran, Politik zu erklären und nach Lösungen für Probleme zu suchen. Dazu ist das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern ein wichtiges Element. Wer also Fragen und Anregungen hat, ist gerne am Dienstag auf ein Gespräch von 14 – 17 Uhr eingeladen – einen Kaffee gibt es noch dazu.

Politische Bildungsveranstaltungen

Im Rahmen der bevorstehenden Kommunal- und Europawahlen beginnen die Parteien jetzt intensiv zu werben. Bei der Landeszentrale für politische Bildung werben wir generell für unsere Demokratie. In den nächsten Wochen haben wir dazu wieder viele Veranstaltungen, aber  mit den Wahl-blogs, einer Wahlseite auf der Homepage und unseren Podcasts gleich mehrere “Wahl-Elemente”. Im aktuelle Newsletter 6/2024 wird dies alles vorgestellt.

Ostern in Israel in schwierigen Zeiten

Vor einem halben Jahr, am 7. Oktober 2023, musste die Bürgerreise der Stadt Erfurt nach Haifa wegen des terroristischen Überfalls der Hamas abgesagt werden.

Am darauffolgenden Tag wollten eigentlich 43 Erfurterinnen und Erfurter unter Leitung des Oberbürgermeisters Andreas Bausewein und mir als Stadtratsvorsitzender die Partnerstadt Haifa besuchen.

Mich beschäftigt Israel schon seit meiner ersten Reise vor 32 Jahren und hat mich nie losgelassen. Ich war dort unter anderem kurz nach dem Golfkrieg und während der zweiten Intifada. Es gab in all den Jahren immer wieder Anschläge und es war immer irgendwie Unruhe. Aber es ist und bleibt ein wunderschönes Land und für mich immer mein Lieblingsreiseziel. Ich halte häufig Vorträge über Israel – bis zum 7. Oktober zumeist über die Schönheit und Faszination des Heiligen Landes mit vielen Fotos. Seit dem 7. Oktober ist aber die Sorge dominierend und meine Vorträge handeln von der aktuellen politischen Situation.

In der Karwoche war ich nun, ein halbes Jahr später, zu meiner insgesamt 20. Reise in Israel unterwegs, um mich über die aktuelle Situation zu informieren, aber auch um Freunden in Israel zu sagen, dass die Gedanken vieler Deutschen in diesen schwierigen Zeiten auch bei den Menschen in Israel sind.

Ich wurde zuvor von Freunden und Verwandten gefragt, ob ich keine Angst hätte nach Israel zu fahren. Nein, habe ich geantwortet, ich hatte und ich habe keine Angst. In Israel leben Freunde von mir, die mit der Bedrohungslage auch schon vor dem 7. Oktober leben und umgehen mussten, ohne in Angststarre zu verfallen. Ich kenne Israel und die Menschen dort gut, um auch einschätzen zu können, was es ihnen bedeutet, dass Menschen zu ihnen kommen und zeigen, dass sie zu ihnen stehen, auch in schwierigen Zeiten.

Das Land ist geprägt von den schrecklichen Ereignissen des 7. Oktober. Die Menschen sind stark fokussiert auf die Forderung nach Freilassung der sich immer noch in Gewalt der Hamas befindlichen 134 Geiseln. Überall sind Bilder von ihnen mit israelischen Fahnen zu sehen. In Tel Aviv kommen an einem zentralen Platz in der Stadt die Bürgerinnen und Bürgern täglich mit den Angehörigen der Geiseln zusammen, um sich Trost zu spenden und zu informieren. Mich hat der Besuch dort sehr traurig und nachdenklich gemacht. Als Symbol der Solidarität tragen viele Israelis eine gelbe Schleife oder ein gelbes Band am Arm oder Auto mit der Botschaft #bringthemhomenow.

Aber zugleich geht auch das „normale Leben“ in der sonst so pulsierenden Stadt Tel Aviv weiter, obwohl rund 70 Kilometer entfernt im Gaza-Streifen die Kämpfe andauern. Im meinem Hotel Tal by the Beach direkt am Strand und entlang der Uferpromenade waren nur wenige Touristen – die meisten zudem Israelis.

Ein wichtiger Gesprächspartner war für mich bei meinem jetzigen Besuch Arye Shalicar, Sprecher der israelischen Armee. Vor einem Jahr war er noch Reserveoffizier und hat gemeinsam mit mir als Autor seine Biographie in mehreren Veranstaltungen an Erfurter Schulen vorgestellt und mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert. Jetzt ist er wieder aktiv im Dienst der IDF und erklärt das militärische Handeln Israel und die Aktivitäten zur Befreiung der Geiseln. Mit Sorge verfolgt er aber auch die Nachrichten aus Deutschland und spricht in einem täglichen Podcast darüber, wie sich die Stimmung in Deutschland wandelt.

In Erfurts Partnerstadt Haifa, im Norden des Landes, ist die Sorge um eine Ausweitung des Konflikts spürbar. Vor zwei Wochen setzte sich Yona Yahav als alter und neuer Bürgermeister der drittgrößten israelischen Stadt in einer Stichwahl durch. Yona Yahav ist in Erfurt kein Unbekannter. Bereits bis 2018 war er Bürgermeister in Haifa und die Pflege der deutschen Städtepartnerschaften – neben Erfurt noch vier weitere deutsche Städte – lag ihm besonders am Herzen. Mit inzwischen 79 Jahren wird er noch einmal als Stadtoberhaupt Haifa führen. Am Ostersonntag hat er offiziell sein Amt angetreten. Mit dem Major-elect habe ich getroffen, um über die aktuellen Probleme der Stadt am Mittelmeer aber auch über die künftige Zusammenarbeit der Partnerstädte zu sprechen. Größte Sorge in Haifa ist nach den Worten von Yona Yahav, die Bedrohung durch die Hisbollah aus dem Norden.

Haifa liegt nur 40 km von der libanesischen Grenze entfernt. Momentan läuft das Leben in Haifa völlig normal – im Gegensatz zu den Städten und Dörfern entlang der Grenze. Dort wurden die Menschen evakuiert und sind nun schon Monate in den überall leerstehenden Hotels in Israel untergebracht. Yahav befürchtet nach Geheimdienstinformationen direkte Angriffe im Norden, die auch Haifa betreffen könnten. Als eine seiner ersten Amtshandlungen will er das Informations- und Notrufsystem für die Bürgerinnen und Bürger verbessern, um Desinformationen und Panik zu vermeiden.

Von seiner Erfurter Partnerstadt erhofft sich Yahav eine Intensivierung der Zusammenarbeit. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die vor einem halben Jahr abgesagt Bürgerreise nachgeholt werden kann. Yahav wünscht sich, dass sich die Erfurterinnen und Erfurter über die Lebenssituation der Menschen in Israel informieren und solidarisch mit ihnen bleiben. Haifa ist eine Stadt, die geprägt ist, vom guten Zusammenleben vieler Religionen und Kulturen und kann somit auch ein Vorbild sein. Einig waren ich mir mit ihm darüber, dass nach einer Normalisierung der Situation der Schulaustausch zwischen beiden Städten eine größere Rolle spielen soll.

Auf den nächsten Reisestationen konnte ich erfahren, wie sehr die aktuelle Situation Auswirkungen auf den Tourismus hat. Insbesondere die Städte entlang des Mittelmeers aber auch die Region um den See Genezareth leben vom Tourismus. Akko, die Nachbarstadt Haifas, ist bekannt für seine Kreuzritterfestung und bei vielen Reisegruppen fester Programmpunkt. Sonst wimmelt es dort vor Touristen. Jetzt erlebte ich dort eine nahezu menschenleere Stadt. Viele Geschäfte und Restaurants sind geschlossen. Das legendäre Fischrestaurant Uri Buri ist noch offen. Aber die Gästezahlen sind stark rückläufig. Uri Buri hofft auf die Rückkehr der Touristen, er sucht das Gespräch mit seinen Gästen und wirbt für den Dialog. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die verschiedenen Religionen angehören, leben dies vor.

Auch am See Genezareth, wo die Heiligen Stätten sonst um die Osterzeit stark bevölkert sind ist es leer. Im Pilgerhaus Tabgha wurden über Ostern nur wenige Pilger erwartet. Ich hatte dadurch ein wunderschönes Zimmer mit Blick über den See Genezareth. Der Leiter des Pilgerhauses Dr. Georg Röwekamp berichtete mir beim morgendlichen Gespräch von der Situation der Christen in Israel und den besetzten Gebieten. Zu den zwei Gemeinden in Gaza gibt es aktuell keine Austauschmöglichkeiten – sie kommen nicht raus und es kommt auch keiner zu ihnen. Für die Mitarbeiter des Pilgerhauses ist zudem die Sorge groß, dass sich der Konflikt im Norden ausweitet und dann noch mehr Dörfer und Städte evakuiert werden. Aktuell gibt es rund 80.000 evakuierte Menschen, die zum Teil seit sechs Monaten in Hotels im ganzen Land versorgt werden.

Auf dem Berg der Seeligpreisungen und an der Taufstelle Yardenit war ich Gründonnerstag praktisch sogar der einzige Besucher. Mein Mietwagen stand einsam auf dem großen Parkplatz, auf dem sich sonst die Touristenbusse drängen. In Gan HaShlosha, einem der zehn schönsten Naturbäder weltweit und einem meiner Lieblingsorte in Israel, war es hingegen ganz normal und gut besucht. Allerdings ausschließlich israelische Jugendliche, die ganz normal Spaß am Baden und dem zusammen sein hatten, so wie ich es zuvor auch schon am Strand in Tel Aviv erlebt hatte.

Vom Norden Israels ging es nach Jerusalem – es gibt drei Fahrtstrecken. Die kürzeste geht durch das Jordantal und führt durch die besetzten bzw. in Teilautonomie befindlichen Gebiete. Am Vormittag meiner Fahrt gab es dort einen Anschlag auf ein vorbeifahrendes Siedler-Auto und deshalb sperrte die Armee kurzfristig die Strecke und organisierte eine Umleitung. Es war das einzige Mal während meiner Reise mit einer Einschränkung. Der Weg nach Jerusalem wird über die Autobahnen schnell doppelt so lang und dauert entsprechend bei den häufigen Staus. Aber ich war pünktlich in Jerusalem zum Abendessen bei meiner langjährigen Freundin Danila Epstein. Ich habe sie 1992 als Reiseleiterin kennengelernt und seitdem treffen wir uns regelmäßig in Israel oder Deutschland. Daniela hat mir viel erzählt über die aktuelle innenpolitische Situation. Viele Menschen sind mit der Arbeit der Regierung unzufrieden und es finden Großdemonstrationen in Tel Aviv und Jerusalem statt.

Karfreitag in Jerusalem hatte ich schon einmal vor fünf Jahren mit meinen Söhnen erlebt. Damals wimmelte die Stadt vor Touristen und Pilgern. Dieses Jahr fiel hingegen die hohe Zahl von Polizisten und Armee auf. Allein 3.000 zusätzliche Kräfte waren in Jerusalem um darauf zu achten, dass nichts passiert. Einige der Soldaten waren auch in meinem Hotel (Grand Court) untergebracht. In der Altstadt war zwar viel los, allerdings durch die Zahl der Pilger entlang der Via Dolorosa, sondern wegen dem Freitagsgebet auf dem Tempelberg. Tausende Araber versammeln sich dazu traditionell und währen des Ramadan noch einmal deutlich mehr. Von der Terrasse des Österreichischen Hospizes an der dritten Station der Via Dolorosa waren viele Journalisten und Kamerateams zu beobachten, die berichteten und einige der wenigen Pilger befragten. In der Erlöserkirche waren zum deutschsprachigen Gottesdienst ganze 20 Gläubige gekommen und auch die Grabeskirche konnte man ohne dichtes Gedränge besuchen. Am Abend waren zu Messe von Abt Nikodemus in der Dormitio auf dem Zionsberg ebenfalls nur rund 40 Gläubige. Insgesamt ist es in Israel für die Christen schwierig und es gibt nur wenige aktive Gemeinden. In der aktuellen Situation fällt dies umso mehr auf.

Der Ostersamstag war zugleich Shabbat und ist für die Juden in Jerusalem dadurch ein ruhiger und religiös geprägter Tag. Außerhalb von Jerusalem bekommt man davon aber nur wenig mit, deshalb nutzen Touristengruppen meist den Tag für Touren zum Toten Meer und nach Masada. Zuvor machte ich aber noch einen kurzen Abstecher nach Qasr el Yahud, der Taufstelle am Yordan direkt an der Grenze nach Jordanien. Lediglich eine asiatische Reisegruppe war dort und auf beiden Seiten des schmalen Flusses je zwei Soldaten. Am Toten Meer herrschte dafür in Ein Boked am Sandstrand dichtes Treiben der Badegäste – alles Israelis, viele von ihnen russisch sprechend. Die Sonne und das Tote Meer ziehen immer Gäste an und jetzt Ende März ist das Klima dort am besten.

Der Ostersonntag begann mit dem Frühgottesdienst in der Himmelfahrtskirche. Um 5.30 Uhr kamen dazu die Gläubigen zusammen und feierten den Abendmahlsgottesdienst im Garten hinter der Kirche mit Blick auf die aufgehende Sonne über der judäischen Wüste. Mit der Pfarrerin, die ihr Studium und Referendariat in Ostthüringen absolviert hatte kam ich danach noch ins Gespräch. Der Ostersonntag in der Altstadt war ausgesprochen schön und ein guter Reiseabschluss mit einer ausgiebigen Kaffee- und Granatapfelsaftrunde im Cafe Rimon Himo. Seit 15 Jahren verweile ich dort am Damaskus Tor bei jedem Besuch der Altstadt. Der inzwischen 69jährige Chef Rimon begrüßt mich immer mit großem Hallo. In diesem Jahr ganz besonders, weil auch ihm die Gäste fehlen. Daher war auch seine erste Frage, wann ich wieder mit größeren Gruppen komme. Jedes Mal schreibt er mir zum Abschied einige Sätze in arabischer Sprache in mein Reisetagebuch.

Politisch wurde es auch für mich noch einmal am Abend. Der dichte Verkehr in Jerusalem entwickelte sich schon drei Kilometer vor der Knesseth zum Dauerstau. Zu der angekündigten Großdemonstration vor dem israelischen Parlament versammelten sich zwischen 100.000 (Angaben der Polizei) bis 250.000 Menschen (Angaben der Veranstalter). Die Veranstaltung der Angehörigen der Geiseln wurde zu einem beeindruckenden Statement für deren Freilassung. Tausende israelische Fahnen wehten als Ausdruck der Demokratie, aber auch als Zeichen der Unzufriedenheit mit der eigenen Regierung und Benjamin Netanyahu. Der Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanyahu scharf für dessen Politik, die Israel zunehmend isolieren würde. Mitten unter den Demonstranten spürte ich, dass Israel zwar nach außen derzeit geeint auftritt, aber innenpolitisch in zwei große Lager gespalten ist. Vor einem Jahr war es die Kritik an der Justizreform, die die Menschen auf die Straße trieb. Jetzt ist es die Sorge um die Geiseln.

Eine Woche in Israel – wie immer ist sie zu schnell vergangen. Am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv stand ich unter hunderten Menschen, die verreisen wollten und habe darüber nachgedacht, wann ich das nächste Mal kommen werde. Im Oktober ist immer noch die nächste Reise der Landeszentrale für politische Bildung geplant und die Bürgerreise der Stadt Erfurt werden wir baldmöglichst nachholen. Beides wird wohl nur klappen, wenn die Reisewarnung der Bundesregierung aufgehoben ist. Dies wird erst mit einem dauerhaften Waffenstillstand in Gaza geschehen. Ich hoffe, dass sich der Konflikt nicht auf den Libanon ausweitet.

Die Menschen in Israel wünschen sich Frieden – Frieden in Sicherheit. In den nächsten Wochen werde ich viel über Israel erzählen und berichten. Meine Gedanken sind in Israel. Mireille, mit der mich eine langjährige Freundschaft verbindet, konnte ich dieses Mal nur kurz in Tel Aviv treffen. Sie erwartet in den nächsten Tagen ihr erstes Kind. Ihr und ihrem Kind und allen Menschen in der Region wünsche ich eine gute und sichere Zukunft und freue mich auf den 21. Besuch in Israel.

Israel-Reise 2024

Ob es die erste und einzige Israel-Reise für mich im Jahr 2024 bleiben wird,  steht noch nicht fest. Erst in den nächsten Wochen werden wir entscheiden, ob die geplante Reise der LZT im Oktober weiter geplant wird. Nach dem jetzigen Stand bin ich dafür dies zu tun. Aber natürlich hängt dies auch von der Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten ab.

Um zu ergründen, ob Reisen nach Israel wieder möglich sind, habe ich es jetzt einfach probiert. Ich war eine Woche über Ostern auf “Scout-Mission” zu meiner nunmehr 20. Reise in Israel unterwegs. Vor allem wollte ich dabei Freundinnen und Freunde treffen und mehr erfahren, wie die Stimmung derzeit im Land ist. Rund 1.000 km ging es dazu mit dem Mietwagen (Suzuki Crossover) quer durch das Land. Tel Aviv, Caesarea, Haifa, Akko, See Genezareth, Jerusalem und das Tote Meer waren die Stationen – die klassische Touristen-Route, aber dieses Mal ohne Touristen. Vor fünf Jahren hatte ich mit meinen beiden größeren Söhnen eine ähnliche Tour zu Ostern, aber die Eindrücke sind jetzt ganz anders.

An etlichen Orten stand der Mietwagen als einziges Auto auf den großen Parkplätzen. Aber dafür blieb auch mehr Zeit, um genauer hinzuschauen und mit den Menschen zu reden. Überall wurde ich sehr freundliche empfangen. Die Israelis freuen sich über Gäste in diesen schwierigen Zeiten. Einige Tage werde ich noch brauchen, um die Reise zu verarbeiten. Die über 500 Bilder sind schon online – morgen folgt noch ein politisch geprägter Reisebericht.

Die Thüringer Allgemeine hat schon einen Beitrag gemacht – vielleicht folgt noch einer für den MDR. Mir ist es wichtig von meinen Reiseerfahrungen zu berichten. Wer immer also etwas zur aktuellen Situation in Israel wissen möchte – ich freue mich über Kommentare und Anfragen.

Thüringer Allgemeine/TLZ zur Reise

Erster Tag – Anreise und Tel Aviv

Zweiter Tag – Arye Shalicar und Tel Aviv

Dritter Tag – Caesarea, Akko, Uri Buri, Haifa, See Genezareth, Tabgha

Vierter Tag – See Genezareth, Yardenit, Gan HaShlosha, Jerusalem

Fünfter Tag – Karfreitag in Jerusalem

Sechster Tag – Qasr el Yahud, Ein Boked, Jerusalem

Siebter Tag – Ostersonntag in Jerusalem und Großdemonstration

Sensationelles Comeback

Pressemitteilung

Sperrfrist 1.4.2024, 7:00 Uhr

Nach Abschluss der erfolgreichen Rennrodel-Saison 2023/2024 richtet sich schon der Blick auf die kommende Saison. Dafür kann der Thüringer Schlitten- und Bobsportverband e.V. ein sensationelles Comeback verkünden. Olympiasiegerin Silke Kraushaar-Pielach wird wieder auf den Schlitten steigen. Gemeinsam mit der Nachwuchsathletin Lina Peterseim will sie in der bevorstehenden Saison im Damen-Doppel antreten. Silke Kraushaar-Pielach erklärt dazu:

„Erfolgreiche Testfahrten in Oberhof habe mich darin bestärkt, mich auch bei Wettkämpfen noch einmal beweisen zu wollen. Zugleich bietet sich die Möglichkeit, viel an Erfahrungswissen weiter geben zu können. Dajana Eitberger hat den Wechsel vom Einzel zum Doppel in dieser Saison mit einer jungen Doppelpartnerin erfolgreich gemeistert, jetzt will ich es noch einmal allen zeigen und um internationale Startplätze kämpfen. Die jüngeren Mitbewerberinnen können sich schon einmal warm anziehen!“

Silke Kraushaar-Pielach hat in ihrer erfolgreichen Laufbahn bis 2008 einen kompletten Olympiamedaillensatz und vier Weltmeistertitel, 36 Weltcupsiege sowie zahlreiche internationale Erfolge vorzuweisen. Lina Peterseim (BRC 05 Friedrichroda) wurde bei den Olympischen Jugend-Winterspielen 2024 mit ihrer Doppelpartnerin Sarah Pflaume Vierte.

Anlage:

Foto von Silke Kraushaar-Pielach und Lina Petersheim zur freien Verwendung mit Quellenangabe (Foto: Michael Panse)

Winter nun wirklich vorbei

Das Profilbild auf Facebook habe ich jetzt in die Sommervariante umgewandelt und das Schneebild durch ein Bild aus Jerusalem ersetzt. In den letzten Tagen in Israel war es sommerlich warm – bis zu 33 Grad. Aber da ich meine blaue WM-Winterjacke dabei hatte (die an den Abenden und auf dem Flug sogar zum Einsatz kam), wurde ich immer mal wieder an die abgelaufene Saison erinnert. Vor allem aber auch weil die Jacke mit Thüringen beschriftet ist und es für uns eine ausgesprochen gute Saison war.

Für den TSBV habe ich heute noch eine Pressemitteilung aus dem Hotel in Jerusalem verschickt – Sperrfrist 1. April 2024. Vor einigen Woche hat Silke Kraushaar-Pielach ihren Rennanzug übergestreift und ist die Oberhofer Bahn gefahren. Das Ergebnis findet sich in der beigefügten Pressemitteilung.

Pressemitteilung des TSBV

Yona Yahav ist wieder Bürgermeister von Haifa

Yona Yahav ist seit dem 11. März 2024 Major-elect in unserer Partnerstadt Haifa und wird am Sonntag offiziell sein Amt als Bürgermeister wieder antreten. Ich wünsche ihm viel Erfolg dabei und war heute gerne zum Antrittsbesuch bei ihm in Haifa.

Das bemerkenswerte an seiner Wahl ist, dass er seine Nachfolgerin beerbt hat. 2018 verlor er die Wahl und das Amt und jetzt gewann er mit immerhin 79 Jahren souverän in der Stichwahl. Mit Yona habe ich heute darüber gesprochen, wie wir die Zusammenarbeit zwischen Erfurt und Haifa intensivieren können.