Finanzdesaster bei RWE
Rot-Weiss Erfurt wird uns in den nächsten Wochen kommunalpolitisch wieder heftig beschäftigen. Dabei geht es dieses Mal nicht um die sportliche Leistung – die ist schwierig genug. Dabei geht es auch nicht um die Multifunktionsarena – die ist schließlich mit allen Mängeln der Verantwortungsbereich der grünen Beigeordneten.
Es geht dieses Mal schlichtweg um fehlendes Geld und dies hat auch mit den beiden ersten Punkten zu tun, aber eben nicht nur. Fakt ist: RWE hat über 5 Millionen Euro Schulden. Das ist nicht neu, sondern schon sehr lange so. Einige der Verbindlichkeiten sind schon über 15 Jahre alt und andere relativ neu (wie die Genussscheine). Leider schafft es RWE nicht von diesen Verbindlichkeiten runter zu kommen. Dafür gibt es viele Gründe.
Hauptgrund sind fehlende Einnahmen. Zuschauerzahlen unter dem geplanten Durchschnitt, zu wenig neue Sponsoren und die über nunmehr viele Jahre verpasste Pokalteilnahme tun ein Übriges. Mit der neuen MFA sind nicht die erhofften Mehreinnahmen hinzugekommen, sondern zunächst Mehrausgaben.
Regelmäßig im März müssen die Vereine ihre Lizenzunterlagen einreichen und dabei muss die Leistungsfähigkeit für die kommende Saison belegt werden. RWE fehlen für die kommende Saison rund 650.000 Euro, um eine Lizenz zu erhalten. Gestern Abend hat der Oberbürgermeister gemeinsam mit Rolf Rombach, dem RWE Präidenten, die Fraktionsvorsitzenden darüber informiert. Der RWE-Wunsch, die Stadt möge rund 650.000 Euro zur Verfügung stellen, wird für heftige Diskussionen sorgen. In Chemnitz und Dresden gab es dies auch schon und eine handvoll anderen Drittligavereine sind in einer ähnlichen Situation.
Bereits bei der Diskussion zur MFA und der Vertragsgestaltung zwischen Arena GmbH und RWE habe ich auf das Problem im Stadtrat hingewiesen. RWE ist in der 3. Liga und auch nach einem Aufstieg in die 2. Liga (zumindest im ersten Jahr) wirtschaftlich nicht in der Lage, die ursprünglich avisierte Miete zu bezahlen. Aber das wollte vor lauter MFA-Begeisterung damals niemand hören.
In den kommenden Tagen werden sich die Stadtratsfraktionen ein Meinungsbild schaffen und der Oberbürgermeister will dem Vernehmen nach einen Vorschlag unterbreiten. Voraussichtlich am 29. März soll der Stadtrat eine Entscheidung treffen und am Vortag der Finanz- und Sportausschuss beraten. Neben den völlig ungewissen Mehrheiten gibt es dabei etliche Probleme. Erfurt hat derzeit keinen Haushalt und befindet sich in der vorläufigen Haushaltsführung. Jede während dieser Zeit bewilligte nennenswerte Ausgabe muss nicht nur gedeckt sein, sondern auch vom Landesverwaltungsamt abgesegnet werden. Ob somit bis zum 1. April ein lizenzrelevanter Beschluss gefasst werden kann, erscheint fraglich.
Mich ärgert sehr, dass der Oberbürgermeister schon seit einer Woche von dem Thema weiß, aber erst gestern in einer vertraulichen Sitzung die Fraktionsvorsitzenden informiert und sich er sich ebenso wie RWE zugleich an die Presse gewandt hat. Einen konkreten Vorschlag hat er uns hingegen nicht unterbreitet. Die CDU-Stadtratsfraktion wird sich am kommenden Wochenende zu einer bereits länger geplanten Klausurtagung (u.a. mit dem Thema Haushalt) treffen. Dabei werden wir auch das Thema RWE besprechen. Bereits jetzt ist absehbar, dass in unserer Fraktion das Meinungsspektrum dazu sehr breit ist. Ich persönlich neige dazu eine Lösung (wenn es eine vernünftige ist) zu unterstützen.