Avi Primor war in den 90ger Jahren israelischer Botschafter in Deutschland. Seit dieser Zeit kenne ich ihn von verschiedenen Veranstaltungen. Gestern Abend hat er sein neues Buch “Bedrohtes Israel” vor 175 interessierten Gästen vorgestellt. Die Veranstaltung fand in Kooperation von LZT, ERFURTER HERBSTLESE, Deutsch-Israelische Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Erfurt, Jüdische Landesgemeinde Thüringen, Jüdisch-Israelische Kulturtage Thüringen und der Kaufmänner Gesellschaft e.V. in der Erfurter Kaufmannskirche statt und wurde von Blanca Weber moderiert.
Seine Einschätzung zu den Handlungsoptionen der israelischen Regierung und zu den Zukunftsaussichten einer Zwei-Staaten-Lösung teile ich nur sehr eingeschränkt. Ich glaube (leider) im Gegensatz zu Avi Primor nicht, dass die Mehrheit der Palästinenser eine Zwei-Staaten-Lösung will. Die Gelegenheit dazu bestand mehrfach, wurde aber immer wieder von der Hamas und auch von Israelis verhindert. Ich glaube auch nicht, dass die Fatah die Verantwortung in Gaza bekommen sollte. Bis 2005 hatte sie diese und wurde dann teils gewaltsam von der Hamas abgelöst. Ohne dass die Hamas entwaffnet und ihr militärischer Arm vernichtet wird, wird in Gaza (egal unter welcher Verantwortung) kein Frieden einziehen. Avi Primor lehnt die israelische Regierung in Gänze ab. Allerdings ist diese demokratisch gewählt und Niemand weiß, was bei Neuwahlen raus kommt. Mir hat insbesondere der Blick auf den 7. Oktober gefehlt. Keine israelische Regierung hätte in Reaktion auf die Verbrechen der Hamas eine andere Handlungsoption gehabt.
Der Abend bot viel Nachdenkenswertes und war trotz meiner persönlich abweichenden Meinung ein ausgesprochen interessanter Vortragsabend in der Kaufmannskirche in Erfurt.
Vielen Dank für die Bilder des Abends an Alice End.