Schlagwort: Europäisches Jahr
“Der Begriff Ruhestand gehört abgeschafft – schlimmer ist ja nur noch die Ruhelage”
Im Sommer 2011 hat die EU einer Initiative Sloweniens folgend das Jahr 2012 zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ausgerufen. Das Themenjahr ist eine Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit, um auf die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen hinzuweisen, die sich aus der demografischen Entwicklung ergeben.
Innerhalb der EU altert kein Land so schnell wie Deutschland. Italien und Griechenland folgen, aber auch für alle anderen europäischen Länder ist das Thema eine Herausforderung. Mehr als 350 verschieden Projekte und Initiativen haben sich in Deutschland für das ej2012 mit Ideenkonzeptionen beworben. 45 wurden ausgewählt und von vom Bund mit insgesamt 900.000 Euro gefördert, vier Thüringer Projekte waren darunter.
Am 6. Februar 2012 fand die Auftaktveranstaltung in Berlin und kurze Zeit später unsere Thüringer Auftaktveranstaltung in Erfurt statt. Seitdem gab es allein in Thüringen über 50 Veranstaltungen bei denen ich für das Anliegen des Themenjahres geworben habe, oder Veranstaltungen die ich als Generationenbeauftragter unterstützt, bzw. mit meinem Team organisiert habe.
In Berlin war heute die offizielle Abschlussveranstaltung bei der die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) vor über 150 Teilnehmern eine positive Bilanz zog. Die BAGSO-Vorsitzende und frühere Bundesministerin Prof. Dr. Ursula Lehr stellte zu Beginn klar: „Der Begriff Ruhestand gehört abgeschafft – schlimmer ist ja nur noch die Ruhelage“. Senioren wollen aktiv sein, dies habe nicht nur der Seniorentag im Hamburg in diesem Jahr überdeutlich gezeigt. Positiv sei auch, dass es gelungen sei, das Verhältnis der Generationen zueinander in den Fokus der medialen Wahrnehmung zu rücken, ergänzte Prof. Dr. Gerhard Naegele, Direktor des Instituts für Gerontologie an der TU Dortmund. Allerdings sei es schwierig Benachteiligte zu erreichen. Menschen die isoliert oder im ländlichen Raum leben, Menschen die sozial benachteiligt sind oder Menschen mit Migrationshintergrund seien schwerer für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen.
Ursula Lehr, die in solchen Foren die Teilnehmer oft mit den Worten begrüßt „liebe Jungen von gestern und liebe Alten von morgen“, erläuterte, dass das Ehrenamt sich oft durch die Generationen trägt. Anders gesagt, wer sich im Alter engagiert hat es oft schon immer gemacht. Aber es sei auch nie zu spät mitzumachen – „Höre nie auf, anzufangen!“. Der Bürgermeister für Soziales der Stadt Leipzig Prof. Dr. Thomas Fabian forderte eine Anerkennungskultur für das Ehrenamt. Die Mehraufwendungen, die sich aus dem Engagement ergeben sollten erstattet werden. Derzeit sind schon mehr Familien in Deutschland (häufig die Frauen) mit der Pflege eines Angehörigen beschäftigt, als mit der Betreuung eines Kindes unter sechs Jahren. Die Pflegeinfrastruktur muss sich darauf einstellen und die Arbeitsplatzgestaltung auch, betonten gleich mehrere Teilnehmer der Podiumsdiskussion.

Einen ausgesprochen gelungenen Schlusspunkt unter die Tagung setzte der Schauspieler und Kaberettist Bill Mockridge (der die ganze Tagung aufmerksam verfolgt hatte). Bisher hatte ich ihn nur als Erich Schiller in der Lindenstraße erlebt. Als Kaberettist beschrieb er heute seinen persönlichen Alterungsprozess. Sein jüngstes Buch „Je oller, je doller – so vergreisen sie richtig“ werde ich mir besorgen. Seine Programme beschäftigen sich schon seit Jahren mit dem Altern und in Comedian-Manier nennt er sie schon mal „Leise rieselt der Kalk“ oder „Ihr Zipperlein kommet“.
Sein jüngstes Programm „Was ist Alter“ hatte er heute dabei und betonte bei seinem Auftritt die fünf L, die Voraussetzung sind, um im Alter noch einmal so richtig loszulegen. Laufen, Laben, Lieben, Lachen und Lernen. Genau so ist es!
Bilder von der Tagung
Europäischer Tag der Solidarität zwischen den Generationen auch an Thüringer Schulen
Aktiv dabei sein…

Forum der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen
Das Bewusstsein dafür schärfen, wie Seniorinnen und Senioren aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, ist für mich eines der vordringlichen Ziele beim EU-Jahr 2012.
Im gut gefüllten Johann-von-Staupitz-Saal des Erfurter Augustinerklosters entspann sich nach den Vorträgen der beiden Referenten, Hermann Binkert, Leiter des Instituts für neue Soziale Antworten (INSA), und mir, eine durchaus lebhafte Diskussion zur Situation der Älteren in der Gesellschaft und zum Verhältnis der Generationen untereinander.
Herman Binkert stellte die Studie 50+ seines Institutes vor, die intensiv die Einschätzungen der Thüringer zur Fragen der Lebenswirklichkeit älterer Mitbürger untersucht hat. Aus den Fragen zu Themen wie u.a. Selbsteinschätzung, Leistungsfähigkeit, ehrenamtlichem Engagement, Gesundheit, Rentensystem, Mobilität, Demokratie ergab sich ein sehr differenziertes Bild des Alters, dass bei aller realistischer Einschätzung von Problemen aber auch zeigte, dass mit zunehmenden Alter bei den Befragten mehrheitlich die Lebenszufriedenheit steigt.
Ich unterstütze eine solch positive Sicht auch die vielfältigen Möglichkeiten der aktiven Teilhabe der Seniorinnen und Senioren am gesellschaftlichen Leben, auf die das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen den Blick lenken will. Aktives Altern bedeutet, dass man älteren Menschen noch bessere Möglichkeiten bietet, länger gesund zu bleiben, weiterhin einen Beitrag für die Gesellschaft, z.B. durch ehrenamtliche Arbeit, zu leisten und, sofern sie dies wollen und können, länger im Erwerbsleben zu verbleiben.
In Thüringen ist das durchschnittliche Lebensalter der Menschen in den letzten 20 Jahren erfreulicherweise um sechs Jahre gestiegen. Zugleich sind allerdings viele junge Menschen abgewandert und es wurden deutlich weniger Kinder geboren.
Vor dem Hintergrund dieses demografischen Wandels bietet das Europäische Jahr 2012 eine gute Chance, dass öffentliche Bewusstsein in Thüringen weiter dafür zu schärfen, wie Seniorinnen und Senioren aktiv am gesellschaftlichen Leben – von der Gestaltung des Wohnumfeldes über die Nutzung von Bildungsangeboten bis hin zu vielfältigen freiwilligen Engagement – teilnehmen können und wie damit Altersbilder positiv verändert werden.
Angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels u.a. an die Bereiche der Wirtschaft, der Kommunen oder der Finanzen sei absehbar, dass allein staatliches Handeln nicht in der Lage sein wird, die anstehenden Probleme zu bewältigen. Den demografischen Wandel positiv zu gestalten werde nur gelingen, wenn diese Herausforderungen als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden, die das gesellschaftliche Engagement möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger und aller Generationen verlangen. Hierfür sei es erforderlich, in einen verstärkten Dialog einzutreten, wofür die Veranstaltung in Kooperation mit dem Bildungswerk Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. einen guten Beitrag leistete.
Vier Thüringer Projekte erfolgreich zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012
Generationenbeauftragter Michael Panse: „Unterstützung für die Bewältigung des demografischen Wandels wichtig“
Der Start Thüringens in das Europäische Jahr 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ist mit einem ersten Erfolg verbunden. Der AWO Landesverband Thüringen, die Fachhochschule Jena, der Offene Hörfunkkanal Eisenach e.V. und der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Thüringen e.V. erhielten im Rahmen einer Ausschreibung Förderzusagen von der nationalen Koordinierungsstelle im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Diese hatte aus den mehr als 300 deutschlandweiten Bewerbungen 46 Projekte ausgewählt, darunter auch die vier genannten aus Thüringen.
Michael Panse sagte: „Die Thüringer Beteiligung, für die ich intensiv geworben habe, ist überdurchschnittlich. Ich freue mich, dass mit den dadurch möglich gewordenen Projekten, die ich auch gern fachlich begleite, Themen des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen noch stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden können. Gerade für uns in den neuen Ländern ist jede Unterstützung für die Bewältigung des demografischen Wandels wichtig. Jeder Baustein, der dazu beitragen kann, ist uns willkommen. Es gilt die Chancen herauszuarbeiten, die in der Entwicklung des aktiven Engagements im Alter liegen.“
Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012 wird auf europäischer Ebene mit einer Veranstaltung vom 18. bis zum 19. Januar 2012 in Kopenhagen und auf Bundesebene mit einer Veranstaltung am 6. Februar 2012 in Berlin eröffnet. Daran anschließend wird auf Landesebene im März die Eröffnungsveranstaltung im Rahmen einer Tagung auf Schloss Ettersburg stattfinden. Diese wird vom Beauftragten für das Zusammenleben der Generationen gemeinsam mit der Serviceagentur Demografischer Wandel durchgeführt. Zahlreiche weitere Veranstaltungen werden sich anschließen.