Konrad Adenauer und Ben Gurion
Ausgesprochen gerne habe ich heute Abend eine Veranstaltung in der Kleinen Synagoge in Erfurt zu den 23. Tagen der jüdisch-israelischen Kultur mit einem Grußwort eröffnet.
Israel und Deutschland sind für immer in besonderer Weise miteinander verbunden. Erst 20 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Katastrophe des Holocaust vereinbarten Israel und Deutschland die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Dass es dazu überhaupt kam, ist ganz wesentlich Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem israelischen Premierminister David Ben Gurion zu verdanken. Ihre Begegnung am 14.3.1960 im Waldorf Astoria und die persönliche Freundschaft der beiden herausragenden Staatsmänner legte den Grundstein für eine Aussöhnung zwischen dem israelischen und dem deutschen Volk.
Fünf Jahre später, am 12. Mai 1965, wurden die diplomatischen Beziehungen offiziell aufgenommen, aber es war auch ab diesem Zeitpunkt noch ein langer Weg hin zu einer Normalität im Umgang miteinander. Die Verantwortung Deutschlands für die Shoa, dem systematischen Völkermord an sechs Millionen Juden Europas während der Zeit des Nationalsozialismus, steht vor und über dem Beginn der einzigartigen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.
Heute erinnern wir im Rahmen der 23. Tage der jüdisch-israelischen Kultur in Thüringen in einer Kooperationsveranstaltung zwischen der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Förderverein Alte und Kleine Synagoge Erfurt e.V. an 50 Jahre diplomatische Beziehungen. Ich verbinde persönlich mit Israel und damit auch mit dem Thema des heutigen Abends eine Vielzahl an Erlebnissen.
Die erste freigewählte Volkskammer der DDR hatte sich erst 25 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel zu ihrer Verantwortung bekannt. Nach der Wende durfte ich zahlreiche Reisen für die Junge Union nach Israel organisieren und leiten und war inzwischen ein Dutzend Mal in Israel. Am 25. Juni 2001 durfte ich bei einer Veranstaltung im Waldorf Astoria Hotel in New York dabei sein, bei der an die erste Begegnung Adenauers und Ben Gurions an diesem Ort erinnert wurde. Mit einer Delegation der KAS waren wir zu einem Besuchsprogramm mit der Partnerorganisation American Jewish Committee (AJC) in Amerika. Anlässlich des 125. Geburtstags von Adenauer würdigte Helmut Kohl den Beitrag Adenauers zur Verständigung und Versöhnung zwischen Juden und Deutschen. Patrick Adenauer, ein Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers übergab im Rahmen der Festveranstaltung an Alon Ben Gurion, die geschichtsträchtige Fotografie ihrer beiden Großväter.
Ich bin seit vielen Jahren auch Mitglied der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft. 1966 wurde die Gesellschaft als Freundschaftsorganisation gegründet. Die DIG ist ein wichtiger Mosaikstein geworden um Kontakte und Austausche zu pflegen.
Die Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur widmen sich dem Anliegen die Vielfalt jüdischer Kultur an vielen Orten in Thüringen zu präsentieren. Neben der reichhaltigen jüdischen Geschichte, die in Erfurt besonders greif- und begreifbar ist, schlagen wir den Bogen in die Gegenwart. Musik, Film, Buchlesungen, Tanz und Theater sind Beispiele für die Vielfalt jüdischer Kultur, die wir an über einem Dutzend Orten in Thüringen vom 24. Oktober bis 21. November, also bis zum kommenden Wochenende noch präsentieren.
Als stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Alte und Kleine Synagoge und Politiker freue ich mich aber auch, dass wir im Rahmen der von uns organisierten Kulturtage auch immer wieder auch politische Themen aufgreifen. Ich danke ausdrücklich der Konrad-Adenauer-Stiftung als einem unserer Kooperationspartner für den heutigen Beitrag mit dem Vortrag von Dr. Peter Mensing zu den Kulturtagen.