BFD-Zahlen Januar 2015
Nachdem die Anzahl der Bundesfreiwilligen in den letzten Monaten kontinuierlich abgenommen hat, gingen die Januarzahlen erstmals ganz leicht in die andere Richtung. Regelmäßig treffe ich mich mit den Vertretern des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben um über die Entwicklung im BFD zu sprechen.
Bei der heutigen Beratung haben wir noch einmal die Entwicklung im letzten Jahr diskutiert. Im Januar 2014 gab es in Thüringen 3.363 Bundesfreiwillige – nachdem in den letzten Monaten des Jahres 2013 zahlreiche Stellen hinzugekommen waren, gab es bundesweit Höchststände zu vermelden. Statt ursprünglich vorgesehenen 35.000 Stellen gab es bundesweit rund 50.000 und Thüringen hatte daran einen verhältnismäßig großen Anteil.
Allerdings war damit bereits im Januar nahezu das ganze Jahresfinanzbudget aufgebraucht und das BaFzA verhängte einen Aufnahmestopp. Von da an gingen die Zahlen kräftig in den Keller, bis schließlich das Bundesfamilienministerium vom Finanzministerium im Mai einen Millionennachschlag raushandelte.
Dennoch waren es im Dezember nur noch 2.263 Bundesfreiwillige in Thüringen und rund 39.000 deutschlandweit. Besonders bemerkbar macht sich dies bei den älteren Bundesfreiwilligen, die in Thüringen rund 80 Prozent ausmachen. Viele Träger und Einsatzstellen klagten über Wartelisten und hofften auf die Freigabe neuer Stellen.
Anfang Januar gab das BaFzA rund 2.500 Stellen für die Monate Januar bis April frei. Frühs um 6 Uhr ging die Ampel für die Einsatzstellen im Internet auf Grün und eine Stunde später war sie wieder rot und damit waren alle Stellen gebucht. Thüringer Träger waren bei 700 Stellen und damit fast einem Drittel erfolgreich. In den nächsten Monaten werden die Zahlen in Thüringen damit relativ stabil bleiben – was danach kommt ist noch offen.
Der Bund wird wahrscheinlich erst im September neue Stellen frei geben, wenn klar ist, wie viele Plätze für die unter 27jährigen benötigt werden. In Thüringen hält sich in der Altersklasse die Nachfrage überschaubar. Derzeit gelingt s da nur schwer alle FSJ-Stellen zu besetzen. In der nächsten Woche werde ich mich erneut mit BFD-Vertretern und dem Bundestagsabgeordneten Steffen Lemme treffen, um nach einer Lösung zu suchen.
Aktuell gibt es im Januar 2015 genau 2.304 besetzte BFD-Stellen, davon 1.588 in Verantwortung des Bundesamten und die anderen rund 700 bei den Spitzenverbänden der Freien Träger.
Generationenbeauftragter Panse warnt vor einem weiteren Absinken und der Benachteiligung älterer BewerberDer Beauftragte für das Zusammenleben der Generationen, Michael Panse, hat anlässlich der jüngsten Statistik des Bundesfreiwilligendienstes vor einem weiteren Absinken gewarnt.„Der Rückgang der Bundesfreiwilligenstellen betrifft die älteren Bewerber in den neuen Bundesländern besonders stark, da ihr Anteil hier wesentlich größer war und ist. In den alten Bundesländern stehen den wesentlich stärker vertretenen Jahrgängen jugendlicher Bewerber mit den Jugendfreiwilligendiensten jedoch auch alternative Angebote zur Verfügung. Richtig ist, dass die hohen Zahlen zu Beginn des Jahres einer starken Überbuchung geschuldet waren und nur durch den Beschluss zusätzlicher Haushaltsmittel im Mai ein längerer Einstellungsstopp und das Absinken unter die ursprünglich avisierten rund 35.000 Stellen bundesweit verhindert werden konnte. Der Bundfreiwilligendienst der älteren Teilnehmer, von denen viele Arbeitslosengeld II beziehen, zeigt, wie wichtig ihnen die Wertschätzung und Anerkennung in ihren jeweiligen Einsatzstellen ist. Diese positiven Erfahrungen sollten auch berücksichtigt werden, wenn es in den Thüringer Sondierungsgesprächen zwischen CDU und SPD um Arbeitsfördermaßnahmen für ältere Langarbeitslose geht. Auch das Interesse von Älteren, die bereits das Rentenalter erreicht haben, an einem freiwilligen Engagement im Rahmen des Bundfreiwilligendienstes, sollte zukünftig durch abgesenkte Wochenstunden, wie im ehemaligen Freiwilligendienst aller Generationen geregelt, besser entsprochen werden“, sagte Michael Panse.Hintergrund zur BFD-Statistik:Im Januar 2014 versahen in Thüringen 3.363 Bundesfreiwillige ihren Dienst. Bis zum September ging ihre Zahl um 685 Bundesfreiwillige auf 2.678 und damit um 20 Prozent zurück. Bundesweit sank die Zahl der Bundesfreiwilligendienststellen in diesem Zeitraum von 49.263 auf 36.858.
Ein Viertel weniger BFDler
Die Zahl der Bundesfreiwilligen ist in den letzten Monaten deutlich rückläufig und pendelt sich jetzt bundesweit wieder auf die ursprünglich geplanten rund 35.000 BFD-Stellen ein. Insbesondere die neuen Bundesländer und auch Thüringen sind davon stark betroffen. Im Februar 2014 gab es bundesweit 48.996 besetzte BFD-Stellen und im September waren es nur noch 36.858. In Thüringen sind es statt 3.145 Bufdis aktuell nur noch 2.678.
Betroffen sind von dieser Entwicklung alle Altersgruppen, allerdings in den alten Bundesländern mehr die unter 27jährigen (von ehemals 29.000 auf nun 21.300 bundesweit). In den neuen Bundesländern betrifft die Reduzierung eher die Älteren – auch weil es da durch den demografischen Wandel zunehmend weniger Jugendliche gibt. Zudem gibt es viele Angebote bei den Jugendfreiwilligendiensten.
Für die Älteren gibt es hingegen keine Landesprogramme. Auch den sogenannten Freiwilligendienst aller Generationen gibt es nicht mehr. Dies ist um so ärgerlicher, da es in Thüringen und in den neuen Bundesländern eine ungebrochen hohe Nachfrage nach BFD-Stellen gibt. In der letzten Woche haben mich dazu mehrere Anfragen, unter anderem von den Mehrgenerationenhäusern, erreicht.
Die aktuelle BFD-Statistik
Zutreffend ist: Der BFD ist in den neuen Bundesländern ein Erfolgsmodell geworden und oftmals eine der wenigen Antworten, die Langzeitarbeitslosen gegeben werden kann. Arbeitsmarktprogramme oder Ein-Euro-Jobs führen häufig nur zu neuer Frustration.
Ich kenne aus meiner Arbeit als Verantwortlicher für den Bundesfreiwilligendienst Generationenbeauftragter zahlreiche Beispiele, bei denen über den BFD hingegen die Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt geglückt ist. Die hohe Akzeptanz des BFD liegt darin begründet, dass sich die Betroffenen ihre Einsatzstellen selbst suchen und in ihrer BFD-Tätigkeit Anerkennung erfahren. Ich plädiere daher für Arbeitsmarktprogramme, die sich am Konzept des BFD orientieren.
Bei den Sondierungsgesprächen zwischen CDU und SPD haben sich die beiden Verhandlungspartner darauf verständigt, das Landesprogramm für Langzeitarbeitslose zu überarbeiten. Bei dieser Evaluierung soll es darum gehen, das Geld zielgenauer und wirksamer einzusetzen.
Beim Festempfang im Augustinerkloster
Das Motto des Bundesfreiwilligendienstes habe ich heute beim Festempfang der Caritas und der Diakonie an den Anfang meines Festvortrags gestellt. Seit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes im Juli 2011 bin ich als Generationenbeauftragter des Freistaates Thüringen für die fachliche Begleitung des BFD im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit zuständig. In den letzten drei Jahren hat sich der BFD zu einem absoluten Erfolgsmodell entwickelt.
Thüringen hat die bundesweit höchste Pro/Kopf-Quote an Bundesfreiwilligen. Über 3.300 BFDler gab es in Thüringen zu Beginn des Jahres unter den damals rund 49.000 bundesweit. Die Wartelisten sind sowohl bei den Träger, als auch bei den Freiwilligen lang. Dass dies so ist, hat mit vielen Faktoren zu tun, auf die ich in meiner Rede eingegangen bin.
Es hat aber vor allem auch mit dem Engagement der Freiwilligen und der Mitarbeiter bei den Trägern und Einsatzstellen zu tun. Caritas und Diakonie leisten in dem Bereich Vorbildliches.
250 BFDler gibt es bei bei den beiden Trägern zusammen. Rund 100 von ihnen konnten der Einladung zum Festempfang in das Erfurter Augustinerkloster folgen. Der Ökumenische Festgottesdienst zum Empfang beinhaltete unter anderem einen engagierten Auftritt des Gospelchors der Freiwilligen und, was mir besonders gefallen hat, das Lied “Geh aus mein Herz und suche Freud”. Auch dieses Lied könnte Motto beim Bundesfreiwilligendienst sein. Viele der Freiwilligen finden im BFD Erfüllung und Bestätigung – sie spüren, dass sie gebraucht werden.
Ich bin der Caritas und der Diakonie daher sehr dankbar, dass sie die Würdigung der Freiwilligen in jedem Jahr mit einem Empfang vornehmen. Zugleich werden bei dem zweitägigen Treffen auch Bildungsangebote unterbreitet.
Erfreuliches haben ich heute auch noch am Rande mit den beiden Regionalbetreuern des BAfFzA besprechen können. Nachdem mehrere Monate ein Aufnahmestop bestand, wurden bei den Haushaltsberatungen im Bundestag zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt. damit konnten heute erstmals wieder neue Verträge geschlossen werden. Allerdings waren die bereitgestellten Plätze am späten Abend schon wieder vergriffen.
Rede beim FestempfangBilder vom Festempfang
Rund 100.000 Freiwillige gab es zu Beginn des Jahres in den drei großen sogenannten Dienstformaten des Bundesfreiwilligendienstes, des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ). Daneben gibt es noch Auslandsfreiwilligendienste, und die Bereiche der Kultur und des Sports.
Rund 50.000 Stellen waren im BFD, dem jüngsten der Frewilligendienstformate registriert (den BFD gibt es seit drei Jahren). Der Bereich der Jugendfreiwilligendienste deckt die anderen 50.000 Stellen ab.
Das FSJ gibt es allerdings schon seit 50 Jahren in Deutschland (West) und seit 20 Jahren in Deutschland (Ost).
In der Finanzierung unterscheiden sich die Bereiche im Wesentlichen durch die Geldgeber. Während bei den Jugendfreiwilligendiensten in der Regel die Länder kräftig mitfinanzieren, wird der BFD ausschließlich vom Bund mit derzeit 167 Millionen Euro jährlich finanziert. Bei der Anzahl der Stellen besteht in den neuen Bundesländern inzwischen ein deutliches Übergewicht beim BFD. Dies liegt unter anderem auch an den geburtenschwachen Jahrgängen. Im BFD waren in Thüringen im Januar rund 3.360 Menschen tätig, im FSJ bzw. den Jugendfreiwilligendiensten rund 1.200.
Mit der beiden Erfurter Bundesfreiwilligensprechern
Einmal im Jahr treffen sich die Ländervertreter aus all diesen Bereichen mit den Vertretern des Bundesministeriums in Berlin. Da ich in Thüringen für den BFD nun schon seit drei Jahren zuständig bin, kenne ich inzwischen die Mehrzahl der Kollegen von vorangegangenen Treffen. Bei der diesjährigen Klausurtagung gestern und heute im BMFSFJ gab es unter den 50 Teilnehmern aber auch eine Menge neue Gesichter.
Im Bundesministerium gibt es im Bereich der Freiwilligendienste eine ganze Menge neue Ansprechpartner, bedingt duch die Umstrukturierungen der neuen Ministerin. Die Diskussionsthemen und Problemstellungen bleiben aber gleich.
Zentrales Problem des BFD ist seit Beginn dieses Jahres die Finanzierung. Da rund 50.000 Stellen besetzt waren (statt der ursprünglich einmal 35.000 bis 40.000 kalkulierten), fehlte das Geld und es wurde ein Einstellungsstop verhängt. Dies traf insbesondere die neuen Länder hart, da dort die meisten der BFD-Stellen sind. Erst in der letzten Woche konnte sich der Haushalts- und Finanzausschuss des Bundestages auf einen finanziellen Nachschlag von rund 20 Millionen Euro verständigen. Diese Mittel (9 Millionen nicht benötigte Mittel der Jugendfreiwilligendienste und 11 Millionen aus anderen Bereichen des BMFSFJ) können sicherstellen, dass ab dem Sommer neue BFDler Verträge schließen können. Ein gutes und wichtiges, welches noch der Bundestag bestätigen muss.
Ein weiteres breites Feld der Diskussion war die fachliche Evaluation von FSJ, FÖJ und BFD. In dem Beirat der die Kriterien erarbeitet hat, habe ich als Ländervertreter mitgearbeitet. Breiten Raum nahm auch die gestrige Diskussionsrunde mit den Freiwilligensprecherinnen ein. Für jedes Dienstformat gibt es eine Sprecherin oder einen Sprecher. Fünf der Sprecher waren bei uns zu Gast und ich war positiv überrascht, wie gut Erfurt da vertreten ist. Zwei der Sprecher sind Erfurter. Steven Gering ist FSJler bei den Maltesern in Erfurt und Ludger Karran mach den BFD bei der Stadtverwaltung im Haus Dacheröden im Bereich Kultur, er ist Sprecher des Bundesfreiwilligendienstes. Wir haben uns gleich zu einem Treffen in Erfurt verabredet, um die Synergieeffekte nutzen zu können.
Die beiden Tage in Berlin waren wieder randvoll mit Informationen und dem Gedankenaustausch. Ich bin nach wie vor eifriger Streiter für die Freiwilligendienste und insbesondere den BFD. Morgen werde ich bereits wieder ein Seminar mit BFDlern der Caritas im TMSFG haben.
Seit Anfang des Jahres gibt es eine heftige Diskussion um den Bundesfreiwilligendienst. Die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel von 167 Millionen Euro waren durch die hohe Zahl der Bundesfreiwilligen und die bereits abgeschlossenen Verträge für 2014 schon komplett verbraucht und es fehlte sogar Geld. Deshalb verhängte das zuständige Bundesministerium für die Stellen, die über das BAfzA vergeben werden, einen Einstellungsstopp.
Zu diesem Zeitpunkt waren 49.263 Bundesfreiwillige in ganz Deutschland im Einsatz (35.000 waren ursprünglich geplant). In Thüringen waren es 3.363 Bundesfreiwillige. Thüringen hat damit mit Sachsen den größten prozentualen Anteil an BFD-Stellen. Daher waren wir von dem Einstellungstopp besonders betroffen und es war absehbar, dass die Zahl der BFD-Stellen deutlich sinkt. Ende April waren es bereit 160 weniger.
Als Generationenbeauftragter der Landesregierung bin ich für den BFD fachlich zuständig und vertrete in der Bundes-Länder-Gruppe auch die Bundesländer bei Beratungen im Bundesministerium in Berlin. Aus den Bundesländern kamen nachdrückliche Aufforderungen an die Bundesregierung mit einer Aufstockung der Finanzmittel für den BFD einen Einbruch zu verhindern.
Bei den Haushaltsberatungen des Deutschen Bundestages wurden nun 20 Millionen Euro zusätzlich bereit gestellt, damit kann ab dem Sommer der Einstellungstopp aufgehoben werden. Unsere Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann, Finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat sich nachdrücklich dafür eingesetzt. Ich bin darüber sehr froh, weil wir in Thüringen sehr gute Erfahrungen mit dem BFD gemacht haben und viele Thüringerinnen und Thüringer gerne den BFD leisten wollen.
Mit der guten Nachricht im Gepäck freue ich mich auf die nächsten BFD-Veranstaltungen. In der kommenden Woche bin ich zwei Tage in Berlin zur Bund-Länder-Klausurtagung zu den Freiwilligendiensten und am Donnerstag werde ich einen Vortrag vor BFDlern der Caritas in Erfurt halten.
Pressemitteilung zur Finanzierung des BFD
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat in seiner gestrigen Sitzung mit einem Änderungsantrag von CDU und SPD den weiteren Einstellungsstopp beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) verhindert.
Für das aktuelle Kalenderjahr gab es bei der Finanzierung des BFD einen Fehlbetrag von 20 Mio. Euro. Grund hierfür war ein Fehler bei der Zuteilung der Kontingente für 2014 im Juni des vergangenen Jahres. Die ursprünglich veranschlagten Mittel von rund 167 Mio. Euro werden nunmehr um 20 Mio. Euro aufgestockt.
„Das ist ein gutes und wichtiges Signal für die rund 45.000 Freiwilligen in Deutschland. Auch die Finanzierung der 3.200 Stellen in Thüringen ist damit weiterhin gesichert. Die Bufdis leisten einen wichtigen und wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft und sind unverzichtbar. Ziel muss sein, dass jedem, der einen Freiwilligendienst antreten möchte, dies auch möglich ist“, so die Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann.
Auch der Beauftragte der Thüringer Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen, Michael Panse, zeigt sich sehr erleichtert über die Einigung im Haushaltsausschuss: „Durch den Einstellungsstopp seit Beginn des Jahres haben wir schon jetzt seit dem Höchststand von 3363 Bufdis in Thüringen im Januar dieses Jahres über 160 Freiwillige verloren. Gemeinsam mit Sachsen hat Thüringen die meisten Bufdis pro Kopf. Für viele Träger und Kommunen leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag durch ihre Arbeit. Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass der Bund nun die Finanzmittel aufstockt und der Abwärtstrend gestoppt werden kann.“
Panse: „Auswirkungen der jetzigen Unterfinanzierung sind in den neuen Bundesländern sehr deutlich zu spüren“
Der Beauftrage der Thüringer Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen, Michael Panse, hat heute in Erfurt die beabsichtigte Aufstockung der Finanzmittel für den Bundesfreiwilligendienst begrüßt.
Michael Panse sagte: „Der Anfang des Jahres verhängte Stopp bei Stellenbesetzungen mit über 25-Jährigen traf besonders die neuen Bundesländer. Die Altersstruktur der Bundesfreiwilligendienstleistenden ist hier eine andere, da sehr viel mehr Ältere im Einsatz sind. Viele Einsatzstellen beklagen auch die danach erfolgte generelle Neubesetzungssperre. Die Auswirkungen der jetzigen Unterfinanzierung aufgrund der zahlreichen Neubewilligungen bis zum Ende des vergangenen Jahres sind in den neuen Bundesländern sehr deutlich zu spüren. Darauf habe ich ebenso wie Träger und Kommunen mehrfach öffentlich hingewiesen. Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass der Bund nun beabsichtigt die Finanzmittel aufzustocken, um damit dem vorhandenen Bedarf und der großen Nachfrage zu entsprechen. Damit könnten im Frühsommer Neubesetzungen möglich werden und der jetzige Abwärtstrend gestoppt werden.“
Hintergrund:
Laut vom Bundesfamilienministerium bestätigter Informationen ist es geplant die Finanzmittel für den Bundesfreiwilligendienst um 20 Millionen Euro aufzustocken. Im ursprünglichen Entwurf für den Haushalt 2014 waren bisher 167 Millionen Euro für den Bundesfreiwilligendienst vorgesehen. Im Januar hatte der Bundesfreiwilligendienst in Thüringen mit 3.363 Bundes-freiwilligen (Deutschland gesamt: 49.263 Bundessfreiwillige) seinen bisherigen Höchststand erreicht. Durch eine Überziehung des Budgets und die damit fehlenden Finanzmittel für die Besetzung neuer Stellen sank die Zahl der Bundesfreiwilligen in Thüringen innerhalb von zwei Monaten auf 3.246 Bundesfreiwillige (Deutschland gesamt: 46.952 Bundessfreiwillige).
Dr. Kreuter bei seinem Vortrag zum BFD
Heute ging es zeitig am Morgen los ins „Land der Frühaufsteher“ nach Sachsen-Anhalt. Die Aufschrift auf dem Regionalzug mit dem ich nach Magdeburg fuhr, trug den Slogan unseres Nachbarbundeslandes. Da am Abend die Stadtratssitzung mit Beschlussfassung zu Haushalt anstand, war ich Frühaufsteher und Spätinsbettgeher zugleich. Aber beide Themen waren nicht nur wichtig sondern gehören auch zu den Feldern, die mich seit Wochen beschäftigen.
Bei der Tagung der ijgd LV Sachsen-Anhalt e.V. (Koordinierungsstelle Paritätische Freiwilligendienste) im Magdeburger Ministerium für Arbeit und Soziales ging es um das Thema Altersöffnung in den Freiwilligendiensten. Seit der vergangenen Woche wird die Situation des Bundesfreiwilligendienstes medial, als auch bei den Trägern heftig diskutiert.
Vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) wurde Ende Januar mitgeteilt, dass aufgrund der sehr hohen Zahl von Freiwilligen im Dienst der Zentralstelle BAFzA für 2014 nur noch in sehr geringem Umfang Kontingente zur Verfügung stehen. Da für die älteren Freiwilligen (ü25) bundesweit bereits weit mehr als die Hälfte der möglichen Vereinbarungen genehmigt wurden, wird das geringe restliche Kontingent an die unter 25 jährigen Freiwilligen vergeben. Aus diesem Grunde könnten für September bis Dezember 2014 für die jüngeren Freiwilligen (u25) noch Vereinbarungen abgeschlossen werden. Für die übrigen Monate nicht.
Verlängerungen bestehender Vereinbarungen seien nicht möglich. Dies trifft insbesondere die vielen älteren Interessenten in den neuen Bundesländern, die sich im Bundesfreiwilligendienst engagieren wollen, weil hier etwa zwei Drittel der Stellen über die Kontingente des BAFzA zur Verfügung gestellt werden. In den neuen Bundesländern leistet rund ein Drittel der Bundesfreiwilligen Dienst, deren Bevölkerung etwa ein Sechstel der Gesamtbevölkerung umfasst.
Die Altersstruktur zwischen alten und neuen Bundesländern unterscheidet sich deutlich. In den alten Bundesländern sind rund 85% der Bundesfreiwilligen unter 27 Jahre und in den neuen Bundesländern ist etwa der gleiche Prozentsatz über 27 Jahre alt. Aufgrund der nach wie vor bestehenden Unterschiede in den Erwerbsbiographien können diese Unterschiede aber durchaus als begründbar angesehen werden. Eine Steuerung der Altersstruktur wirkt sich somit besonders zum Nachteil der neuen Bundesländer aus. Für die Wahl einer Altersgrenze besteht darüber hinaus keine gesetzliche Grundlage, so dass sie nach meiner Meinung als altersdiskriminierend eingeschätzt werden kann.
Mit Dr. Jens Kreuter, dem Leiter des Arbeitsstabes Freiwilligendienste im BMFSFJ, konnte ich nach seinem Referat zur „Altersöffnung in den Freiwilligendiensten und Anforderungen an das Bildungskonzept für den BFD ü27“ über die aktuelle Situation sprechen. Derzeit gibt es in den Freiwilligendienstformaten (neben BFD auch die Jugendfreiwilligendienste FSJ, FÖJ) rund 100.000 Freiwillige. Wenn sich diese Zahlen so fortschreiben wird irgendwann einmal jeder 8 in unserer Gesellschaft einen Freiwilligendienst geleistet haben. Darunter sind aktuelle 49.000 BFDler – rund 13.000 beim BAFzA.
Es gibt 20 sogenannte Zentralstellen, die BFD-Plätze vergeben. 19 (im Wesentlichen die Wohlfahrtsverbände) haben feste Kontingente und vergeben nach regionalem Proporz. Bei der Zentralstelle BAFzA werden die Einsatzstellen nach Reihenfolge der Anmeldungen vergeben und dadurch sind von der besonderen Altersstruktur betroffen. Daraus ergibt sich auch die ungleiche Verteilung zwischen Ost und West. In Thüringen haben wir aktuell 3.363 Bundesfreiwillige, davon rund 86 Prozent älter als 27 Jahre. Für diese Gruppe ist der Bildungsanteil im BFD zunehmend von Bedeutung.
51 Prozent der Bundesfreiwilligen über 27 Jahren kommen aus dem ALG II/Hartz IV-Bezug und weitere 20 Prozent aus der sonstigen Arbeitslosigkeit. In den neuen Bundesländern ist somit das Potential für den Bundesfreiwilligendienst deutlich größer. Wenig Hoffnung konnte Dr. Kreuter auf eine Veränderung der Situation machen. Eine regionale Verteilung der BAFzA-Plätze würde dazu führen, dass mehr als die Hälfte der Plätze in Thüringen wegfallen. Der Bund wird auch nicht das finanzielle Volumen von 167 Millionen Euro/jährlich aufstocken, um dauerhaft mehr Plätze zu schaffen. Somit werden neue BFD-Plätze erst bewilligt, wenn durch auslaufende Verträge die Zahl wieder auf rund 40.000 abgesunken ist.
Leider ist dies keine erfreuliche Botschaft – aber ich konnte bei der Tagung für unsere besondere Situation werben. Eine ähnliche Fachtagung würde ich gerne in Kooperation mit der Liga oder der Parität in Thüringen organsieren – erste Gespräche haben wir dazu am Rande der Tagung geführt und insofern hat sich das frühe Aufstehen gelohnt 🙂
Das BafzA in Köln
Gleich drei meiner Aufgabengebiete als Generationenbeauftragter werden vom Bund in Köln bearbeitet. Das ehemalige Bundesamt für Zivildienst ist heute das Bundesamt für zivilgesellschaftliche Aufgaben (BafzA). Dort werden von rund 1.100 Mitarbeitern mehrere Bundesprojekte koordiniert und organisiert. Daher war es naheliegend sich vor Ort über die Arbeit des BafzA zu informieren.
Bei einem zweitägigen Erfahrungsaustausch konnte ich gestern und heute sowohl mit der Präsidentin Helga Roesgen, als auch mit Abteilungs- und Referatsleiter die Arbeitsfelder diskutieren. Den größten Raum nimmt der Bereich des Bundesfreiwilligendienstes im BafzA in Köln ein. Derzeit rund 43.000 Bundesfreiwillige gibt es aktuell und damit kann man berechtigt sagen, dass der BFD in den letzten beiden Jahren eine Erfolgsgeschichte geworden ist. Dies gibt insbesondere auch für Thüringen – hier sind momentan rund 2.500 Bundesfreiwillige im Einsatz und damit viel mehr, als der Bevölkerungsanteil Thüringens im Bundesdurchschnitt ausmachen würde. Intensiv haben wir sowohl das Aufgabengebiet der Bildungsinhalte bei BFD, als auch zu den Bildungszentren und zur Finanzierung diskutiert.
Als zweites “meiner” großen Aufgabengebiete kümmert sich das BafzA um das Projekt der Mehrgenerationenhäuser. Bei diesem Thema bin ich wie beim BFD sehr häufig mit den Mitarbeitern des Bundesfamilienministeriums und des BafzA im Kontakt. Nach der Bundestagswahl wird nun die Frage in den Vordergrund treten wie es mit den MGHs ab dem 1.1.2015 weitergeht. Dies gilt auch für die Großelterndienste, die ich in Thüringen betreue. Da wird in den nächsten Wochen eine Entscheidung fallen. Zudem gab es ein längeres Gespräch zur Familienpflegezeit.
Mit dem Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen hat das BafzA seit März 2013 ein neues Aufgabenfeld. Die EU verpflichtet ihre Mitgliedsstaaten zu einem Beratungstelefon für von Gewalt betroffene Frauen. Unter der Nummer 08000 116 016 erhalten Frauen 24 Stunden/7 Tage die Woche/365 Tage im Jahr Beratung und Hilfe und dies bei Bedarf in 15 verschiedenen Sprachen. 70 Mitarbeiterinnen, alle mit Berufserfahrung aus diesem Bereich beantworten derzeit rund 200 Fallanfragen täglich, Tendenz steigend. Auch eine e-mail bzw. Chatberatung wird angeboten.
Die beiden Tage in Köln waren angefüllt mit vielen wichtigen Informationen und ich kenne nun nicht nur die Ansprechpartner im BafzA sondern auch die Aufgabenfelder und dies hilft sehr in der täglichen Arbeit in Thüringen.