Schlagwort: Gedenken
Mahnung und Gedenken auf dem Erfurter Domplatz

Gedenkstunde im Landtag

Unrecht benennen, Erinnerungen wach halten, der Opfer gedenken

In meiner Rede habe ich für die CDU-Stadtratsfraktion betont: Die CDU setzt sich mit beiden ehemaligen deutschen Diktaturen intensiv auseinander. Dabei stehen u.a. die seit zwölf Jahren gemeinsam mit der Adenauer-Stiftung organisierten Zeitzeugengespräche an Schulen, das Mahnen und Gedanken sowohl am 27. Januar (Gedenktag für die Opfer des Holocaust), als auch am 9. November (Pogromnacht) sowie die Unterstützung des Denknadelprojektes auch im Zentrum unseres Interesses zur Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus.
Wir erinnern aber auch jährlich an die Verbrechen der zweiten deutschen Diktatur. Wichtige Daten sind dabei der 13. August, als Tag des Mauerbaus, und der 17. Juni, als Tag des Volksaufstandes in der DDR. Wir müssen und wollen vor allem das Unrecht benennen, die Erinnerungen wach halten, der Opfer gedenken, Biografien aufarbeiten und junge Generationen an Zeitzeugen heranführen.
Es liegt uns zudem am Herzen, dass die Orte der Unrechtstaten markiert werden. In Erfurt sind beispielsweise die Gedenkstätte ‚Topf und Söhne’ oder die ehemalige Stasi –Zentrale in der Andreasstraße solche Orte des Gedenkens.“
Das Gedenken an die Opfer des Stalinismus aus den Jahren 1951 bis 1953 ist erst in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt gerückt. 1996 wurden die Archive in Moskau geöffnet und die Opfer rehabilitiert. Erst ab diesem Zeitpunk ist die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses konkreten Unrechts möglich. Im Jahr 2006 wurde die Ausstellung „Erschossen in Moskau…“ erstmalig im Thüringer Landtag gezeigt.
Zum 60. Todestag im Jahr 2011 unterbreitete die CDU-Fraktion den Vorschlag, Straßen in Erfurt nach den drei Erfurtern Annemarie Becker, Johannes Blochmann und Manfred Hochhaus zu benennen. Im November 2012 befürwortete schließlich die Straßennamenkommission diesen Vorschlag. Die CDU-Fraktion hofft nun auf ein positives Votum des Kulturausschusses hinsichtlich der Straßennamenbenennung im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan für das Wohngebiet „Am Bunten Mantel.
Ich wünsche mir, dass das von der Straßennamenkommission empfohlene, künftige Wohngebiet ‚Am Bunten Mantel’ für eine Straßennamenbenennung für Annemarie Becker, Manfred Hochhaus und Johannes Blochmann von allen Fraktionen im Stadtrat mitgetragen wird. Wir wollen zudem jeweils ein Zusatzschild, das in wenigen Worten die Biografie der drei Erfurter erläutert.
Für die Ausstellung im Alten Archiv des Rathauses, die bis zum 15. Dezember 2013 geöffnet ist, hoffe ich auf viele junge Besucher.
Einen besonderen Dank möchte ich an Frau Brigitta Trefflich, einer Großcousine von Manfred Hochhaus, richten, die die Ausstellungseröffnung ebenfalls besuchte. Ich erinnere mich zudem an ein Gespräch mit dem inzwischen verstorbenen Vater von Frau Trefflich, dem Cousin von Manfred Hochhaus, der sich über die Bemühungen der Straßennamenbenennung und über die Ausstellung gefreut hatte.
Mein besonderer Dank geht auch an die Konrad-Adenauer-Stiftung für die gute Zusammenarbeit und an Frau Staatssekretärin Hildigund Neubert für ihre detailreichen Ausführungen im Rahmen der Ausstellungseröffnung.
Bilder der Ausstellungseröffnung
9. Denknadel eingeweiht
Seit sechs Jahren gibt es in Erfurt das Denknadel-Projekt. Der Arbeitskreis Erfurter GeDenken 1933 – 1945 hat dieses Projekt entwickelt und um Sponsoren und Partner geworben. In Erinnerung an unsere ermordeten jüdischen Mitbürger wurden die Denknadeln in den letzten Jahren an den Orten aufgestellt, wo sie in Erfurt gelebt oder gearbeitet haben.
Die heute eingeweihte Denknadel erinnert an Herta Simon. Mit 21Jahren war Herta Simon mit ihrer Mutter aus Blankenhain nach Erfurt gekommen und lebte von 1938 bis 1942 in der Lutherstraße 5. Am 10. Mai 1942 wurde sie in das Ghetto Belzyce deportiert.
Als Vertreter der CDU-Stadtratsfraktion habe ich im Arbeitskreis Erfurter GeDenken mitgewirkt und war auch bei der Einweihung aller Gedenknadeln dabei. Ich bin froh, dass es in Erfurt vielfältige Formen des Gedenkens gibt und die Gedenkarbeit mit einem breiten politischen Konsens quer durch alle Parteien unterstützt wird. „Tag der Opfer des Faschismus“ – 8.9.2013
Worte des Gedenkens, der Erinnerung und der Mahnung
Heute Vormittag war ich bei der Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung des Thüringer Verbandes der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten auf dem Erfurter Hauptfriedhof zu Gast. Auf Einladung der Vorsitzenden der Basisgruppe Erfurt Martina Renner habe ich die Gedenkrede vor den rund 40 Teilnehmern der Veranstaltung gehalten.
Unter den Gästen waren auch Stadtratskollegen der anderen Erfurter Stadtratsfraktionen und gemeinsam haben wir einen Kanz niedergelegt. Nachfolgend meine Gedanken zu der Gedenkveranstaltung:
Vor 68 Jahren, am 9. September 1945, fand der erste „Tag der Opfer des Faschismus“ statt. In Berlin versammelten sich im Neuköllner Stadion, das für fünf Jahre den Namen Werner-Seelenbinder-Kampfbahn trug, rund 90.000 Kundgebungsteilnehmer und gedachten der Opfer des Faschismus. Der Terror des Naziregimes stand allen lebhaft vor Augen. Es waren keine elf Monate vergangen, seit dem Werner Seelenbinder im Zuchthaus Brandenburg enthauptet worden war.
Über die Jahre differenzierte sich das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und das Erinnern an die Untaten der Nazis. Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945, der 27 Januar, ist zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ geworden. Im Jahr 2005 wurde er durch die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ erklärt.
Am 8. Mai erinnern wir an den „Tag der Befreiung“, den Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945. Am 20. Juli gedenken wir des gescheiterten Attentats der Widerstandskämpfer um Graf Stauffenberg auf Adolf Hitler im Jahr 1944. Der Volkstrauertag im November erinnert an die Kriegstoten und die Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und vor neuen Nazis zu warnen, wurde und wird auch am 30. Januar demonstriert, dem Tag der Machtergreifung Hitlers 1933. Wir erinnern am 1. September an den Tag des Beginns des 2. Weltkriegs 1939, den Überfall auf Polen. Antikriegstag wurde er im Westen genannt, Weltfriedenstag im Osten. Und am 9. November erinnern wir an den Tag der Reichspogromnacht 1938 und gedenken ihrer Opfer.
Diese Ausdifferenzierung des Erinnerns und Gedenkens ist einerseits gut und richtig, andererseits aber auch nicht unproblematisch. Sie ist gut und richtig, weil sie vor unzulässigen Vereinfachungen schützt. Die Gefahren, die das friedliche Zusammenleben der Menschen bedrohen, sind komplex. Wer zu einfache Antworten gibt, gibt falsche Antworten. Das zeigen gerade junge Neonazis, die simplen Parolen auf den Leim gehen ohne selbst nachzudenken.
Ausdifferenzierung ist aber problematisch, wenn sie den Blick verstellen würde auf die Werte, die alle Demokraten einen. Wenn jeweils besonderer Opfer gedacht würde und das gemeinsame Anliegen dabei aus den Augen geriete. Wer in der DDR in der 8 Klasse mit der FDJ-Gruppe die Gedenkstätte Buchenwald besuchte, wer in der 9. Klasse im Deutschunterricht „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz las, und wer später, wie auch ich das Holocaust-Memorial in Washington und Yad Vashem in Jerusalem besichtigte, der lernte recht unterschiedliche Perspektiven auf die Verbrechen des Nationalsozialismus und den Widerstand dagegen kennen.
Wer aber verhindern will, dass Geschichte sich wiederholt, der muss sich mit ihr in ihrer Gesamtheit auseinandersetzen und der Versuchung widerstehen, Teilaspekte als Waffe gegen politische Gegner zu instrumentalisieren. Die Verteidigung der Würde eines jeden Menschen, die Verteidigung der Freiheit und der Grundrechte darf nicht relativiert werden. Dies sind wir den Opfern schuldig!
Wer nicht gemeinsam an Meinungsfreiheit, an Pressefreiheit, an Gewaltenteilung, an freien Wahlen festhält, gerät über kurz oder lang wieder in Zustände, die das unblutige Ablösen einer Regierung in einem demokratischen Verfahren unmöglich machen. So zeigen es die Schicksale von Diktaturen immer wieder, jüngst erst die Ereignisse in der arabischen Welt.
Am 17. August haben wir in der Trommsdorffstraße dagegen demonstriert, dass NPD-Aktivisten dort ihre Parolen verbreiten wollten. Aber das allein reicht nicht. Hinschauen und nicht Wegschauen beginnt bereits dort, wo im alltäglichen Leben Vorurteile gegen andere Menschen verbreitet und bestärkt werden. Anschauungen, die den Nährboden dafür bieten, dass verblendete Fanatiker sich radikalisieren. Wir haben lernen müssen, dass sehr genaues Hinschauen auch unbedingt dort nötig ist, wo es das jahrelange Morden der NSU-Täter hätte verhindern können.
In Berlin-Neukölln stand 1945 in der Mitte des Kundgebungsplatzes ein Ehrenmal von Hans Scharoun mit der Inschrift „Die Toten mahnen die Lebenden“. Diese Inschrift ist nach wir vor aktuell – das letzte NSU-Mordopfer, der 21-jährige Halit Yozgat, starb am 6. April 2006 in Kassel. Die Inschrift mahnt und verpflichtet uns das Leben und die Freiheit eines jeden Menschen zu verteidigen.
„Volksaufstand am 17. Juni 1953 – Gedenken wider das Vergessen”

Gedenken in Erfurt
Heute vor 70 Jahren begann die Deportation der Erfurter Juden nach Belzyce und später in die Vernichtungslager. Um 7.40 Uhr am 9. Mai 1942 wurden 101 Erfurterinnen und Erfurter von der Gestapo gezwungen nach Weimar zu fahren.
Am 10. Mai 1942 wurden von dort 513 Männer, Frauen und Kinder aus Thüringen zusammen mit Juden aus Sachsen in ein Ghetto nach Belzyce. Fast alle von ihnen wurden im KZ Majdanek oder anderen Vernichtungslagern ermodert.
Viele Erfurterinnen und Erfurter gedachten heute ihrer ehemaligen Mitbürger an dem Ort auf dem Erfurter Hauptbahnhof, wo seit 1992 eine Tafel mahnt und erinnert. Der 9. und der 10. Mai 1992 markieren den Beginn der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Morgen wird dazu eine Gedenkveranstaltung im Thüringer Landtag statt. Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland a.D., wird die Gedenkrede halten.
Heute haben der Oberbürgermeister und die Stadtratsfraktionen Kränze am Aufgang zu den Gleisen 3-8 am Erfurter Hauptbahnhof niedergelegt. In der Bahnhofshalle wurden von 6 bis 8 Uhr Handzettel verteilt und an jeden der 101 deportierten Erfurterinnen und Erfurter erinnerte eine Blume mit dem Namen. GeDenken in Erfurt
300 Erfurterinnen und Erfurter folgten gestern Abend dem Aufruf zahlreicher Einzelunterzeichner zum GeDenken an die Opfer rechtsextremistischer Morde in Deutschland. Unter denen, die im Erfurter Hirschgarten gestern Abend Gesicht zeigten, waren viele Menschen, die sich seit Jahren in Thüringen gegen Rechtsextremismus engagieren.
Vertreter der Gewerkschaften, Kirchen und zivilgesellschaftlichen Gruppen, der Erfurter Universität und der Politik waren vor Ort. Bei allen bestehenden Differenzen über die Wege zur Bekämpfung rechtsextremistischer Einstellungen, war es ein wichtiges Signal gemeinsam Position zu beziehen. Ich bin nicht mit allem einverstanden, was am Mikrofon gestern gesagt wurde. Ich respektiere aber auch, dass nicht alle Teilnehmer mit allen Aussagen der Erklärung des Bundetages vom 22. November 2011 zufrieden sind. Die parteipolitischen Vertreter haben diese Erklärung gestern am Ende der Veranstaltung verlesen und ich vertrat dabei die CDU.
Die Trauer um die Ermordeten, die Forderung nach umfänglicher Aufklärung der Taten und Hintergründe und die Forderung nach einem NPD-Verbot standen gestern im Mittelpunkt. Die Parlamente aller Ebenen sind gefordert, sich dazu klar positionieren. Die Erfurt CDU-Fraktion wird zur nächsten Stadtratssitzung einen diesbezüglichen Antrag einbringen – darüber haben wir uns gestern am späten Abend in der Fraktionssitzung verständigt.
Gedenken und Erinnerung
Am heutigen 9. November wurde auf dem Jüdischen Friedhof der Opfer der Pogromnacht gedacht. Vor 73 Jahren, am 9. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen angezündet, jüdische Mitbürger mißhandelt, gequält und ermordet. Auch in Erfurt stand die Synagoge am Kartäuserring im Flammen und wurde zerstört. Am Ende des Holocaust waren nur noch wenige Erfurter Juden, denen es gelang zu fliehen oder die Konzentrationslager zu überleben, am Leben.
An die zahllosen Opfer wurde heute von vielen Erfurterinnen und Erfurtern erinnert, es wurden Kränze niedergelegt und wie in den vergangenen Jahren erinnerten die Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums in kurzen Ansprachen daran, wie wichtig es ist das Gedenken und die Erinnerung wach zu halten.
Auf dem Schulhof des Ratgymnasiums wurde am Nachmittag die sechste Gedenknadel eingeweiht. Sie erinnert wie ihre Vorgänger an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger die an diesen markierten Stellen gelebt oder gearbeitet haben.
Die heute eingeweihte Gedenknadel ist Naemi Rosenblüth gewidmet. Sie war 1938 Schülerin der dortigen Mädchenschule und wurde nach Polen abgeschoben, wo sie 1942 mit ihrer Mutter und ihren Schwestern vermutlich bei der Räumung des Warschauer Ghettos ums Leben gekommen ist.