Beim Festempfang im Augustinerkloster
Das Motto des Bundesfreiwilligendienstes habe ich heute beim Festempfang der Caritas und der Diakonie an den Anfang meines Festvortrags gestellt. Seit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes im Juli 2011 bin ich als Generationenbeauftragter des Freistaates Thüringen für die fachliche Begleitung des BFD im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit zuständig. In den letzten drei Jahren hat sich der BFD zu einem absoluten Erfolgsmodell entwickelt.
Thüringen hat die bundesweit höchste Pro/Kopf-Quote an Bundesfreiwilligen. Über 3.300 BFDler gab es in Thüringen zu Beginn des Jahres unter den damals rund 49.000 bundesweit. Die Wartelisten sind sowohl bei den Träger, als auch bei den Freiwilligen lang. Dass dies so ist, hat mit vielen Faktoren zu tun, auf die ich in meiner Rede eingegangen bin.
Es hat aber vor allem auch mit dem Engagement der Freiwilligen und der Mitarbeiter bei den Trägern und Einsatzstellen zu tun. Caritas und Diakonie leisten in dem Bereich Vorbildliches.
250 BFDler gibt es bei bei den beiden Trägern zusammen. Rund 100 von ihnen konnten der Einladung zum Festempfang in das Erfurter Augustinerkloster folgen. Der Ökumenische Festgottesdienst zum Empfang beinhaltete unter anderem einen engagierten Auftritt des Gospelchors der Freiwilligen und, was mir besonders gefallen hat, das Lied “Geh aus mein Herz und suche Freud”. Auch dieses Lied könnte Motto beim Bundesfreiwilligendienst sein. Viele der Freiwilligen finden im BFD Erfüllung und Bestätigung – sie spüren, dass sie gebraucht werden.
Ich bin der Caritas und der Diakonie daher sehr dankbar, dass sie die Würdigung der Freiwilligen in jedem Jahr mit einem Empfang vornehmen. Zugleich werden bei dem zweitägigen Treffen auch Bildungsangebote unterbreitet.
Erfreuliches haben ich heute auch noch am Rande mit den beiden Regionalbetreuern des BAfFzA besprechen können. Nachdem mehrere Monate ein Aufnahmestop bestand, wurden bei den Haushaltsberatungen im Bundestag zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt. damit konnten heute erstmals wieder neue Verträge geschlossen werden. Allerdings waren die bereitgestellten Plätze am späten Abend schon wieder vergriffen.
Rede beim FestempfangBilder vom Festempfang
Christina Rommel
Das Geschwister-Scholl-Heim bzw. das Mehrgenerationenhaus in Mühlhausen gibt es jetzt genau auf den Tag 100 Jahre. Nach einer wecheslhaften Geschichte ist es seit 2008 ein Mehrgenerationenhaus und als Generationenbeauftragter bin ich seitdem ich dieses Amt übernommen habe für die MGHs zuständig. In Mühlhausen war ich häufig bei Veranstaltungen zu Gast und habe mich daher sehr über die Einladung zur gestrigen Geburtstagsfeier gefreut.
Ich war gebeten in einer Rede einige Gedanken zur Jugendarbeit beizutragen. Nicht nur die Stadt Mühlhausen, sondern auch dieses Haus hat eine reiche Geschichte, wie beim Festprogramm der Kinder und Jugendlichen eindrucksvoll gezeigt wurde.
Durch die Jugendlichen selbst und die Moderatoren wurden auf der Zeitreise durch 100 Jahre Jugendarbeit in Mühlhausen viele Wortkombinationen mit dem Wort Jugend genannt: Jugendheim, Haus der Jugend, Stadtjugendhaus. Eine Kombination wurde bisher allerdings noch nicht genannt, und diese lautet Jugendquotient. Es ist ein Begriff aus der Bevölkerungsstatistik.
Mit dem Jugendquotienten kann man angegeben, wie viele Personen unter 15 Jahren auf die Personen im Alter von 15 bis 65 Jahre kommen. Wären alle 15 ersten Jahrgänge und die folgenden 50 Jahrgänge gleich stark, läge der Jugendquotient bei 30 Prozent. Damit eine Bevölkerung wachsen und sich verjüngen kann, oder um ohne Zuwanderung wenigstens die Gesamtzahl zu halten und die Verstorbenen zu ersetzen, müsste der Jugendquotient über 30 Prozent liegen.
Ist dies nicht der Fall, unterjüngt die Gesellschaft. Ich sage bewusst unterjüngt und nicht überaltert, denn das eigentliche Problem ist nicht der Alterszuwachs, über den wir uns freuen können, sondern die fehlenden Kinder und Jugendlichen.
Aus dem Jahr 1914 habe ich für die Stadt Mühlhausen keine Zahl parat, aber sie dürfte kaum anders lauten, als für das gesamte Deutsche Reich. 1914 lag der Jugendquotient über 80 Prozent. Also auf 100 Personen der 50 damaligen Jahrgänge im Alter von 15 bis 65, kamen über 80 Kinder und Jugendliche der gerademal 15 jüngsten Jahrgänge. 70 Jahre später, in den 80-er Jahren, lag für die Stadt Mühlhausen der Jugendquotient zwischen 27 und 30 Prozent. (Übrigens eine Zeit in der ich Mühlhausen als junger Soldat in der Görmar-Kaserne und im B-Lager erlebte.) Ab 1990 ging der Jugendquotient erneut stark zurück. In den 15 Jahren von 1990 bis zum Jahr 2005 hat er sich in Mühlhausen von 28,3 % auf 16,1 % knapp halbiert.
Neben dem Jugendquotienten gibt es auch den Altenquotienten. Hier werden die über 65-jährigen in Beziehung zu den potentiell Erwerbsfähigen gesetzt. Bis zum Jahr 1995 lag der Altenquotient in Mühlhausen immer unter dem Jugendquotienten. 1996 lag er erstmals darüber und seitdem ist der Abstand stark angewachsen, hat sich auf knapp 20 Prozent vergrößert und wird sich die nächsten 15 Jahre noch weiter auf spreizen. Im Grunde ja eine erfreuliche Entwicklung, denn wer will nicht länger leben? Jünger als Null kann man nicht werden, aber älter als 80 sehr wohl.
Aber was bedeutet dieser demographische Wandel, diese Verschiebung der Generationengrößen nun für die Jugendarbeit? Sollen wir sie einstellen, weil der Anteil der Jugendlichen an der Bevölkerung heute so viel geringer ist als 1914? Sicher nicht. Jugendarbeit soll sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren, und nicht an deren Anzahl.
Aber der demografische Wandel bringt die Gefahr mit sich, dass manche nicht zuerst nach den Interessen der Jugendlichen selbst, nach ihren Wünschen für ihr eigenes Leben fragen, sondern sie vor allem als Wirtschaftsfaktor sehen. Denn schließlich sind die heutigen Jugendlichen ja diejenigen, die künftig mit ihrer wirtschaftlichen Leistung unser Sozialsystem finanzieren und die Nachwuchslücken in den Unternehmen schließen sollen.
Eine solche Sichtweise greift aber zu kurz. Sicher ist es richtig, dass eine Gesellschaft nur dauerhaft existieren kann, wenn sie nicht mehr ausgibt, als sie vorher erwirtschaftet hat. Aber das darf nicht heißen, dass man Menschen oder Gruppen von Menschen nur noch allein unter wirtschaftlichen Aspekten sieht. Denn ebenso richtig ist es, dass die Wirtschaft den Interessen der Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt.
Darum kann die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht allein heißen, sie dafür fit zu machen, optimal ausgebildet, flexibel und mobil allen zukünftigen Jobanforderungen gerecht zu werden. Sondern sie werden ein vollwertiges und erfülltes Leben nur führen können, wenn sie genügend Freiräume hatten, in denen sie alle Aspekte ihrer Persönlichkeit entwickeln konnten. Und eine Gesellschaft wird dauerhaft nur ihren inneren Zusammenhalt wahren können, wenn ihre Mitglieder ihre Beziehungen nicht nur allein auf Nutzenüberlegungen reduzieren.
Eine der Überlegungen, wie man angesichts des demografischen Wandels den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft stärken könnte, ist die Idee der Mehrgenerationenhäuser. Mehrgenerationenhäuser sollen sich nicht nur auf eine einzige Zielgruppe und die damit verbundenen Angebotsschwerpunkte konzentrieren, sondern generationenübergreifende Angebote schaffen, um einer Trennung der Altersgruppen in der Gesellschaft entgegenzuwirken.
Sie verfolgen die Wiederbelebung des Prinzips der traditionellen Großfamilie sowie einer traditionellen bürgerschaftlichen, generationenübergreifenden Struktur des Zusammenlebens in der Nachbarschaft, im sozialen Nahraum, die heutzutage immer seltener auftritt. Diese Strukturen bieten die Möglichkeit, Drehscheiben für Angebote zu installieren, die einen ausgesprochen generationenübergreifenden Charakter aufweisen. Mehrgenerationenhäuser sollen auf einer niedrigschwelligen Ebene für jedermann attraktiv und zugänglich wirken.
Mit den Schwerpunkten der zweiten Programmphase des Bundesaktionsprogramms „Mehrgenerationenhäuser“: Integration und Bildung, Alter und Pflege, haushaltsnahe Dienstleistungen sowie freiwilliges Engagement zeigt sich die ganze Breite der Angebotsstruktur der Mehrgenerationenhäuser: von frühkindlicher Betreuung und Bildung, über die Kompetenzförderung von freiwillig Engagierten, vielfältige weitere Unterstützungsangebote bis hin zur Integration des Erfahrungswissens älterer Menschen bei zu bewältigenden Aufgaben.
Wenn dieses Haus seit dem Jahr 2008 auch als Mehrgenerationenhaus bezeichnet wird, dann ist das mehr als ein Namenschild, das man neu angeschraubt hat, wie man dies zu Ehren der Geschwister Scholl oder des Kosmonauten Wladimir Komarow getan hat, sondern dann steht hinter diesem Namen ein ganzes Konzept sozialer Arbeit im lokalen Nahraum.
So etwas zu fördern ist in unserem föderalen System aber keine dauerhafte Aufgabe des Bundes. Ein Mehrgenerationenhaus hat daher nur eine Zukunft, wenn es fest in der sozialen Infrastruktur der jeweiligen Kommune verankert ist. In Mühlhausen ist dies in vorbildlicher Weise der Fall, denn hier ist die Kommune selbst Träger des Mehrgenerationenhauses.
Von den 25 derzeit existierenden Mehrgenerationenhäusern in Thüringen ist das nur für ein weiteres Haus der Fall. Für dieses kommunale Engagement gebührt den kommunalen Verantwortlichen besonderer Dank und Anerkennung.
Wir haben in der Geschichtsdarstellung gesehen, dass an der Gründung dieses Hauses nicht nur der damalige Bürgermeister Trenkmann und der Stadtrat Klatt beteiligt waren, sondern auch wirtschaftlich erfolgreiche Söhne und Töchter der Stadt, ob nun in Mühlhausen selbst, oder in Übersee, wie die Familie des Brückenbauers Röbling. Ich würde mir für Mühlhausen und dieses Haus wünschen, dass auch an diese Tradition wieder angeknüpft werden könnte und sich erfolgreiche Wirtschaftsvertreter finden, denen es Herzensangelegenheit ist, die Arbeit dieses Hauses zu unterstützen. Dann könnten in 100 Jahren, beim 200. Geburtstag dieses Hauses, die Veranstaltungsteilnehmer genauso dankbar 100 Jahre zurückblicken, wie wir es heute tun können.
Über Herzensangelegenheiten und anderes konnten wir im Anschluss von der Erfurter Sängerin und Patin dieses Hauses, Christina Rommel, hören, der ich schon oft zuhören durfte. Christina ist seit vielen Jahren Hauspatin des MGH und nimmt sich immer wieder Zeit zu Konzerten nach Mühlhausen zu kommen. Derzeit bereitet sie ihr neues Album vor, welches im Sommer in New York eingespielt werden soll.
Beim bpa in Erfurt
Der jährliche Tag der Pflegenden wird in Deutschland seit 1967 am 12. Mai begangen, weil es der Geburtstag von Florence Nightingale, der Vorkämpferin der modernen Krankenpflege, ist.
Berühmt wurde sie durch ihren Einsatz für die verletzten britischen Soldaten während des Krimkrieges in den Jahren 1854 bis 1856. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen militärischen Konflikt um die Krim, der sich jedoch nicht zu einem Krieg ausgeweitet hat. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Pflege brauchen jedoch nicht nur Kriegsverletzte, sondern alle Personen, deren Gesundheitszustand dies erforderlich macht. In Thüringen steigt die Zahl der Pflegebedürftigen und der Hochaltrigen Menschen stark an. Im Phönix-Pflegeheim lebt die mit 105 Jahren zweitältste Erfurterin.
Zum heutigen Tag der Pflegenden war ich bei fünf Terminen. Drei Erfurter Pflegeeinrichtungen habe ich gemeinsam mit unserer Bundestagsabgeordneten Antje Tillmann besucht. In den drei Heimen in der Andreasstraße (Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein), Residenz Am Hirschgarten (Linimed) und im Phönix-Seniorenzentrum am Brühl haben wir mit den Hausleitungen und Mitarbeiterinnen über aktuelle Pflegeherausforderungen gesprochen und den Mitarbeitern für die Arbeit gedankt.
Der Trabant läuft und läuft und läuft…
Der Dank stand auch bei der Veranstaltung des bpa in der K & S Seniorenresidenz im Mittelpunkt. Die Vorsitzende des bpa Margit Benkenstein hatte sowohl Politikvertreter, als auch Pflegende eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Neben den Problemen in der Pflegebranche ging es aber vor allem darum, den Mitarbeiterinnen aus Pflegeeinrichtungen Dank zu sagen. Dazu war unter anderem ein Trabi-Fanclub war mit zehn Trabanten (vom 500 bis zum 1.1.-Kübel-Trabant) dabei und lud zur Ausfahrt ein.
Als gelernter Kfz-Elektriker fühlte ich mich 25 Jahre zurück versetzt und habe sehr gerne das Angebot genutzt mich selbst ans Steuer eines Trabant 500 zu setzen und eine Runde zu drehen. Dank guter Pflege sind die Autos, die nun auch schon bis zu 50 Jahre alt sind, immernoch top in Schuss.
Ähnlichkeiten mit der Pflege gibt es durchaus. Auch da sind viele der Bewohnerinnen, obwohl sie in die Jahre gekommen sind, dank guter Pflege noch mobil. In meiner Rede habe ich als Generationenbeauftragter darauf hingewiesen, dass es immer auf die Pflegenden ankommt und ich habe den vielen Pflegekräften gedankt, die einen anstregenden Job leisten. Neben der öffentlichen Anerkennung haben sie dafür aber auch eine gute Entlohnung verdient und da gibt es noch eine Menge zu tun!
Am Nachmittag war ich noch bei der SPD-Landtagsfraktion zu Gast. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach stellte die von Bund angedachten Änderungen bei der Pflege vor. Für Schmunzeln sorgten seine mehrfachen Hinweise darauf, wie einig man sich jetzt im Bund bei der Pflege zwischen CDU/CSU und SPD sei. Zitat Lauterbach: “Bundesminister Gröhe, dessen Job ich gerne hätte haben wollen, stimme ich in vielen Punkten völlig zu”.
Rede zum Tag der PflegendenBilder vom Tag
Antje Tillmann, MdB, und Michael Panse, Generationenbeauftragter des Freistaates Thüringen, nutzen diesen Tag für Gespräche in Erfurter Pflegeeinrichtungen
Der jährlich am 12. Mai begangene Tag der Pflegenden geht auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (1820) zurück, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt.
Antje Tillmann und Michael Panse nutzen diesen Tag, um sich bei den Pflegenden im Seniorenzentrum Andreashof, in der K & S Seniorenresidenz, dem Linimed Pflegeheim und dem Phönix Seniorenzentrum für ihre engagierte Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz zu bedanken. Der gemeinsame Dank geht außerdem an die vielen pflegenden Angehörigen.
Ziel der Besuche ist es auch, miteinander über Schwierigkeiten im Berufsalltag und anstehende Reformen ins Gespräch zu kommen. Im Zusammenhang damit weist Michael Panse darauf hin, dass die sich abzeichnenden Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung die Pflegenden vor weiter stark steigende Anforderungen stellen werden. Diesen könne nur entsprochen werden, wenn sich die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, auch im Zusammenhang mit der Einführung des neuen Pflegebegriffes, nachhaltig verbessern.
Seit Anfang des Jahres gibt es eine heftige Diskussion um den Bundesfreiwilligendienst. Die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel von 167 Millionen Euro waren durch die hohe Zahl der Bundesfreiwilligen und die bereits abgeschlossenen Verträge für 2014 schon komplett verbraucht und es fehlte sogar Geld. Deshalb verhängte das zuständige Bundesministerium für die Stellen, die über das BAfzA vergeben werden, einen Einstellungsstopp.
Zu diesem Zeitpunkt waren 49.263 Bundesfreiwillige in ganz Deutschland im Einsatz (35.000 waren ursprünglich geplant). In Thüringen waren es 3.363 Bundesfreiwillige. Thüringen hat damit mit Sachsen den größten prozentualen Anteil an BFD-Stellen. Daher waren wir von dem Einstellungstopp besonders betroffen und es war absehbar, dass die Zahl der BFD-Stellen deutlich sinkt. Ende April waren es bereit 160 weniger.
Als Generationenbeauftragter der Landesregierung bin ich für den BFD fachlich zuständig und vertrete in der Bundes-Länder-Gruppe auch die Bundesländer bei Beratungen im Bundesministerium in Berlin. Aus den Bundesländern kamen nachdrückliche Aufforderungen an die Bundesregierung mit einer Aufstockung der Finanzmittel für den BFD einen Einbruch zu verhindern.
Bei den Haushaltsberatungen des Deutschen Bundestages wurden nun 20 Millionen Euro zusätzlich bereit gestellt, damit kann ab dem Sommer der Einstellungstopp aufgehoben werden. Unsere Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann, Finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat sich nachdrücklich dafür eingesetzt. Ich bin darüber sehr froh, weil wir in Thüringen sehr gute Erfahrungen mit dem BFD gemacht haben und viele Thüringerinnen und Thüringer gerne den BFD leisten wollen.
Mit der guten Nachricht im Gepäck freue ich mich auf die nächsten BFD-Veranstaltungen. In der kommenden Woche bin ich zwei Tage in Berlin zur Bund-Länder-Klausurtagung zu den Freiwilligendiensten und am Donnerstag werde ich einen Vortrag vor BFDlern der Caritas in Erfurt halten.
Pressemitteilung zur Finanzierung des BFD
Panse: „Auswirkungen der jetzigen Unterfinanzierung sind in den neuen Bundesländern sehr deutlich zu spüren“
Der Beauftrage der Thüringer Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen, Michael Panse, hat heute in Erfurt die beabsichtigte Aufstockung der Finanzmittel für den Bundesfreiwilligendienst begrüßt.
Michael Panse sagte: „Der Anfang des Jahres verhängte Stopp bei Stellenbesetzungen mit über 25-Jährigen traf besonders die neuen Bundesländer. Die Altersstruktur der Bundesfreiwilligendienstleistenden ist hier eine andere, da sehr viel mehr Ältere im Einsatz sind. Viele Einsatzstellen beklagen auch die danach erfolgte generelle Neubesetzungssperre. Die Auswirkungen der jetzigen Unterfinanzierung aufgrund der zahlreichen Neubewilligungen bis zum Ende des vergangenen Jahres sind in den neuen Bundesländern sehr deutlich zu spüren. Darauf habe ich ebenso wie Träger und Kommunen mehrfach öffentlich hingewiesen. Ich begrüße es daher ausdrücklich, dass der Bund nun beabsichtigt die Finanzmittel aufzustocken, um damit dem vorhandenen Bedarf und der großen Nachfrage zu entsprechen. Damit könnten im Frühsommer Neubesetzungen möglich werden und der jetzige Abwärtstrend gestoppt werden.“
Hintergrund:
Laut vom Bundesfamilienministerium bestätigter Informationen ist es geplant die Finanzmittel für den Bundesfreiwilligendienst um 20 Millionen Euro aufzustocken. Im ursprünglichen Entwurf für den Haushalt 2014 waren bisher 167 Millionen Euro für den Bundesfreiwilligendienst vorgesehen. Im Januar hatte der Bundesfreiwilligendienst in Thüringen mit 3.363 Bundes-freiwilligen (Deutschland gesamt: 49.263 Bundessfreiwillige) seinen bisherigen Höchststand erreicht. Durch eine Überziehung des Budgets und die damit fehlenden Finanzmittel für die Besetzung neuer Stellen sank die Zahl der Bundesfreiwilligen in Thüringen innerhalb von zwei Monaten auf 3.246 Bundesfreiwillige (Deutschland gesamt: 46.952 Bundessfreiwillige).
Mit dem ACE Vorsitzenden Lutz Meinhardt
Beim Autoclub Europa (ACE) bin ich in den letzten Jahren regelmäßig zu Gast gewesen. Während es in der Vergangenheit häufig um kommunalpolitische Themen ging, stand beim 2. ACE Verkehrstag das Thema Mobilität im Alter auf der Tagesordnung.
Als Generationenbeauftragter der Landesregierung habe ich dabei einen Vortrag über die dempgrafische Entwicklung in Thüringen und über die Mobilität im Alter gehalten.
Zur Mobilität im Alter stellen sich zunächst zwei Fragen:
1. Sicherheit – Steigen mit einer älter werdenden Bevölkerung die Gefahren im Verkehr?2. Umfang und Art der Mobilität – Sinkt mit einer älter werdenden Bevölkerung die Mobilität und verändert sie sich?
Zur ersten Frage: Pressemeldung vom 17. März 2014: Geisterfahrer-Unfall ‑ 79-Jähriger rast bei Landsberg in zwei Autos ‑ Dabei wurde einer der Fahrer leicht verletzt, der andere blieb unverletzt. Der Falschfahrer selbst erlitt schwere Verletzungen und musste mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Die A 96 in Richtung Lindau war für längere Zeit gesperrt.30. März 2014: Bei einem dramatischen Autounfall kamen vier Menschen ums Leben. Das Auto stürzte in den Wesel-Datteln-Kanal. Der 74-jährige Fahrer erlitt am Steuer einen Herzinfarkt und verlor die Kontrolle über den Wagen.
Solche Einzelfälle prägen die öffentliche Wahrnehmung, aber die Unfalldaten zeigen:
Senioren sind weit überwiegend „Opfer“ und nicht „Täter“ wenn sie am Straßenverkehr teilnehmen. Mit weitem Abstand zählen sie als Fußgänger und Radfahrer zu den Toten bei Unfällen, bei denen sie als sogenannte „schwächere Verkehrsteilnehmer“ beteiligt waren. Auch im Falle des Überlebens des Verkehrsunfalls sind bei älteren Menschen die körperlichen Unfallfolgen sehr viel stärker.
Hilfen für ältere Fußgänger wären z.B. längere Ampelzeiten, Tempobegrenzungen, akustische Ampeln, kontrastreiche Markierungen, beleuchtete Überwege, abgesenkte Bordsteine, (auch historisches Kopfstein-Pflaster kann ein Problem sein). Bei älteren Menschen als Autofahrern ist nicht die überhöhte Geschwindigkeit häufigste Unfallursache, sondern das Missachten der Vorfahrtsregelungen.
Von einigen Experten wird darauf hingewiesen, dass weniger das Alter, sondern eher der Umfang der Fahrpraxis ein entscheidender Faktor sei. Wer z.B. weniger als 3.000 km im Jahr fahre, sei deutlich unsicherer als Verkehrsteilnehmer mit größerer Fahrpraxis.
Es werden immer wieder Forderungen zur Einführung eines zeitlich begrenzten Führerscheins ab einem bestimmten Alter erhoben. Die verkehrspolitische Sprecherin der Thüringen Grünen, Jennifer Schubert, ist beispielsweise für eine regelmäßige Tauglichkeitsprüfung und verweist auf Länder wie England, Spanien oder die Niederlande, welche bereits verpflichtende Kontrollen eingeführt haben. Die Teilnahme an freiwilligen Test wäre zu gering.
Der ADAC ist gegen verpflichtende Kontrollen wie Seh- oder Reaktionstests.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat weist darauf hin, dass Länder mit Pflichttests den Nutzen bisher nicht nachweisen konnten.
Er empfiehlt für ältere Verkehrsteilnehmer eher Vermeidungsstrategien: Nicht mehr fahren bei Dunkelheit, schlechtem Wetter oder in Verkehrs-Stoßzeiten.
Der ACE empfiehlt Fahrsicherheitstrainings und bietet darüber hinaus das Seniorenprogramm “Ü 60 – bleib mobil” mit den Modulen „Fahrzeugtechnik“ (insbesondere Fahrassistenzsysteme), „Straßenverkehrsrecht“, „Gesund & sicher“ und „Fahrevent“ an.
Zur zweiten Frage ‑ Sinkt mit einer älter werdenden Bevölkerung die Mobilität und verändert sie sich?
Einer rückläufigen Verkehrsentwicklung wirken steigende Wegehäufigkeiten und -längen entgegen (Beispiel Schülerverkehr – je weniger Schüler, umso häufiger und weiter müssen sie gefahren werden).
Der Rückgang der Erwerbstätigen wird durch mobileres Freizeitverhalten weitgehend kompensiert, auch zunehmender Geschäftsreiseverkehr wirkt entgegen. Immer mehr ältere Menschen haben zudem einen Führerschein und verfügen über ein Auto (72 Prozent der 70-79 Jährigen hat Zugriff auf einen PKW). Insbesondere die älteren Frauen werden hier noch deutlich aufholen und die zukünftigen Älteren werden dank besserer Gesundheit in ihrer Freizeit aktiver sein.
Auch im ländlichen Raum nimmt die Zahl der Singlehaushalte zu, wodurch sich die Anzahl der Autos und die der Fahrten ohne Mitfahrer weiter erhöhen. Was sind die Hauptgründe für den Mobilitätsbedarf der Senioren?
– alltägliche Ziele (Einkäufe/Erledigungen),
– Besuche bei Verwandten, Freunden und Bekannten,
– Freizeitgestaltung (Kino, Theater, Sport, Ausflüge),
Gibt es dafür Alternativen zum Individualverkehr, zur Fahrt mit dem eigenen Auto, zum Beispiel den ÖPNV?
Für mehr als die Hälfte der Landbewohner liegt eine Bushaltestelle mehr als 400 Meter weit entfernt und macht den ÖPNV schon allein dadurch unattraktiv. Insbesondere für ältere Menschen ist eine Wegstrecke von mehreren hundert Metern oft nur mühsam zu überwinden.
Der eigene Pkw stellt daher nach wie vor das Verkehrsmittel der ersten Wahl dar, da selbst ein gut vertakteter ÖPNV (Bus und Schiene) die Flexibilität des eigenen PKW nicht übertreffen kann. So liegt der Anteil der Nutzung des ÖPNV außerhalb der größeren Thüringer Städte derzeit lediglich bei etwa zehn Prozent.
Der ÖPNV ist auch eine Frage der Bedienfreundlichkeit: So hat eine Studie vor kurzem ergeben, dass die Bedienung eines Fahrkartenautomaten auch ein Fünftel der 15-Jährigen überfordert. Es wird immer schwieriger, den ÖPNV in ländlichen, dünnbesiedelten Regionen aufrecht zu erhalten. Viele ländliche Regionen sind heute bereits nicht mehr durch Schienenpersonenverkehr erschlossen und der Busverkehr ist vorwiegend auf den Schülerverkehr ausgerichtet.
Mit weiter rückläufigen Schülerzahlen wird auch diese wichtige Nachfragegruppe (und Einnahmequelle) für den ÖPNV geringer. Durch die Abhängigkeit des ÖPNV vom Schülerverkehr ‑ bis zu 80% aller Fahrgäste in ländlichen Regionen sind Schüler ‑ ist zudem dessen Gestaltungsspielraum begrenzt.
Was sind weitere Alternativen (soweit notwendige Erreichbarkeiten durch den ÖPNV nicht abgesichert werden können)?
– Selbstorganisierte Mobilität stärken
– Förderung von Konzepten der „selbstorganisierten Mobilität“ und des bürgerschaftlichen Engagements
– Schaffung von Anlaufstellen zur Mobilitätsberatung sowohl im Internet als auch vor Ort
– Prüfen, ob rechtliche Rahmenbedingungen zur Ermöglichung ehrenamtlicher und alternativer Mobilitätsdienste geändert werden müssen:
z.B. für Bürgerbus, (in NRW gibt es über 110 Bürgerbusse, selbst in großen Städten wie Essen und Remscheid),
– BürgerBus Lommatzscher pflege (Sachsen): Ehrenamtlich betriebener Bürgerbus zur Mobilität der ländlichen Bevölkerung,
– Senioren-Klub Bus “Fridolin” in Salzhausen ( Niedersachsen): Ehrenamtlicher Fahrdienst für ältere Menschen, der durch den lokalen Seniorenklub betrieben und durch Spenden und mit Unterstützung der Kommune finanziert wird,)
– KombiBus (Projekt der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft, Kombination öffentlicher Personennahverkehr mit Güterverkehr)
Fahrgemeinschaften (Fahrgemeinschaftsbörsen bzw. Mitfahrzentralen)
– Angebotsmix ‑ Flexibilisierung und Aufbau von „Mobilitätsketten“, Verknüpfung der einzelnen Verkehrsmittel: Schiene – Bus – Auto – Fahrrad
– Leih- und Sharingangebote etc.
Verstärkte Bildung von Verkehrsverbünden, Tarif-/Fahrplanverbünden, Abschluss von Kooperationsvereinbarungen
– Modellprojekt CARLOS in der Schweiz:
Jeder Mobilitätsnachfrager kann eine CARLOS-Mitfahrsäule aufsuchen, dort sein Ziel eingeben und ein Ticket buchen. Dann wird das gewünschte Ziel über der Straße auf einem Schild gut sichtbar angezeigt, so dass die vorbeifahrenden Autofahrer auf den potenziellen Mitreisenden aufmerksam werden. Das Ticket wird dann dem Fahrer gegeben, der dieses wiederum an Tankstellen oder Verkaufsstellen des öffentlichen Verkehrs einlösen kann. (Falls die Betreiber einverstanden sind, können auch Verbundabonnements anerkannt werden. Das heißt, das CARLOS-Ticket wird für Abonnenten kostenlos oder zu einem geringeren Preis zur Verfügung gestellt.)
Als Ersatz von Mobilitätsbedürfnissen:
– mobile Angebote von Verwaltung, medizinischer Versorgung oder Nahversorgung;
– Bsp. Mobiles Bürgerbüro Magdeburg: zum Semesterbeginn auf dem Uni-Campus und sonst in dörflichen Ortsteilen
– mobile Dienstleistungen: Shop in Shop System, Wagenverkauf an festen Standorten, Haustürbedienung
– räumliche Konzentration von Einrichtungen der Daseinsvorsorge zur Wegeoptimierung
großstädtischer Raum:
– Heranführung von älteren Menschen an den ÖPNV:
z.B. Projekt „PatenTicket“ in Köln für älter werdende Menschen, die über Jahrzehnte Auto gefahren sind, aber gesundheitsbedingt nicht mehr dazu in der Lage sind zu fahren. Erfahrene ältere Kundinnen und Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe AG und der Regionalverkehr Köln GmbH geben ihre Erfahrungen an Bekannte, Verwandte oder Freundinnen und Freunde ab 60 Jahre weiter, die bisher wenig Erfahrung mit öffentlichen Verkehrsmitteln haben. Hierzu erhalten sie zu ihrer Zeitkarte eine drei Monate gültige Netzkarte, die sie an ihr sogenanntes ‚Patenkind‘ verschenken können und diese bei der ÖPNV-Nutzung betreuen. Rund 30 Prozent der Patenkinder haben inzwischen eine Zeitkarte abonniert, ein weiteres Drittel nutzt Busse und Bahnen häufiger als zuvor.
Ich bin dem ACE dankbar, dieses wichtige Thema beim 2. Verkehrstag aufgegriffen zu haben und werde als Generationenbeauftragter aktiv das Thema Mobilität im Alter begleiten.
Panse: „Aktuelle Generali Hochaltrigenstudie bestätigt die Erfahrungen in meiner Arbeit: Auch Menschen im Alter von über 85 Jahren wollen aktiv am sozialen Leben teilnehmen.“
Der Beauftrage der Thüringer Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen, Michael Panse, hat sich heute in Erfurt zu den Ergebnissen der aktuellen Generali Hochaltrigenstudie „Teilhabe im hohen Alter“ geäußert.
Michael Panse sagte: „Die aktuelle „Generali Hochaltrigenstudie bestätigt die Erfahrungen in meiner Arbeit, dass auch Menschen im Alter von über 85 Jahren aktiv am sozialen Leben teilnehmen wollen. Das Klischee vom tattrigen Greis, der außer passivem Empfangen von Betreuung und Pflege nichts mehr zu erwarten hat, stimmt mit der Lebenswirklichkeit nicht überein. Dem Wunsch auch der Hochaltrigen nach Teilhabe kann entsprochen werden, wenn man dafür entsprechende Plattformen, Begegnungsstätten wie die Mehrgenerationenhäuser, oder vielfältigere Wohnformen schafft, wie sie der Entwurf des Thüringer Wohn- und Teilhabegesetzes ermöglichen soll. Dabei gilt es auch die unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort zu beachten. So macht es einen Unterschied, wenn nach dem Datenreport der Bertelsmann Stiftung „Deutschland im demographischen Wandel 2030“ für Jena ein Anteil der über 65-Jährigen im Jahr 2030 von 25,4 Prozent oder für Suhl von 41 Prozent prognostiziert wird. Aber übergreifend steht die Aufgabe, Älteren mehr Entscheidungsmöglichkeiten und Verantwortungsübernahme zuzugestehen, ob nun den „jungen Alten“, bei der Frage, ob und wieviel sie noch arbeiten möchten und den älteren Alten, ob und wieviel sie sich ehrenamtlich und freiwillig für das Gemeinwohl engagieren wollen.“
Hintergrund:
Die Altersgruppe der über 85-Jährigen, auch als Hochaltrige im „4. Lebensalter“ bezeichnet, hat in Thüringen in den zehn Jahren von 2001 bis 2011 von 40.055 auf 53.416 Personen zugenommen. Gleichzeitig hat sich auch in dieser Altersgruppe die Gesundheit verbessert und damit die weitere Lebenserwartung erhöht. So hatte sich für eine 80-jährige Frau im Jahr 2011 die durchschnittliche Anzahl der weiteren zu erwartenden Lebensjahre auf 8,6 Jahre gesteigert, 2,3 Jahre mehr als 20 Jahre zuvor.
Immer mehr Menschen erreichen das 100. Lebensjahr. Im letzten Jahr konnten 135 Thüringerinnen und Thüringen ihren 100. und zwei bereits ihren 107. Geburtstag feiern. 26 Thüringer Ehepaare begingen im vergangen Jahr die sogenannte Gnadenhochzeit, ihren 70. Hochzeitstag. Aber vielen Hochaltrigen ist es nicht vergönnt, ihr hohes Alter mit einem Partner oder in einem Familienhaushalt zu erleben. Umso wichtiger ist es ihnen, wie die Studie zeigt, über intensive soziale Kontakte zu verfügen.
Vernetzungsbedarf
In Weimar darf und muss man immer auf Goethe Bezug nehmen. Schon Goethe schilderte die Wahlverwandtschaften und daran musste ich heute denken. Zwar ging es bei Goethe um eine Über-Kreuz-Liebe, aber der Name würde auch zu vielen Nachbarschaftsprojekten passen.
Die Bürgerstiftung Weimar hatte heute zum 1. Thüringer Erfahrungsaustausch von Nachbarschaftshilfeprojekten in das Forum SEEBACH der Maria-Seebach-Stiftung nach Weimar eigeladen.
Als Generationenbeauftragter habe ich nicht nur die Veranstaltung unterstützt, sondern war auch bei der Tagung gerne dabei. Weit über 3.000 Nachbrschafthilfeprojekte gibt es in Deutschland.
Auch in Thüringen entstehen immer mehr solche Projekte. In Weimar habe ich bekannte Projekte, wie die Herbstzeitlosen aus Saalfeld, aber auch neue Projekte kennengelernt.
Ich bin der Meinung, dass die unmittelbare Nachbarschaft der beste Ort für gemeinsames Engagement ist. Nachbarn werden wichtiger, weil familiäre Beziehungen weniger werden. Die demografische Entwicklung ist ein Beleg dafür. Am 31.12.2011 waren 514.459 Thüringer (23 % der Bevölkerung) älter als 65 Jahre. Bis 2020 wird der Anteil auf 35 % steigen, bei 10 % Rückgang der Gesamtbevölkerung. Bis 2030 wird der Anteil auf 37 % steigen, bei dann mehr als 650.000 Thüringern, die älter als 65 Jahre sind. Und die Zahl der über 80jährigen wird von 124.545 auf mehr als 189.000 steigen.
Maria-Seebach-Stiftung
Zudem führen Modernisierungsprozesse und demografische Entwicklung zu multilokalen Familien. Oft gibt es nur sehr lose oder keine Familienbeziehungen mehr. Der Zusammenhalt der Generationen in den Familien wird durch Geburtenrückgang und Abwanderung zunehmend geschwächt. Es besteht zudem eine Tendenz zu abgeschlossener Generationenkultur, die nur für die eigene Altersgruppe existiert und den Zugang zu anderen Altersgruppen erschwert.
Die Generali-Altersstudie 2013 verweist darauf, dass 11 % der 65- bis 85-Jährigen keine Kinder und 24 % keine Enkelkinder haben. 21 % fehlen langjährige Freundschaften und 50 % haben keinen festen Freundes- und Bekanntenkreis. Das größte Problem im Alter ist Vereinsamung mit erheblichen Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit.
Wo Nachbarschaftshilfe kein selbstverständlicher Alltag ist, (wie z.B. in gewachsenen dörflichen Strukturen) bedarf es struktureller Ansätze: Nachbarschaftshilfeprojekte, Selbsthilfegruppen, Seniorenbüros, Mehrgenerationenhäuser, Quartiersmanagement und kommunale Sozialplanung.
Unterstützen kann dabei die Ehrenamtsstiftung aber auch als Generationenbeauftragter unterstütze ich solche Initiativen. Ich werbe dabei für einen positiven Blick auf Nachbarschaftshilfe. Sie ist weder Lückenbüßer für staatliche Sozialpolitik, noch Deckmantel für Schwarzarbeit. Nachbarschaftshilfe hat einen eigenen Wert sie ist Ausdruck des sozialen Wesen der Menschen.
Schon Aristoteles hat den Menschen als Zoon Politikon, als ein soziales, auf Gemeinschaft angelegtes und Gemeinschaft bildendes Lebewesen beschrieben. Man könnte auch sagen, Nachbarschaftshilfe stand am Anfang der Menschwerdung: Hätten sich unsere Vorfahren als Nachbarn nicht gegenseitig dabei geholfen, gemeinsam Nahrung zu finden und zu erbeuten, hätten sie dafür nicht die menschliche Sprache erfunden, würde es den heutigen Menschen nicht geben. Ich bin neugierig auf die nächsten Vernetzungstreffen.
Zu Gast beim Schutzbund
Seit vielen Jahren engagiert sich der Schutzbund der Senioren und Vorruheständler Thüringen e.V. für die Belange der älter werdenden Generation in Erfurt. Als Generationenbeauftragter des Freistaates habe ich mit den Vertretern des Schutzbundes mehrere gemeinsame Veranstaltungen organisiert und auf dem Flur des Sozialministeriums hängt immer noch die Fotoausstellung die wir gemeinsam zum “Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen” organisiert haben.
Daher habe ich mich heute über die Einladung zur Eröffnungsveranstaltung des neu sanierten Kompetenz- und Beratungszentrums am Juri-Gagarin-Ring 56a in Erfurt sehr gefreut. Bei der Eröffung wurde eine Fotoausstellung präsentiert, die von einer der drei Fotogruppen des Schutzbundes gestaltet wurde.
Als begeisterter Fotofan freue ich mich, wie viele Senioren inzwischen mit ihrer Kamera auf Pirsch sind und auch ganz selbstverständlich ihre Bilder mit Fotobearbeitungsprogramm gestalten. Der Blick für das Motiv, auf den es bei jedem guten Bild ankommt, zog sich heute durch alle Ausstellungsbilder hindurch.
Eine der drei Fotogruppen
Im vergangenen Jahr hat der Schutzbund gemeinsam mit der KOWO ein Konzept entwickelt, wie künftig an mehreren Orten in Erfurt Anlaufstellen für Senioren geschaffen werden können. Bei der Antragstellung an den Bund konnte ich aktiv helfen und im Ergebnis ist Erfurt mit zwei Projekten unter den bundesweit 300 vertreten. In Thüringen sind es 12 Projekte.
Damit werden investiv und mit Sachkostenzuschüssen insgesamt drei weitere Anlaufstellen in Erfurt geschaffen. In den nächsten Wochen steht die Eröffnung am südlichen Juri-Gagarin-Ring an und hinzu kommen zwei Stützpunkte in der Friedrich-Engels-Straße und am Roten Berg. Ich freue mich über das Engagement der aktiven Senioren!
Bilder von der Eröffnung
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