Demographische Entwicklung in Erfurt

Kita Glückskäfer
Wir werden in Erfurt mehr Kitas brauchen, weil die Zahl der Kinder erfreulicherweise steigt
Im Rahmen der Erfurter Vorträge hat der Amtsleiter für Stadtentwicklung Paul Börsch die demographische Entwicklung von Erfurt skizziert und ich war überrascht, wie wenig die Situation selbst in der Stadtverwaltung zwischen den Ämtern abgestimmt zu sein scheint. Seit Monaten erhalten wir im Stadtrat sowohl bei der Kita-Bedarfsplanung, als auch bei der Schulnetzplanung die Auskunft, man müsse erst auf neue demographische Zahlen warten, bevor längerfristige Entscheidungen möglich sind. Bei der künftigen Stadtplanung von Erfurt spielen diese Zahlen natürlich ebenfalls eine große Rollen – da liegen sie aber offensichtlich schon vor. Während die Überalterung und der Rückgang der Bevölkerung deutschlandweit und in Thüringen eine große Rolle spielt weichen die Zahlen in Erfurt nach den Angaben von Paul Börsch erheblich ab. Die „German Angst“, wie unser Jammern auf hohem Niveau auch international genannt wird, ist nicht gerechtfertigt. Ja, in Deutschland werden wir in den nächsten Jahrzehnten rund 17 Millionen Menschen einbüßen und in nicht allzuferner Zukunft werden 1/3 der Menschen über 65 Jahre und 1/7 sogar über 80 Jahre sein.  Aber sie werden auch viel länger aktiv bleiben und dies gilt es auch für die Gesellschaft zu nutzen. Schon im Jahr 1911, also vor hundert Jahren warnte eine Broschüre mit Blick auf 1961 vor einer dramatischen Überalterung der Gesellschaft und dem Finanzkollaps öffentlicher Haushalte. Ausgeblendet wurden dabei Bevölkerungswanderungen, die auch jetzt das Bild verschieben werden. Für Erfurt sind folgende Zahlen festzuhalten. 2005 lag die Geburtenquote bei 1,28 im Jahr 2010 hingegen bei 1,52. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten fünf Jahren gestiegen und nunmehr bei knapp 202.000 Einwohnern, also noch einmal 1.000 mehr als Ende 2010. Dies resultiert aus Zuwanderungen aus der Umfeldregion, insbesondere der Rückwanderung junger Erwachsener. Aktuelles Problem sei dabei die Nachfrage nach preiswertem Wohnraum. Die Stadtplanung hat nach den Worten von Börsch die Aufgabe soziale Polarisation zu vermeiden, weiche Standortfaktoren zu entwickeln und benachteiligte Stadtteile mit Städtbaufördermitteln aufzuwerten. Im Jahr 2030 werden in Erfurt prozentual mehr Kinder leben, als heute. Die 0-10 Jährigen werden dann einen Anteil von 15 Prozent der Erfurtinnen und Erfurter haben. Allerdings sagt die Prognose für 2030 auch einen Anteil bei den über 64 Jährigen von 28 Prozent der dann rund 210.000 Erfurterinnen und Erfurter voraus. Ich finde die Zahlen bemerkenswert. Warum die Stadtverwaltung zumindest bei der Kita-Planung immernoch meint, wir könnten in zehn Jahren bis zu 10 Prozent der Kitas mangels Kindern vom Netz nehmen, erschließt sich mir nicht. Wir werden das Thema nachdrücklich nachfragen!

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