Bahnhofsmission im Sozialausschuss mehrheitlich abgelehnt

Hilfebedürftige Reisende am Hauptbahnhof weiter ohne Unterstützung? Am 27. Juni 2012 wird der Stadtrat unter anderem über den Antrag der CDU-Fraktion diskutieren, sich als Stadt für die Etablierung einer Bahnhofsmission, die eine rein karitative Organisation ist, am Hauptbahnhof einzusetzen. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Städten gibt es in Erfurt und ganz Thüringen noch keinen Zweig der Bahnhofsmission. Die Bahnhofsmission setzt sich für hilfebedürftige Reisende an Deutschlands Bahnhöfen ein. Geholfen wird nicht nur alten oder behinderten Menschen, sondern auch Menschen in verschiedenen Notsituationen, die spontan während einer Reise auftreten können. In der Vorberatung im Sozialausschuss am 6. Juni 2012 wurde der CDU-Antrag von allen anderen Fraktionen außer den Freien Wähler abgelehnt. Laut dem CDU-Antrag wird der Oberbürgermeister lediglich gebeten, die Etablierung einer Bahnhofsmission in Erfurt umfassend zu unterstützen sowie sich mit der Bahn und freien Trägern zwecks Klärung in Verbindung zu setzen. Dabei wäre die Stadt nicht selbst Akteur, sondern müsste lediglich ein Zustandekommen moderieren, ohne dass dabei eigene Kosten entstünden. Die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Margarete Hentsch zeigte sich nach der Sitzung des Sozialausschusses entrüstet: „Wieso gerade die Kollegen von SPD und Linken dieses Projekt ablehnen, erscheint mir widersprüchlich, da sie sonst auch immer betont auf soziales Engagement beharren. Die Bahnhofsmission hat nichts mit ‚Mission’ im Sinne missionarisch-verkündender Tätigkeit zu tun, wie es einige Ausschussmitglieder offenkundig missverstanden haben. Die Bahnhofsmission agiert sozial-karitativ, d.h. sie hilft Menschen, die schwach oder in Not sind. Sollte sich nun auch der Stadtrat am Abstimmungsergebnis des Sozialausschusses orientieren, wird diese Hilfe von vornherein unterbunden und den betroffenen Menschen damit verwährt. Im Sozialausschuss jedenfalls wurde politisches Kalkül sozialer Vernunft vorgezogen. Eine soziale Stadt handelt anders!“ Abschließend meldete sich der Fraktionsvorsitzende Michael Panse kritisch zu Wort: „Wir sind irritiert, dass man sich hier auf scheinbare und vorgeschobene formelle Grenzen beruft, um der Bahnhofsmission eine Absage zu erteilen. Erfurt als künftiger ICE-Knotenpunkt ohne eine Bahnhofsmission ist undenkbar. Wir fordern den Oberbürgermeister deshalb auf, sich in dieser Angelegenheit stark zu machen. Falls es tatsächlich formelle Hindernisse geben sollte, ist er gefragt, alternative Wege aufzuzeigen und sich im Interesse der Landeshauptstadt in dieser Angelegenheit einzusetzen.“ Unter folgendem Link erhalten Sie weitere Informationen zum Aufgabenfeld und der Trägerschaft der Bahnhofsmission: http://www.bahnhofsmission.de/Start.3.0.html

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