Jüdischer Witz – Wege des Lachens

Mit Dr. Marcus Patka und unserem Vereinsvorsitzenden Dr. Dietmar Görgmaier
Die derzeit stattfindenden 20. Jüdisch-Israelischen Kulturtage stehen unter dem Motto „Jüdischer Humor: Weisheiten mit Chuzpe, Schalk und Charme“. Vor einem Jahr, als wir im Vorstand unsers Fördervereins Alte & Kleine Synagoge das Thema der 20. Kulturtage festgelegt haben, haben wir bereits geahnt, wie vielfältig das Thema ist. Die ersten von über 50 Veranstaltungen in acht Städten sind inzwischen erfolgreich gelaufen. Heute Abend habe ich die Buchlesung von Dr. Marcus Patka in der Kleinen Synagoge moderiert. Dr. Patka ist Kurator des Jüdischen Museums in Wien und hat im Jahr 2010 das Buch „Wege des Lachens“ geschrieben in dem er sich mit dem jüdischen Witz aus dem besonderen Blickwinkel des Winer Humors beschäftigt. Über 60 Besucher folgte interessiert seinen Ausführungen zur Entstehungsgeschichte und zur Besonderheit des Jüdischen Humors. Der Jüdische Witz ist nach seinen Worten nur dann jüdisch, wenn er sich um jüdische Tradition, Identität und Lebenswelt dreht. Allerdings stehen auch bei einem jüdischen Komiker noch lange nicht seine Witze in einer jüdischen Tradition. Die Wurzeln des jüdischen Witzes entstammen der Denkweise der Juden aus Osteuropa und setzen sich mit den Gesetzen auseinander. Die 613 Gebote des Moses Maimonides regeln das Leben von der Geburt bis zum Tod. Der Talmud will ein gottgefälliges Leben, aber er will lebendiges Leben, er verschiebt die Seeligkeit nicht in ein Jenseits. In sehr vielen jüdischen Witzen geht es darum die Gesetze de facto zu umgehen, sie aber de jure einzuhalten. Viele der Witze kommen nur richtig an, wenn sowohl der Erzähler, als auch die Zuhörer den Wortwitz verstehen könne, der oft vom Jiddischen geprägt ist – bei einer „Übersetzung“ ins Deutsche geht oft die Wirkung verloren. Dr. Patka warnte zudem davor, dass Nichtjuden der Versuchung erliegen, jüdische Witze zu erzählen. Das kann nur schief gehen. Viele Menschen können nicht zwischen jüdischem Witz und „Judenwitz“ unterscheiden. Die Gefahr des „Jiddelns“ besteht zudem und dann ist der Tomfall oft verballhornend bis antisemitisch. Also lieber nicht versuchen – sondern sich auf die „Profis“ verlassen! Etliche Beispiele erzählte Dr. Patka heute Abend und fügte zudem den Aspekt des jüdischen Humors in der Musik und die Tradition des jüdischen Kabaretts in Wien hinzu. In den nächsten Tagen wird reichlich Gelegenheit bestehen den jüdischen Witz näher kennenzulernen. Bereits am morgigen Donnerstag Abend wird in der Kleinen Synagoge der Liedermacher Dany Bober mit seinen Zuhörern auf eine „Jüdische Zeitreise“ gehen. Ein Feature aus Liedern, Geschichten und jüdischen Humor steht im Mittelpunkt der Kooperationsveranstaltung, die wir gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung durchführen. Der Beginn der Veranstaltung ist 19 Uhr. Am Freitag ist dann ab 20 Uhr im Cafe Nerly Stand up Comedy zu erleben. Oliver Polak wird das Publikum unter dem Motto „Ich darf das, ich bin Jude“ unterhalten. Tolle Veranstaltungen sind bis zum 11. November noch im Programm der 20. Jüdisch-Israelischen Kulturtage!

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