
Kibeo oder KIVAN

Ihr Stadtrat für Erfurt



Die Halbwertzeit von Zusagen, die in Gesprächen mit Vetretern von Rot-Rot-Grün in Erfurt gegeben werden ist ausgesprochen kurz – diese Erfahrung mussten heute zum wiederholten Male Eltern von Kita-Kindern machen. Wenn es nach Rot-Rot-Grün geht, kommt die schier endlose Geschichte einer einheitlichen Entgeltordnung in Erfurt nun in die finale Phase.
Spätestens im März wollen die rot-rot-grünen Stadträte die neue Entgeltordnung beschlossen haben, um sie aus dem “Wahlkampf heraus zu halten”. Die linke Beigeordnete will das auch – allerdings, wie sie heute sagte aus Sorge, nach der Kommunalwahl könne es den Jugendhilfeausschuss in einer anderen Zusammensetzung geben und die Diskussion würde wieder von vorne losgehen.
Mit Satzungen, die am Ende nicht beschlossen werden, hat Frau Thierbach so ihre Erfahrungen gemacht. 2011 hatte sie zwar schon einmal eine einheitliche Entgeltordnung durch den Jugendhilfeausschuss gebracht, zog ihn dann aber aus bis heute nicht erklärbaren Gründen im Stadtrat wieder zurück. Zwei Jahre später gab es den nächsten Anlauf, dieses Mal war der Konsens zu greifen nah. Eltern und Träger hatten dem Entwurf aus dem Januar 2013 schon zugestimmt, da vermasselte Oberbürgermeister Bausewein das “Projekt”. Per höchstpersönlichen Eingriff verdoppelte er die maximalen Gebühren im Entwurf, um seinen Haushalt “rund zu bekommen”. Damit löste er eine heftige Protestwelle von Eltern und die Gründung einer Elterninitiative gegen überhöhte Kita-Gebühren aus. Eine Online-Petition und Stadtratsdiskussionen folgten und am Ende zog der OB seinen Entwurf zurück.
In Gesprächen mit den Elternvertretern erklärten damals alle Fraktionen bei einem neuen Entwurf solle es keine Mehrbelastungen der Eltern geben und man wolle die Entgeltordnung im breiten Konsens verabschieden. Monatelang arbeitete ein Unterausschuss an einem Entwurf. Das Ergebnis fanden sowohl die Elternvertreter, als auch die Träger und die Politikvertreter nicht so überzeugend. Dennoch wurde der Entwurf zur Elternbeteiligung Ende Dezember auf den Weg geschickt.
Die Linken kündigten letzte Woche vollmundig einen eigenen Entwurf an. Die Elterninitiative erarbeitete eigene Änderungsvorschläge und suchte damit das Gespräch mit den Fraktionen und dem Oberbürgermeister. Viel Zuspruch gab es dazu von allen Seiten und selbst der OB sagte seine Unterstützung für die Elternvorschläge zu. Auch seine SPD begrüßte die Elternvorschläge in einer Pressemitteilung. Allerdings erwies sich dies heute als inhaltsleeres Geschwätz, als das Thema im Jugendhilfeausschuss aufgerufen wurde.
Die CDU-Stadtratsfraktion hatte schon im Dezember ihre grundsätzliche Kritik am Entwurf des Unterausschusses vorgebracht und Änderungen angemahnt. In den Gesprächen mit der Elterninitiative hatten wir festgestellt, dass sich in deren Vorlage unsere Intensionen wiederfinden. Also gab es folgerichtig die verbindliche Zusage, die Änderungsvorschläge der Eltern zu unterstützen.
Bis gestern Abend sah es also fast nach einem breiten Konsens aus. Heute allerdings flatterte ein Änderungsantrag der Jugendhilfeausschussmitglieder von SPD, Linken und Grünen auf den Tisch. Mit Beginn der Sitzung 17 Uhr hielten wir ihn in den Händen. Darin wurden einige der Elternvorschläge aufgegriffen (sogar zum Teil eins zu eins abgeschrieben). Allerdings veränderten die Genossen die Prozentzahl und strichen den anrechnungsfreien Grundbetrag. Die linke Beigeordnete hatte erstaunlicherweise schon eine schriftliche Stellungnahme parat. Im Gegensatz zu den Ausschussmitgliedern durfte sie nach eigener Aussage den Antrag schon ab 14 Uhr bewerten. Zu einer Stellungnahme zum Vorschlag der Eltern hatte sie hingegen noch keine Zeit gehabt – den hatten die Eltern ja auch “erst” zwei Tage zuvor dem Oberbürgermeister in die Hand gedrückt. Zwar hatte er zugesagt das Papier zu unterstützen und es zur Bearbeitung weiter zu geben – allerdings offensichtlich nicht an seine Beigeordnete.
Gründlich verladen kamen sich die Eltern vor, als ihnen bei der Vorstellung ihrer Vorschläge signalisiert wurde, dass sie gar nicht antragsberechtigt seien und im Übrigen sowieso der Antrag von Rot-Rot-Grün beschlossen werden solle. Der Versuch der CDU mit der Übernahme des Elternantrags beide Entwürfe in den Unterausschuss zu verweisen, scheiterte nach langer Diskussion. Der Linke Antrag aus der vergangenen Woche war sowieso erst gar nicht aufgetaucht und von dem Einstieg in ein gebührenfreies Jahr mochte auch keiner mehr reden.
In den nächsten drei Wochen wird nun die Entgeltordnung auf Basis des Unterausschussentwurfs mit den heutigen Änderungen von Rot-Rot-Grün an die Kitas und Träger zur Stellungnahme verschickt. Während die Elternvorschläge für eine Entlastung nahezu aller Kita-Eltern gesorgt hätte (durch anrechnungsfreie Grundbeträge und eine Absenkung des Kita-Prozentsatzes) führt die Fassung von SPD, Linken und Grünen zwar zu Entlastungen bei Krippenkindern aber dafür bei vielen Eltern von Kita-Kindern (insbesondere bei mittleren Einkommen) zu Mehrbelastungen. Genaue Zahlenbeispiele konnten die Genossen heute nicht liefern und so bleibt erhebliche Unsicherheit bei den Eltern.
Mich hat heute sehr geärgert, wie die begründeten und guten Elternvorschäge von Tisch gefegt wurden. Vielen Dank an Henrik Wenzel und Mandy Grabe von der Elterninitiative für ihr Engagement und die Präsentation der Vorschläge heute im Jugendhilfeausschuss. Seit heute Abend sind die Chancen auf einen breiten Konsens bei einer einheitlichen Entgeltordnung leider deutlich gesunken. Aber ich hoffe, der Gesprächsfaden wird noch einmal aufgenommen und die Elternvorschläge finden eine Stadtratsmehrheit.




Jugendamt, 9. März 2010
Festlegung aus der Sitzung des Stadtrates zum TOP 7.1.1 – Drucksache 0448/10
– hier: Thematik der Kindertagesbetreuung Drucksache 0481/10 – öffentlich
Die Verwaltung wird beauftragt, eine Auflistung über die tatsächlich freien Plätze, die den Eltern in Kinderkrippen oder Tagespflegepersonen zum Stichtag 01.04. 2010 zur Verfügung stehen, zu erstellen. Aus dieser Liste soll zudem hervorgehen, in welchen Einrichtungen diese Plätze frei sind.
In der Stadt Erfurt sind zzt. 54 Tagespflegepersonen tätig. Zum Stichtag 01.04.2010 werden voraussichtlich 200 Plätze in Anspruch genommen.
Gegenwärtig sind in der Stadt sechs Kinderkrippen vorhanden. Sie verfügen entsprechend der Bedarfsplanung für den Zeitraum 2009/2010 über insgesamt 312 Plätze, von denen zum Stichtag 01.04.2010 voraussichtlich 298 Plätze in Anspruch genommen werden.
In den altersgemischten Gruppen und in den Kleinkindgruppen in Tageseinrichtungen für Kinder stehen tatsächlich 201 Plätze zur Verfügung.
Zum Stichtag 01.04.2010 werden voraussichtlich 192 Plätze in Anspruch genommen.
Noch nicht belegt sind 9 Plätze.
Aus der beigefügten Anlage können die Details zu den Einrichtungen bzw. Angeboten entnommen werden.
Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich die tatsächliche Inanspruchnahme der Einrichtungen bzw. Tagespflegepersonen täglich ändern kann.
gez. Winklmann
Amtsleiter
Anlage
Mit Blick auf die Entwicklungen im Bereich der Kinderbetreuung für die unter Dreijährigen appelliert der familienpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion eindringlich an die Stadtverwaltung und das Jugendamt. “Wir müssen dringend die Situation der Tagespflegemütter und -väter verbessern , wenn wir die Betreuung für unsere Kleinsten sicherstellen und jungen Familien unterstützen wollen.”
Tagespflege ist laut dem Thüringer Kindertagesstättengesetz der Kinderkrippe gleichgestellt. In kleinen Gruppen von bis zu fünf Kindern sorgen sich die Tagesmütter und -väter um Ihre Schützlinge. Auch der Thüringer Bildungsplan wird hierbei umgesetzt. Diese mit der Kinderkrippe vergleichbare Betreuung lässt sich jedoch an der Bezahlung und Finanzierung nicht ablesen. So bleibt bei vielen Tagesmüttern und -vätern nach Abzug Ihrer Betriebskosten kaum etwas übrig. Vor allem dann, wenn Sie ab einem bestimmten Einkommen verpflichtet sind, Steuern zu zahlen.
“Die CDU-Fraktion hat sich im Stadtrat im Dezember deshalb entschieden gegen die Kürzungen der Vergütung für die Kindertagespflege und weitere Einsparungen im Jugendhilfebereich ausgesprochen.”
Die Stadt Erfurt hatte bisher für die Tagespflege eine etwas höhere Vergütung gezahlt, als sie gemäß Beschluss des Landesjugendhilfeausschusses verpflichtet ist. “Nun will Andreas Bausewein seine “soziale Wohltat” wieder einkassieren.”, meint Michael Panse. Doch gerade das ist der falsche Weg. Denn viele Tagespflegemütter und -väter geben auf.
Mit dem neuen Thüringer Kita-Gesetz, was zur Zeit in der Koalition verhandelt wird, wird ein Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder ab einem Jahr verbindlich festgesetzt. “Auf diese individuellen Betreuungsangebote kann und sollte die Stadt Erfurt somit nicht verzichten, zumal Krippenplätze hier ohnehin Mangelware sind.
Frau Thierbach trägt hierbei besondere Verantwortung. Sie muss sicherstellen, dass für die Erfurter Kinder ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen. Es braucht nicht viel Weitblick, um zu verstehen, dass eine kurzfristige Einsparung durch Kürzung der Vergütungen für die Kindertagespflege, die Stadt und Ihre Familien am Ende teuer zu stehen kommt.
“Wir müssen überlegen, wie wir mehr Tagespflegeplätze schaffen können. Denn ein Tagespflegeplatz kostet deutlich weniger als ein Krippenplatz. Aber Tagespflege muss sich lohnen und so war es fahrlässig, die Vergütung weiter zu reduzieren.
Nicht zuletzt beschneidet das Jugendamt mit der Benachteiligung der Tagespflege die Freiheit der Eltern, selbst über die für die passende Betreuungsmöglichkeit für ihr Kind zu entscheiden.”, so Michael Panse.
