Familie im Wandel
Regelmäßig wenn das Landesamt für Statistik aktuelle Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung vorlegt, findet das Thema Demografie mediale Beachtung. Aktuell hat Günter Krombholz als Präsident der Landesamtes die Zahlen zur Entwicklung der Familien präsentiert und die TLZ hat dies in einem großen Artikel transportiert.
Innerhalb von gut 10 Jahren hat sich die Zahl der Thüringer Familien von 381.000 auf 288.000 um rund ein Viertel reduziert. Dabei sind 25 Prozent Alleinerziehende von denen wiederum 13 Prozent bei ihrem Vater leben. Nur noch 54 Prozent der Familien sind Ehepaare. Viele unterschiedliche Lebens- und Familienformen haben an Bedeutung gewonnen – politisch wird dies höchst unterschiedlich bewertet.
Allein schon bei der Frage „was ist eigentlich Familie?“ gehen die Meinungen weit auseinander. Während die einen darauf beharren, dass Familie nur dort ist wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern füreinander Verantwortung tragen, geht bei anderen die Definition der Familie viel weiter und Familie kann auch die soziale Familie sein. Die Frage warum Menschen immer weniger Kinder bekommen rückt dabei in den Hintergrund. Ich halte dies für falsch. Sowohl in meiner Funktion als Generationenbeauftragter der Landesregierung, als auch als Kommunalpolitiker finde ich dieses Thema immer wieder diskussionswürdig.
Vor zwei Wochen habe ich dazu einen einstündigen Vortrag bei der Online-Plattform „Idee Kommunal“ gehalten und die Hintergründe des demografischen Wandels beleuchtet. Geburtenmangel, Abwanderung, Alterung der Gesellschaft, Zuwanderung und Familienpolitik sind Begriffe, die zusammen gehören. In den letzten Tagen war allerdings die einzige Reaktion auf die Bevölkerungsprognosen, dass von Vertretern der rot-rot-grünen Landesregierung eine deutliche Zuwanderung gefordert wurde. Die allein ist allerdings zu kurz gesprungen.
Ich wünsche mir eine grundsätzliche Diskussion über die Bedeutung von Kindern für eine Gesellschaft, aber vor allem für jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft. Ich möchte meine drei Söhne nicht missen. In den letzten Jahren hatte ich viel Freunde an der Entwicklung aller drei. Der Älteste hat seinen Weg schon gemacht, hat selbst eine Tochter und ist gerade mit seiner kleinen Familie in eine größere Wohnung gezogen. Die beiden Jüngeren entwickeln sich prima und ich habe große Freude daran mit allen drei Söhnen viel Zeit zu verbringen. Eine große Familie ist die beste Prävention und trägt zu einem aktiven Altern bei. Dabei geht es nicht um die soziale Absicherung – dafür haben wir funktionieren Renten-, Kranken-, und Pflegeversicherungen. Es geht darum etwas gegen Einsamkeit im Alter tun zu können und ein erfülltes Leben zu führen.
Ich erlebe gerade, dass sich viele meiner Generation so langsam Gedanken machen, wie sie im Alter leben wollen. Für die persönliche Familienplanung ist es dann allerdings jenseits der 50 etwas spät. Die Landesregierung plant ab 2019 ein Landesprogramm für das solidarische Zusammenleben der Generationen. Ich finde die Idee dazu richtig, würde mir aber Wünschen, dass dabei der Stellenwert von Familie als Lebens- und Verantwortungsgemeinschaft mit Kindern stärker in den Blickpunkt gerückt wird.
Anbei der Link zu dem Vortrag bei „Idee Kommunal“.